5. November 2024

Achtung: Die Hühnerhaltung soll auf allen Ebenen verschlechtert werden!

 

Jetzt ist die sprichwörtliche Katze aus dem Sack! Ich halte einen 34 (!) seitigen Antrag der österreichischen Qualitätsgeflügelvereinigung QGV vom Oktober 2012 in den Händen, mit dem das für Tierschutz zuständige Gesundheitsministerium zu einer dramatischen Verschlechterung der Hühnerhaltung auf allen Ebenen gebracht werden soll!

„Geflügelgesundheitsprogramm“ ist der zynische Euphemismus dieser LobbyistInnen, die sich als besonders tierschutzfreundlich geben, für ihr Papier. Es handle sich um ein „Gesamtkonzept zur Überwachung und Reduktion des Antibiotikaeinsatzes, von Salmonellen, Campylobacter und zur Optimierung von Tierschutzindikatoren“. Im Kleingedruckten relativiert sich das dann sehr rasch. Salmonellen ließen sich durch Impfstoffe bekämpfen, Campylobacter und antibiotikaresistente Bakterien – die natürlich durch den hohen Antibiotikaeinsatz u.a. in der Hühnermast erst zum Problem wurden – bedürften aber „komplexerer Lösungsansätze“ und würden daher von der QGV alleine nicht bewältigbar sein. Aber eine große, tolle Idee ist der Tierfabriksindustrie eingefallen, wie man in Zukunft die „Hühnerproduktion“ optimieren könnte:

Erfahrungsgemäß bringt die alleinige Fokussierung auf Besatzdichte und Haltungsform weder eine Verbesserung für das Wohlbefinden der Tiere, noch führt dies zu einem verminderten Antibiotikaverbrauch, noch zu einer Verminderung der Einschleppung von für Mensch und Tier relevanten Keimen.

Und deshalb erhöhen wir die Besatzdichten doch einfach, so die Logik der QGV!

  • Junghennen in der Legehennenaufzucht, also bevor sie Eier legen, sollen in Hinkunft statt mit maximal 14 ab sofort mit 20 Tieren pro m² gehalten werden dürfen!
  • Die Weide von Legehennen in der Freilandhaltung soll von bisher 8 m² pro Henne auf 4 m² pro Henne reduziert werden!
  • Masthühner sollen statt bisher bei maximal 30 kg Lebendgewicht pro m² (also z.B. 20 Hennen mit 1,5 kg pro m²) bei 38 kg/m² (also 26 Hennen mit 1,5 kg pro m²) in fenster- und strukturlosen Hallen zu je zig tausenden gehalten werden!
  • In der Putenfabrik soll die Besatzdichte sogar gleich um geschlagene 50% (!) von 40 kg Lebendgewicht pro m² auf 60 kg/m² ansteigen!

Die QGV begründet: Dadurch wäre die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe deutlich verbessert und eine österreichische kontrollierbare Produktion könnte nachhaltig gesichert werden. Darin besteht also der „Tierschutz“ der TierfabrikslobbyistInnen: durch eine dramatische Verschlechterung der Haltungsbedingungen für die Hühner und Puten wird der Profit der Hühnerindustrie gesteigert und so gesichert, dass mehr Geflügel in Österreich „produziert“ wird und das sei wohl die beste Tierschutzgarantie, wo doch alle wissen, wie gut es den Tieren in Österreich geht und wie streng hier alles kontrolliert wird!

Das ist bereits der vierte (!) Anlauf der Hühnerindustrie, die Besatzdichten zu erhöhen. Schon 2004 kam es zum ersten Versuch, und damals gaben wir eine repräsentative Umfrage in Auftrag, die fand, dass 91% (!) der Menschen keine Erhöhung der Besatzdichten bei Mastgeflügel wünschen. Eine wissenschaftliche EU-Studie bestätigt ganz deutlich, dass Besatzdichten über 25 kg/m² bei Hühnern zu massiven Tierschutzproblemen führen, die Fußballen werden verletzt, die Hühner sitzen im Kot und bekommen Ätzwunden auf der Haut. Momentan dürfen die Hühner aber mit 30 kg/m² in die Hallen gepfercht werden, also ist die Besatzdichte jetzt schon viel zu hoch. Und die QGV schlägt nun vor, das auf 38 kg/m² zu verschlechtern, und hat allen Ernstes noch die Stirn, die ganze Geschichte als Tierschutzverbesserung zu verkaufen!!

Die Rechnung ist einfach. Die Erhöhung der Besatzdichte bei Masthühnern von 30 kg/m² auf 38 kg/m² bringt eine Produktionskostenersparnis von 4-5%, trotzdem sich die Mortalitätsrate um 44% erhöht! Mit anderen Worten: die Tierfabrikslobby will 4-5% mehr Profit und nimmt dafür – wie tierschutzfreundlich! – den zusätzlichen Tod von fast der Hälfte mehr Tieren in Kauf, die jetzt schon an den grausamen Haltungsbedingungen zugrunde gehen, bevor sie – eh noch im Kindesalter – schlachtreif werden.

Kein Wunder, dass dieses Wahnsinnspapier geheim gehalten werden sollte. Doch wir lassen uns nicht für dumm verkaufen. Ich rufe hiermit alle vernünftigen Menschen auf, diesem Wahnsinn Einhalt zu gebieten. Wir leben in einer Ära, in der Tierschutzgesetze sukzessive verschärft und tierfreundlicher gemacht werden müssen, nicht wieder demontiert. Mir scheint die QGV lebt auf dem falschen Planeten!

