22. Dezember 2024

80% der Schweine in Vorarlberg dokumentiert!

Das Dokumentieren von Zuständen in Schweinefabriken (und Tierversuchslabors etc.) ist eine zentrale Aufgabe von Tierschutzorganisationen. Auch wenn dabei Gesetze minimal gebrochen werden sollten, ist das völlig legitim, weil nur auf Basis solcher seriöser Information die Mehrheit in einer Demokratie entscheiden kann, welche Art der Tierhaltung z.B. sie wünscht. Man kann nicht über Schweinefabriken und ihr potentielles Verbot diskutieren, ohne zu wissen, was da drin konkret passiert.

Deshalb haben TierschützerInnen in den letzten Wochen 22 Vorarlberger Schweinefabriken heimlich des Nachts besucht und dadurch 80% der Schweine dieses Bundeslandes gefilmt. Die Ergebnisse sind sehr erschütternd:

https://vgt.at/schweine_in_vbg

Beeindruckender Weise haben diese Resultate, die wir vom VGT am 23. August in Bregenz auf einer Pressekonferenz präsentiert haben, das Ländle völlig aufgerüttelt. Man spricht jetzt von Verbesserungen, jährlichen Kontrollen aller Betriebe, Kastration nur noch nach Betäubung und einer Förderung des Landes nur für Schweinehaltungen ohne Vollspaltenböden. Na immerhin. Ähnliche Präsentationen in den Hauptschweineproduktionsländern Steiermark, Niederösterreich und Oberösterreich hatten keine solchen Konsequenzen. Dort ist der Einfluss der Tierfabrikslobby auf die Politik offensichtlich größer.

Die Schweineindustriellen reagieren erbost, wie auf dem Forum Landwirt zu lesen ist:
http://www.landwirt.com/Forum/301577/Schweinehalter-mein-Beileid.html

„Das ist keine Demokratie, das ist Diktatur!
Und es ist krank! Die Tierschützer sind zu sehr gebildet, haben keine praktische Lebenserfahrung und sind einerseits verweichlicht, aber auch radikal. Das kann dem Volk nicht guttun!!!“

„Ist denn garkein Politiker dabei, der diese Entwicklung sieht, die Gefahren dieser Entwicklung erkennt und irgendetwas dagegen unternimmt? Sind denn wirklich alle so gleichgültig? Da geht es ja nicht nur um die wenigen Bauern, da geht es um das ganze Volk!!!!“

„Irre! Habt ihr euch die Photos angesehen? Alles rechtskonform; und relativ neue Ställe, sogar mit Großgruppen. Der Skandal ist die Berichterstattung. Ist der ORF jetzt nicht mal mehr in der Lage, Argumente abzuwägen und beide Seiten zu hören? Er hat offensichtlich kein Problem damit, legale Haltungsformen, die absolut dem gesellschaftlichen Konsens entsprechend, als tierquälerisch zu bezeichnen. Das ist der einzige Skandal, den ich hier erkennen kann.“

„Nach dem gewonnen Tierschützerprozess hat dieses “Gesindel”, ich kanns nicht anders bezeichnen, sorry, Rückenwind bekommen! Das hier viele Verbündete (AK, Sozialisten, Grüne, Bobos) auf diesen “Zug” (=Zeitgeist) aufspringen macht die Sache nicht einfacher.“

„natürlich sind diese militant/kriminellen Tierschützer abzulehnen, die braucht keiner. Aber […] ich hätte keine Angst denn auf Grund eines ORF Berichtes haben unsere Politiker nie schnell reagiert.“

„weiters zeigen die Bilder doch wirklich keine sonderliche tierquälerei, sondern halt vorkommnisse der normalen Produktion,- in eher ungünstigen momentaufnamen.
jeder schweinehalter weiß, wie schwirig es bei 35 grad im schatten ist, ein brauchbares stallklima zu erhalten. Dan mitunter mal ein Ferkel unter der Muttersauz verqetscht wird ist auch schlicht alltag der schweinehaltung und kein besonderes verfehlen der betreiber.  Das sommerloch der medien hetzt hier wirklich die falschen- soweit meine meinung“

Im Strafantrag im Tierschutzprozess wurde genau dieses Filmen in Schweinefabriken ohne irgendetwas zu beschädigen und ohne überhaupt Spuren zu hinterlassen inkriminiert.

Wenn ich derartige Ausbrüche lese, und mir die Ansichten der ÖVP vergegenwärtige, dann bekomme ich langsam das Gefühl, Tierschutz wird als Kulturkampf empfunden. Als eine Bedrohung des Lebens, wie „wir“ es kennen. Dann wird auch der ganze Tierschutzprozess verständlicher. Es geht hier längst nicht darum, ob radikale Tierschutzforderungen gestellt werden bzw. radikale Aktionen durchgeführt werden oder nicht, es geht darum, dass ein einflussreicher Teil der Gesellschaft jede kleinste Verbesserung in der Haltung sogenannter „Nutztiere“ als einen Frontalangriff auf ihr bisher gekanntes, traditionelles Leben ansieht, in dem offenbar Tiere überhaupt keinen Schutz vor ihren HalterInnen haben dürfen.

2 Gedanken zu “80% der Schweine in Vorarlberg dokumentiert!

  1. “Zu sehr gebildet und ohne Lebenserfahrung.” Do spricht da Bauer, dessen gesamte Familie seit Generationen nicht aus seinem Kaff herausgekommen ist (generationenlange Inzucht miteinbegriffen) So gesehen kann ich mir jetzt auch die Wahlerfolge der ÖVP im ländlichen Bereich erklären.
    Und waruim sollten mir die “armen Bauern” jetzt weiss Gott wie Leid tun, wenn sie dafür zu sorgen haben, dass es ihren Tieren gut geht? Davon würde ich mal ausgehen, dass die Bauern (offenbar bildungsfrei aber mit derselben Lebenserfahrung, wie sie der Urgroßvater ja auch schon hatte) sowieso darauf zu achten haben.
    Was den Bauern anscheinend nicht unbedingt eingeht ist, dass ihr eben GENAU sagt, dass die gesetzlichen Bestimmungen und das, was als Betriebsalltag bezeichnet wird tierquälerisch sind und geändert werden müssen. Dann werden eben die Beweise für diese Behauptung sammelt, weil behaupten kann schnell mal einer was.
    Ja, durch den Prozess habt ihr Rückenwind bekommen, da erst dadurch viele auf eure Arbeit aufmerksam gemacht wurden (wie das z.B. bei mir auch war.) Das macht weder eure Arbeit noch unsere Meinung weniger wertvoll, auch wenn das einige Schwarze, Bauern und Bobos zu meinen glauben.
    Habt ihr eigentlich keine Möglichkeit euch gegen den verleumderischen Vorwurf der Kriminalität zu wehren? Ist es nicht eigentlich kriminell jemanden als kriminell zu bezeichnen, nachdem er von einem unabhängigen Gericht für unschuldig befunden wurde?

    Ich werde versuchen mich in diesem Bauernforum einzuloggen; die brauchen dort dringend eine zweite Meinung, kommt mir vor.

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