25. November 2024

Tierversuchspetition: Schreiben an den Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich beziehe mich auf die Pro-Tierversuchspetition auf Ihrer Webseite.

Sie rechtfertigen dort Tierversuche in der biomedizinischen Forschung, weil dadurch bessere Heilungschancen für menschliche Krankheiten bestehen würden. Aber die Petition, soweit ich das sehe, verteidigt grundsätzlich alle Tierversuche in allen Themenbereichen. Deshalb meine Frage: Verteidigen Sie auch Tierversuche in der Veterinärmedizin? Und in der Verhaltensforschung? Und in der Nutztierindustrie? Zu letzterer Thematik, also zur Effizienzsteigerung von der Nutzung von Tieren  zur Herstellung von Tierprodukten, gab es im Jahr 2014 insgesamt 36 Tierversuche. Mich würde interessieren, ob Sie auch diese Tierversuche verteidigen, und wenn ja, mit welchem Argument. Eine Verbesserung der Heilungschancen für menschliche Krankheiten kann dabei ja wohl keine Rolle spielen, sogar im Gegenteil, die Effiziensteigerung in der Tierindustrie wird zu mehr menschlichen Krankheiten führen.

Wieso machen Sie also keine Petition nur für Tierversuche in der biomedizinischen Forschung? Oder unterstützen Sie tatsächlich Tierversuche in anderen Sparten auch? Und wenn ja, warum führen Sie dann keine Argumente, die auch eine Rechtfertigung dieser Tierversuchszwecke umfassen, an? Als WissenschaftlerInnen sind wir einer Ethik der argumentativen Redlichkeit verpflichtet. Und diese zwingt uns, nicht Scheinargumnte vorzubringen, also z.B. so zu tun, als wären alle Tierversuche der Heilung menschlicher Krankheiten gewidmet. Die Redlichkeit verpflichtet, Argumente für alle Tierversuche, die wir vertretbar finden, anzuführen, und nicht ganze Sparten zu verheimlichen und mit der auf diese Weise erschlichenen Unterschrift für eine Petition mit zu unterstützen.

Es würde mich sehr interessieren, wie Sie dazu stehen. Wenn Sie Tierversuche z.B. für die Nutztierindustrie oder in der Verhaltensforschung oder der Veterinärmedizin aus ethischen Gründen ablehnen, warum sagen Sie das dann nicht öffentlich?

Mit freundlichen Grüßen,

Martin Balluch

5 Gedanken zu “Tierversuchspetition: Schreiben an den Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs

  1. Wie wäre es mit einer Pro-Folterpetition?
    Aufgrund gezielter Foltermethoden käme es dann häufiger zu Geständnissen und somit zu kürzeren Gerichtsverfahren. Dies würde eine Entlastung der Justiz und eine Erleichterung der Polizeiarbeit (das Sammeln von Beweismaterial entfiele fast gänzlich, schmutzige Tricks würden überflüssig) bedeuten, und letzendlich eine Einsparung von Steuergeldern.

    1. Das würde ich lieber lassen – darauf könnten manche eingehen. 😉

      Aber Spaß beiseite (bei einer so traurigen Geschichte). Fakt ist, dass auch Foltermethoden an Tieren getestet werden. Und Stimmen pro Folter werden auch immer lauter. Das wird immer wieder öffentlich diskutiert. Leicht zu finden bei google unter: “Folter wieder einführen”

      1. “Folter wieder einführen”: Bin erschüttert was zu diesem Thema alles zu finden ist, offenbar gibt es wirklich nichts was es nicht gibt …

        Offenbar gibt es auch nichts, was nicht an Tieren getestet wurde / wird. Der Mensch entpuppt sich in der Tat immer mehr als “Monster der Evolution”.

  2. Können wir diese Pro „Petition“ per Link bekommen?
    Dann starten wir eine Anti „Petition“.
    Bei solchen Fällen sollte man agieren, nicht nur re-agieren.
    Vom ersten Blick ist es eine pure Unverschämtheit, dass eine prominente „wissenschaftliche“ Institution eine derart Petition an die Öffentlichkeit startet, um Karriere und Geschäfte ihrer Laborbediensteten zu unterstützen.

    Ich jedenfalls habe so was noch nie gehört!

    Wenn der normale Steuerzahler wüsste, in welcher lukrativen Reaktorgläser sein schwer verdientes Geld verbrüht wird, dann würde er mit Sicherheit Magengeschwür bekommen, von dem nicht mal da ganze biomedizinische Forschungslabor ihn heilen könnte!!
    Amor

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