Wie viele Menschen leben eigentlich vegetarisch oder vegan? Sprechen wir von einem Veggieboom und eine echten gesellschaftlichen Entwicklung, dann wird diese Frage zweifellos sehr interessant. Messbar ist die Zunahme an vegetarischen Alternativen, an vegetarischen Restaurants, an Medienberichten über Vegetarismus und Veganismus. In Tirol vor 2 Tagen sah ich, dass in einem deutschen Lifestyle Magazin für Frauen der Veganismus auf 8 Seiten thematisiert wurde. In der Buchhandlung Thalia in Innsbruck war eine ganze Auslagenscheibe der Frage gewidmet.
Doch die Zunahme am Interesse an Vegetarismus und Veganismus heißt noch lange nicht eine messbare Zunahme an vegetarisch/vegan lebenden Menschen. Es könnte ja sein, dass Omnivore einfach ab und zu vegetarische Alternativen suchen und trotzdem kein spürbarer Ernährungswandel in der Gesamtgesellschaft zu merken ist. Am Fleischkonsum z.B. ist noch kein Einbruch der Umsatzzahlen festzustellen.
Das Problem, die Anzahl an VegetarierInnen heraus zu finden, besteht darin, dass der Prozentsatz (noch) so klein ist, dass man sehr hohe Stichproben braucht, um verlässliche Zahlen zu erhalten. Im Auftrag der EU-Kommission wurde im Februar und März 2005 die Einstellung der EU-BürgerInnen zu Nutztierschutz und Vegetarismus erhoben. Für Österreich wird dabei der Anteil von 2,9% VegetarierInnen angegeben, siehe http://ec.europa.eu/food/animal/welfare/euro_barometer25_en.pdf. Damit lag Österreich hinter Großbritannien (4%), Luxemburg (3,5%) und Irland (3,3%) an vierter Stelle in der EU, wobei es damals EU-weit nur 1,7% VegetarierInnen gegeben haben soll. Der österreichische Ernährungsbericht 2008 ging von etwa der gleichen Zahl von 3% VegetarierInnen in Österreich aus.
Ende Oktober 2012 veröffentlichten die Vorarlberger Nachrichten eine von ihnen bei Edwin Berndt Marktforschung, http://edwinberndt.at/, in Auftrag gegebene Umfrage. Anlass waren die zahlreichen vom VGT ausgelösten Berichte über die Schweinehaltung in Vorarlberg und die heftige Reaktion der Öffentlichkeit auf die Zustände. Das Ergebnis der Umfrage ist beeindruckend:
8% der Menschen in Vorarlberg leben laut diesen Daten vegetarisch und 31% davon sind bereit, auf vegan umzustellen, während sich das lediglich 36% nicht vorstellen können.
Dieses Ergebnis überrascht, weil (Nutz-)Tierschutz und Vegetarismus tendenziell urbane Phänomene sind und Vorarlberg keine großen Metropolen hat. Doch unsere IFES-Umfrage von 2012 zur Einstellung der Menschen zu Tierversuchen hat ebenfalls ein starkes West-Ost-Gefälle in Österreich aufgezeigt, wobei im Westen, in Vorarlberg, das größte Tierschutzinteresse besteht. So waren 99% der WestösterreicherInnen für die Einrichtung eines Forschungszentrums für Alternativen zu Tierversuchen, aber nur 81% der OstösterreicherInnen. Ähnlich beim Verbot von Tierversuchen mit geringem Nutzen (91% zu 82%), beim Verbot von Tierversuchen an Hunden, Katzen und Affen (77% zu 65%), bei der Einrichtung einer Tierversuchs-Ombudsschaft (85% zu 72%) und sogar bei der Aufnahme von Tierschutz in die Verfassung (81% zu 73%).
Es wäre zunehmend interessanter, eine verlässliche Studie über den aktuellen Anteil an VegetarierInnen in ganz Österreich durchzuführen.
Ich kenne die nicht, aber vielleicht rücken die VN etwas heraus, wenn man nachfragt, oder sogar Edwin Berndt persönlich!
Gibts einsehbare Details zur Methodik?