Ein Transparent auf Reisen durch Österreich. Wo ich überall hinkomme, in diesen Tagen! Von der Triumphpforte der Innsbrucker Stadtmauer, über die marmorierte Taille von Pallas Athene vor dem Wiener Parlament, das brüchige Gestein der Bastion am Grazer Uhrturm und die mittelalterliche Burgmauer der Festung in Salzburg, bis heute tatsächlich zum Dach der Kunstuni in Linz, hoch über dem Hauptplatz. Dabei, das sollte ich betonen, werden diese Aktionen jeweils von lokalen TierschützerInnen ausgeführt, ich „verborge“ nur das VGT-Großtransparent und helfe mit jahrzehntelanger Erfahrung aus.
Und letztere war heute auf der Kunstuni notwendig. Eine Aktion mit so vielen Problemen habe ich noch selten zum positiven Abschluss geführt gesehen. Zuerst kamen einige TierschützerInnen mit wichtigem Material versehentlich 75 Minuten zu spät. Dann ging die Presseaussendung hinaus, bevor wir noch auf dem Dach waren. Zu guter Letzt wurde ich, der als erster aus dem Fenster aufs Dach kletterte, dabei von Angestellten der Kunstuni gesehen, die eine Art Alarm auslösten, sodass sich die Fenster automatisch schlossen und, bis auf eine Person, niemand mehr nachkommen konnte. So landeten wir, statt zu viert, nur zu zweit auf dem Dach und hatten nur die Hälfte des Materials dabei.
Rasch mussten wir umdisponieren und die verschiedensten Teile des Dachs zu einer Sicherung zusammenbinden. Just in diesem Augenblick erschienen schon Hausangestellte auf dem Dach und sprachen uns an. Rasch wurden die Verantwortlichen der Kunstuni überzeugt, dass wir eine Kunstaktion durchführten. Dabei hissten wir gleich das Transparent. Letztlich musste ich meinen Abseilpartner mehr oder weniger die gesamte Zeit hindurch mit meinem Körpergewicht sichern – und dabei gleichzeitig eine 30 minütige Radiosendung live moderieren. Was für ein Ausnahmeerlebnis!
Doch Kunstuni und Polizei in Linz zeigten sich von ihrer verständnisvollsten Seite und ließen uns mehr oder weniger ungestört gewähren – wenn auch nur zu zweit und ohne entsprechendes Sicherungsmaterial. Unten am Hauptplatz begannen zahlreiche TierschützerInnen aus Linz eine Kundgebung zur Reform des Tierversuchsgesetzes abzuhalten. Nach 4 Stunden in der prallen Hitze des Metalldachs bei strahlender Sonne, mit dem Gewicht eines Kletterers an mir hängend, seilte sich mein Partner ab und ich konnte letztlich durch ein Fenster am Dach, das die Uni extra für mich öffnete und sogar eine Leiter anlehnte, die Szene verlassen.
Sind so ähnliche Aktionen in so rascher Folge für ein und dasselbe Thema wirklich sinnvoll, wurde ich gefragt. Ja, meine ich, wenn ich mir die regionalen Medienberichte anschaue. Wir wollen eine österreichweite Diskussion zu dem Thema, und deshalb gehen wir österreichweit zu den Menschen, um sie zu informieren. Dafür ist mir kein Weg zu weit (und keine Wand zu hoch).
Unsere Argumente sind klar:
- Die EU-Richtlinie schreibt vor, dass es für jeden Versuchsantrag eine ethische Abwägung zwischen dem Nutzen für die Menschen und dem Schaden für die Tiere im neuen Tierversuchsgesetz geben muss. Das steht also nicht zur Disposition. Es wäre keine Abwägung, wenn so nicht gewisse Tierversuche verboten würden, die eben für den angerichteten Schaden nicht genug Nutzen bringen. Jetzt gibt es die Option, diese Abwägung subjektiv durch einen Beamten des Ministeriums durchführen zu lassen, oder objektiv, durch einen vorher festgelegten Kriterienkatalog, wie in der Schweiz. Was schlägt die Wissenschaft vor, wie vorzugehen ist, nach Bauchgefühl eines einzelnen Beamten, oder nach durch vorherige Übereinkunft und wissenschaftliche Erkenntnisse entwickelten objektiven Kriterien?
- Tierschutz-Ombudsschaften sind nach dem Tierschutzgesetz für alle NutzerInnen und HalterInnen von Tieren zuständig, sie haben in allen Verwaltungs- und Verwaltungsstrafverfahren Parteienstellung – außer es handelt sich um Tierversuche. Wie, bitte schön, soll diese Ausnahme begründet sein? Warum soll eine Ombudsschaft für Schweine in Tierfabriken oder für Haushunde in Wohnungen Partei ergreifen dürfen, aber nicht für Versuchstiere in Labors?
Diese Fragen will die Tierversuchsseite nicht öffentlich beantworten, weil sie sie überhaupt nicht beantworten kann. Die Tierversuchsindustrie will einfach keine Kontrolle, sie will keine ethische Abwägung, sie will nicht, dass eine Ombudsschaft für die Versuchstiere, die sie nutzt, Partei ergreifen kann, weil das ihre Freiheit, mit Versuchstieren nach Belieben umzugehen, einschränkt. Aber Tierschutz schränkt immer die menschliche Freiheit zu missbrauchen (andere würden sagen: Tiere zu nutzen) ein. Und – das ist der zentrale Punkt – in Österreich wünscht die Mehrheit im Land diese Einschränkung, das werden auch die Damen und Herren aus den Tierversuchslabors, die sich bisher von Tierschutzbedenken unberührt sahen, akzeptieren müssen!
PS: Übrigens haben wir kürzlich aufgrund der Aktion auf der Triumphpforte in Innsbruck, von wo wir unverständlicher Weise von der Spezialeinheit COBRA der Polizei entfernt wurden, Bescheide von 100 Euro Geldstrafe pro Person und 310 Euro für den Feuerwehreinsatz erhalten.
HAT OFF to you and all those activists who participated in this splendid action. DO NOT FORGET, just how many people are on your side – the animal rights activists’ side. Not only in Austria but in many countries around the world.
I say to anyone out there (in this case Austria) – if you want to see REAL POSITIVE CHANGE in our society and see MORE POTENTIAL for real change, then join this (animal rights / animal protection) movement. Find some time, every little helps, to support it. !!!! Do something for it.