Der Autor gilt zumindest in Amerika als ein anerkannter Experte für Hunde. Er ist ein emeritierter Universitätsprofessor für Psychologie in Kanada und hat einige Bücher über Hunde geschrieben. Im vorliegenden Buch stellt er sich 72 Fragen zu Hunden und beantwortet sie. Dabei merkt man leider heraus, dass dieser Mann aus Amerika kommt. So ist für ihn das Kupieren von Hundeschwänzen selbstverständlich und er begründet es damit, dass Wachhunde sonst von EinbrecherInnen am Schwanz festgehalten werden könnten, und Jagdhunde würden sich sonst beim Laufen durchs Dickicht am Schwanz verletzen!
Einer von 6 Teilen des Buches behandelt die Zucht von Hunden. Auch hier kein Wort einer möglichen ethischen Kritik. Stattdessen wird von den Vor- und Nachteilen gewisser Rassen geschwärmt. Und in einem zweiten der 6 Teile wird erklärt, wie man den Hund „trainiert“ und zu einem Befehlsempfänger macht. Hier spricht der Autor ständig vom Alphawolf im Rudel, den „der Besitzer“ spielen soll. Er empfiehlt dabei auch den Hund auf den Befehl „mach schnell!“ abzurichten, sodass der Hund sofort Kot absetzt. Immerhin verwirft er nach einer Analyse der negativen Konsequenzen die „körperliche Einwirkung beim Training“, also das Bestrafen durch Schmerzen. Positive Verstärkung durch Konditionierung würde besser funktionieren.
Doch abgesehen davon finden sich in diesem Buch sehr viele interessante Fakten über Hunde, für die auch eine ganze Reihe wissenschaftlicher Quellen angeführt ist. So lernen wir, dass die Augen von Hunden durch verschiedene Mechanismen wesentlich besser im Dunkeln sehen und durch eine um 50% höhere Bildfrequenz deutlicher Bewegungen wahrnehmen können als beim Menschen, aber dafür besitzen sie nur 2 Farbzapfen für gelb und blau, sodass das Farbspektrum ärmer ist. Einem Hund dürfte es schwer fallen, einen roten Ball in einer grünen Wiese mit den Augen zu entdecken. Und Hunde können auch nicht so scharf sehen, wie Menschen, sie können Details in z.B. 6 m Distanz gerade noch auseinanderhalten, die durchschnittliche Menschen noch aus 23 m deutlich wahrnehmen.
Was die Hörfähigkeit betrifft, sind Hunde nicht nur im Frequenzbereich der menschlichen Sprache sensibler, so hören sie Wolfsgeheul aus der vierfachen Distanz im Vergleich zu Menschen. Sie sind auch in einem wesentlich höheren Frequenzbereich empfindlich. Während Menschen i.a. keine Töne höher als 16.000 Hz hören, reicht das Frequenzband bei Hunden bis 65.000 Hz. Deshalb würde für sie ein Staubsauger ganz anders klingen, weil sie auch die Quietschgeräusche des Rotorblattes wahrnehmen.
Aber unübertroffen ist die Hundenase mit bis zu 300 Millionen Riechzellen im Vergleich zu den 5 Millionen der Menschen. Dadurch sind sie z.B. in der Lage 1 g Buttersäure in einem Luftvolumen der Stadt Philadelphia, also 350 km² und 100 m Höhe, oder Lungen- bzw. Darmkrebs aus der Atemluft zu erriechen.
Der Mensch hat 9000 Geschmacksknospen, der Hund nur 1700. Laut Autor dieses Buches haben Tiere umso feinere Geschmacksnerven, je weiter unten in der Nahrungskette sie sich befinden. Die Vorfahren von Hunden wurden offenbar seltener gejagt und gegessen als die von Menschen. Dafür könne der Hund neben süß, salzig, sauer und bitter auch fettig und wässrig schmecken.
Mit den Schnurrhaaren haben Hunde ein Sinnesorgan, das dem Menschen so fehlt. Damit können sie mit der Schnauze im Dunkeln Abstand zu Gegenständen halten und den leisesten Luftzug spüren.
Mit einer Hirnmasse von 140 g, also etwa 10% von der des Menschen bei einem Drittel an Körpergröße, seien Hunde so intelligent wie 2 ½ – 3 jährige Menschenkinder. Das behauptet der Autor, ohne Widerspruch zu dulden. Und es heiße z.B., dass Hunde zwar Zuneigung, aber keine Scham, keinen Stolz, keine Schuldgefühle und keine Verachtung empfinden könnten. 1000 Begriffe der menschlichen Sprache, die guttrainierte Hunde verstünden, würden dem Wortschatz von 3 jährigen Menschenkindern entsprechen. Und sie hätten ein Bewusstsein für Fairness, aber nicht für Gleichbehandlung, schließt der Autor aus Experimenten, bei denen Hunde zwar für dieselbe Leistung auch belohnt werden wollten, wie andere Hunde, aber es musste nicht dieselbe Qualität der Belohnung sein. Hunde könnten auch Alzheimer bekommen oder depressiv sein. Einer Studie zufolge litten in einem Jahr in England 623.000 Hunde an Depression und 900.000 an Appetitlosigkeit wegen zu hohem Stress.
In anderen Studien waren Hunde in der Lage einfache Additionen und Subtraktionen durchzuführen. Richard Wagner soll mit seinem Hundefreund zusammen komponiert haben und tatsächlich würde sich nachweisen lassen, dass Musik die Stimmung bei Hunden beeinflussen kann. Auch dieser Autor plädiert übrigens dafür, seinen Hunden zu ermöglichen, selbständig Erfahrungen zu machen. Dadurch würden sie intelligenter und ihr Gehirn nachweislich wachsen.
Interessant die Verwandtschaftsverhältnisse von Hunden. Sie würden mit Wölfen 99% der Gene teilen und hätten bereits mit Schakalen, Koyoten, Dingos, afrikanischen Wildhunden, arktischen Füchsen und Schwarzfüchsen Kinder gezeugt, also quer durch die Artgrenzen. Insgesamt soll es 525 Millionen Hunde (und nur 400.000 Wölfe) in 339 registrierten Rassen weltweit geben. 73 Millionen davon in den USA, 43 Millionen in Westeuropa, 40 Millionen in Südamerika und erstaunliche 110 Millionen in China. 4-6 Millionen Hunde pro Jahr würden in den USA jährlich eingeschläfert, weil kein Mensch sie aufnehmen will.
Der größte je gemessene Hund sei ein Mastiff mit 165 kg Körpergewicht und 2,6 m Länge gewesen, der kleinste ein Yorkshire Terrier mit 110 g, 6,5 cm Höhe und 9,5 cm Länge.
Und Hunde würden den Menschen in Sachen Laufen deutlich in den Schatten stellen. Greyhounds erreichen eine Maximalgeschwindigkeit von 73 km/h in bereits 6 Sprüngen (der schnellste Mensch läuft 37 km/h), d.h. sie brauchen 5,33 Sekunden auf 100 m (der schnellste Mensch 9,58 Sekunden). Die Geschwindigkeit von 56 km/h halten Hunde sogar über 11 km durch! Bei einem Rennen würden Huskies einen 100 kg Schlitten mit einer Geschwindigkeit von 16-19 km/h ziehen und so in 11 Tagen eine Strecke von 1868 km überwinden.
Ob man aber das Buch für diese Zahlenspiele allerdings kaufen muss, ist eine andere Frage. Und, ja, Hunde können träumen.