10 tote Fische bei der Aktion am Museumsplatz in Wien. So vielen kann ich noch in die Augen schauen, sie als Individuen erkennen. 1000 tote Fische – langsam schwindet der Überblick. In Österreich werden laut einem neuen internationalen Bericht von Compassion in World Farming, einer englischen Tierschutzorganisation, 8 Millionen Fische pro Jahr in Fischzuchten aufgezogen, um sie zum menschlichen Verzehr zu verkaufen. 8 Millionen! Etwa so viele, wie es ÖsterreicherInnen auf dieser Welt gibt.
In Österreich werden aber momentan 8,3 kg Fisch pro Mensch und Jahr verzehrt, das macht etwa 70.000 Tonnen für ganz Österreich pro Jahr oder rund 250 Millionen Fische! Die Differenz zu den Zuchtfischen wird durch Importe von im freien Ozean gefangenen Fischen ausgeglichen, vom Hering, als sogenanntem Rollmops, über die Sardinen bis zum Thunfisch. 250 Millionen, fast so viele, wie Menschen in den USA leben!
In der gesamten EU werden ca. 1,1 Milliarden Fische pro Jahr gezüchtet und ca. 80 Milliarden Fische im Meer gefangen. Jetzt sind wir schon bei Individuenzahlen, die die Gesamtbevölkerung der Menschen auf dieser Erde um das 10-fache übersteigen!
Weltweit sind es laut Bericht ca. 320 Milliarden Fische aus Massentierhaltung in Zuchtfarmen und sage und schreibe 2700 Milliarden oder 2,7 Billionen Fische, die jährlich aus dem Meer gezogen werden! Billionwn? Das übersteigt jedes Vorstellungsvermögen.
Der Bericht von Compassion in World Farming zählt detailliert die jährlichen Fangquoten bzgl. jeder Fischart und jedem Land der Welt auf. So steht dort, dass in jedem Jahr 10 Millionen Makrelen aus dem Wasser gezogen werden, damit Menschen sie essen können. Zweien davon, aus einem Mistkübel im Naschmarkt geborgen, wurde bei der Aktion gestern Samstag gedacht. Aber der Bericht gibt auch die Anzahl gezüchteter Fische jeder Art aus jedem Land wieder. Sage und schreibe 8,7 Milliarden Karpfen aus Zuchtfarmen kommen z.B. jedes Jahr weltweit auf die Teller von Menschen. Einige davon, an ihren Haltungsbedingungen gestorben, wurden in unsere Mahnwache eingebunden.
Wildfänge sterben entweder durch Erdrücken im Fangnetz, durch Ersticken an Bord der Fangschiffe, durch Erfrieren im Eis, auf das sie zur Frischhaltung gelegt werden oder erst beim Aufschneiden, wenn man ihre Eingeweide entfernt. Die Massentierhaltung von Fischen wird in dem Bericht wegen den hohen Besatzdichten, dem sozialen Stress unter den Tieren und wegen den Umweltbedingungen für die Fische kritisiert. So ist es offenbar schwer, bei so vielen Fischen auf kleinem Raum das Wasser sauber und bei richtiger Temperatur zu halten, die meisten Fische werden krank, Parasiten breiten sich aus. Aus den Zuchtbecken kommen die Fische meistens dadurch, dass einfach das Wasser abgelassen wird und man die vielen Fische vom Boden aufsammelt. Beim Stift Geras wurde dieses Vorgehen Jahr für Jahr zum Familienfest mit Einladung an die Kinder der Umgebung, beim großen Fischtöten dabei zu sein! Zum Tierleid kommt noch der Transportstress dazu, der den Tieren am Weg zum Fischschlachthof zugemutet wird. Man möchte nämlich auch hier das Fleisch dadurch frisch halten, dass man die Tiere möglichst lange am Leben lässt.
Die Sardinenschwärme bleiben aus, titelte das New Scientist vom 2. November 2013 auf Seite 7. Im Oktober soll die Sardinenflotte von West-Kanada ohne einen einzigen Fisch in den Hafen zurückgekommen sein. NaturwissenschaftlerInnen hätten vor diesem Kollaps der Fischbevölkerung wegen Überfischung schon seit Jahren gewarnt. Als TierschützerIn ist man im Zwiespalt. Natürlich wünsche ich mir nicht, dass die Sardinen aussterben, aber ist es nicht gut, wenn die Fischereiflotten nicht mehr milliardenfaches Leid verbreiten können? Auch beim Walfang kam es erst zum Umdenken und einem Moratorium, als die Anzahl der getöteten Tiere einbrach. Seitdem wird zwar um geringe Fangquoten gefeilscht, aber der kommerzielle Walfgang im großen Stil wurde nicht mehr aufgenommen. Wird das jetzt auch mit den Sardinen und zahlreichen anderen Fischarten geschehen? Es wäre ein Schritt in die richtige Richtung!
AKT- Kommentar zu:
http://www.tagesspiegel.de/wissen/tierphilosophie-das-leid-der-fische/7512524.html
Das vertreten wir seit 20 Jahren
Es ist traurig, dass es so lange dauert, bis die Wissenschaft das Offensichtliche erkennt und in quälerischen Tierversuchen “nachweist”.
Und lächerlich ist es ebenso. Müssen Nichtmenschen zu Aussagen über ihre Leidensfähigkeit auf der Folterbank gezwungen werden, bevor wir sie zu schützen bereit sind? Das ist der falsche Ansatz, denn Leben ist ohne Empfindung gar nicht möglich!
Die AKT hat 1995 die “Erste Demo für Fische in Europa” veranstaltet. Seither wurde dem Beispiel u. E. nicht gefolgt. Ginge es um Tiere und nicht um “Lieblingstiere” müssten die Fische und andere Kiemenatmer die best geschützten Tiere in der TS/TR-Szene sein. Aber dem ist deshalb nicht so, weil Speziesismus nach wie vor fester Bestandteil derjenigen ist, die angetreten sind, gegen Speziesismus zu kämpfen! Ein Paradoxon, nicht wahr?
http://www.akt-mitweltethik.de/images/texte/030FISHFLBL_.pdf