Kürzlich berichtete die Tageszeitung „Der Standard“ von zwei Studien an der Stanford Universität, USA, die in den Fachzeitschriften „Earth System Science Data“ und „Environmental Research Letters“ veröffentlicht wurden. Die wesentliche Botschaft: der jährliche weltweite Methanausstoß hat einen neuen Rekordwert erreicht. Im Jahr 2017 sollen 600 Millionen Tonnen Methan in die Erdatmosphäre gelangt sein. Gegenüber dem Durchschnitt zwischen 2000 und 2006 sei das um 50 Millionen Tonnen erhöht. Der Artikel: https://www.derstandard.at/story/2000118709617/der-jaehrliche-methan-ausstoss-erreicht-einen-neuen-rekordwert
Methan ist ein sehr starkes Treibhausgas und beschleunigt daher den Klimawandel. Zwar hat es eine kürzere Lebenszeit in der Atmosphäre als CO2, doch selbst wenn man das einberechnet, wirkt es über einen Zeitraum von 100 Jahren 28 x stärker. Dass die Lebenszeit kürzer ist, prädestiniert Methan dafür dazu, als Notbremse in der Klimakrise zu fungieren: würde man den Methanausstoß reduzieren, hätte das einen viel rascheren Effekt, als wenn man den CO2-Ausstoß zu reduzieren versucht. Nur leider handelt die Menschheit wieder einmal gegenteilig.
Der Großteil der weltweiten Methanemission und 100 % des Zuwachses im Gegensatz zu vor 15 Jahren, ist auf den Menschen zurück zu führen. Neben Mülldeponien und fossilen Brennstoffen spielt dabei die Rinderhaltung die wichtigste Rolle. Dabei geht es aber nicht um eine intensive Rinderhaltung, nein, sondern um das Methan, das die Rinder bei ihrer Verdauung aus dem Mund rülpsen. Im Standardartikel wird einer der Studienautor_innen dazu so zitiert: „Die Leute scherzen über das Aufstoßen von Kühen, ohne zu wissen, wie groß die Quelle wirklich ist“. Sie sei nämlich sehr relevant.
In Afrika, China und den USA steigt die Rinderhaltung an, oft auf Weiden, die früher ein Urwald waren. Dadurch wird nicht nur mehr Methan erzeugt, sondern auch noch weniger CO2 aus der Atmosphäre gezogen. Besonders Urwälder und alte Mischwälder haben nämlich diese Funktion. Kurz gesagt: die Haltung von Rindern auf Weiden, auf denen dadurch keine Bäume wachsen können, ist eine von mehreren zentralen Ursachen für den Klimawandel.
In Europa ist die Rinderhaltung zum Glück rückläufig. Auch in Österreich. Die Statistik Austria weist für den 31. Dezember 2019 einen „Viehbestand“ von 1,88 Millionen Rindern in Österreich aus, also 1 Rind für 4 Menschen. Das ist ein Rückgang von 1,7 % oder 33.300 Tieren im Vergleich zu vor 1 Jahr. Und darüber müssen wir angesichts obiger Fakten sehr froh sein und hoffen, dass diese Entwicklung anhält. Stattdessen fördert unsere Landwirtschaftsministerin den Kuhmilchkonsum an Schulen mit Steuergeldern!
Weniger Rinder und entsprechend weniger Rindfleisch- und Kuhmilchprodukte statt regionaler pflanzlicher Alternativen bedeutet einen wichtigen Schritt Richtung Klimaschutz. Aber nicht nur das. Weniger Rinder heißt auch weniger Kälber, heißt wiederum weniger Tiertransporte und weniger Tierleid und weniger getötete Tiere. Selbstverständlich müssen wir uns also auch rein aus Tierschutzgründen, je weniger Rinderprodukte konsumiert und je weniger Rinder gehalten werden.
Noch einmal ganz deutlich: Die logische Schlussfolgerung aus den oben erwähnten wissenschaftlichen Arbeiten ist eindeutig. Ziel muss eine stetige Reduktion des Konsums von Rinderprodukten sowie der Anzahl der Rinder sein, die gehalten werden, und damit eine Reduktion der Weideflächen und damit eine Reduktion der Almflächen. Das wäre für alle Beteiligten besser: für die betroffenen Rinder genauso, wie für das Klima und für die Wildtiere, deren Lebensraum durch Weiden und Almen drastisch eingeschränkt wird! Wer sich über die Rinderweiden auf gerodetem Regenwaldgebiet im Amazonas aufregt, sollte auch dafür sorgen helfen, dass es in Österreich weniger Kuhweiden auf gerodeten Waldflächen oder Latschenfeldern gibt. Was wir zur Klimastabilisierung brauchen, sind vom Menschen unbeeinflusste Ökosysteme wie Urwälder statt Almen, die mit Abstand die beste Klimabilanz haben.