Ich bitte um scharfe Proteste an die QGV:

office@qgv.at

Und um eine freundliche Warnung an unseren Gesundheitsminister, dieser Verrücktheit keinesfalls nachzugeben:

alois.stoeger@bmg.gv.at

 

13 Gedanken zu “Achtung: Die Hühnerhaltung soll auf allen Ebenen verschlechtert werden!

  1. Hängeringend kann man nur den Kopf schütteln und sich fragen, welche Querköpfe da in führenden Positionen sitzen…..Das stinkt zum Himmel wie all der Mist, in dem die Tiere “schwimmen”…Es ist ein Wahnsinn, wie wenig Respekt der Mensch vor dem Tier als Lebewesen hat. Leben wir wirklich noch jenseits der Steinzeit, was dieses Mitgefühl betrifft, obwohl wir so tun, als sei dies die Fortschrittlichste aller Zivilisationen? Mensch, wach auf und steig aus aus dem Wahnsinn!

  2. Pingback: - Veggies-Linz
  3. Mit dem Leid der Tiere sich einen goldenen Arsch verdienen. Einfach nur zum schämen.Jedes Jahr eine neue Seuche herauf beschwören, den Biobauern und heimischen Schlachthöfen, mit extremen Auflagen, das Leben zur Hölle machen, dass sogar einige dadurch schliessen müssen.Tiere quer durch Europa fahren zum schlachten und verarbeiten. Die schöne EU und unsere Politikerheinis brechen uns allen noch das Genick. Einfach nur zum SCHÄMEN!!!!

  4. Mein Protestmail
    An: office@qgv.at
    Cc: alois.stoeger@bmg.gv.at

    Massentierhaltung – Technik und emotionale Verdummung

    Ventil

    Hallo,

    Vom aktuellen Pferdefleischskandal angewidert werden europaweit weitere Millionen Menschen – Ihre Konsumenten – sensibilisiert, wo genau die Tiere herkommen und wie es den fühlenden Tieren ergeht.

    Wie erklären Sie den Menschen – Ihren Konsumenten – zum Wohle Ihres Betriebes,

    dass Sie aus einer Vielzahl an Ideen die ungeeignetsten Architekten, Ingenieure und Berater,

    die in heutiger Zeit keine artgerechten Bauten zustande bringen

    und stattdessen auf enormen Leid bauen, bevorzugen?

    Wie erklären Sie Ihren Konsumenten, dass Sie mit Wortspielereien, die völlig von der Wirklichkeit abweichen, nicht nur die Tiere sondern auch alle Menschen – Ihre Konsumenten –
    hinters Licht führen, lassen?

    Haben Sie den Mut und das Können auf sämtliche unfähige Berater zu verzichten und alle Lebewesen würdevoll zu behandeln – für Ihre Konsumenten – und damit – in Aufrichtigkeit – für Ihren Betrieb.

    Es ist nicht wahr, dass finanzielle Notwendigkeiten heute irgend einen Menschen zu Massentierquälereien zwingen, auch nicht antiinnovativ, ideenlos nachahmend, weil es andere so machen. Und es ist nicht wahr, das müsste aus Platzgründen sein. Bauen Sie nach oben! Der Himmel ist offen! Eine TIERARTGERECHTE HALTUNG – mit Sonnenlicht – ist realisierbar. Wenn dafür kein Geld und keine Sinne zur Verfügung stehen, weil gerade wieder ein Gebäude um Millionen Euro um wenige Meter versetzt werden muss, könnten

    Projekte, auch ein Spendenaufruf, Beteiligungen ohne Aktien,
    Kooperation! mit Ihrem überstrapazierten Volkswirt!, der Ventile braucht,
    Ihnen, Ihrem Betrieb und den fühlenden Lebewesen konstruktiv beistehen,
    helfen bzw. in Ihrer Sprache: `von Nutzen sein´.

    Ich unterschreibe nicht mit freundlichen Grüßen,
    weil ich an die leidgeplagten Tiere denke
    (… keine Worte für dieses Elend …)
    die trotz stolzer Universitäten und Fachschulen rein gar nichts
    von einem Fortschritt der Menschheit merken.

    Das Einzige, was die Tiere von der Menschheit merken,
    ist eine enorme, emotionale Verdummung.

    Gruß,

    Eine Wutbürgerin

  5. Vom aktuellen Pferdefleischskandal angewidert werden europaweit weitere Millionen Menschen, Konsumenten, sensibilisiert, wo genau die Tiere herkommen und wie es den fühlenden Tieren ergeht. Menschen und

    Tiere merken nichts von einem Fortschritt der Menschheit,
    weil es ihn nicht gibt.
    Es wird nur blöder, brutaler und verlogener, wenn´s nach denen geht. Das ist der Fluch der Logik, die auf Technik und Zahlen setzt. Vielleicht muss es so extrem werden, damit die große Gegenströmung beginnt auch an den Universitäten und Fachhochschulen, die für diese emotionale Verdummung und Brutalität mitverantwortlich sind.

  6. das zeigt wieder mal wie Geisteskrank diese Herrschaften sind…..in den Zeiten der “Wirtschaftskrise” wird alles probiert um dieses kranke System noch ein wenig länger am leben zu halten….Profit über alles…..

  7. sieht aus, als wäre es mal wieder zeit für einen breit angelegten e-mail appell. diverse social medias und die vgt-website würden sich sicher über ein wenig zuwendung freuen 😉

  8. unfassbar was sich die ,, hühnerlobby” hierbei überlegt hat. das ist inakzeptabel und absolut wiederwertig!!!! alles auf kosten der sogenannten ,, produzenten”! es kann nicht sein, dass österreich mit dem tierschutz immer weiter auf das niveau anderer eu staaten sinkt! peinlich…

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