21. Dezember 2024

Alternative zum Vollspaltenboden: Mehrflächen Mastrinderhaltung bei Hütthaler

Etwa 70 % der Mastrinder Österreichs müssen auf einem Beton-Vollspaltenboden ohne jede Einstreu leben und mit lediglich 2,7 m², also 1,35 m x 2 m, für ein bis zu 650 kg schweres Tier auskommen. Was wäre die Alternative? Es müsse doch billig sein, einfach sein, wenig Aufwand haben, meint die Branche, sonst könne man im Wettbewerb um Billigfleisch nicht bestehen. Ein Besuch bei der Familie Hütthaler in OÖ, die durch ihre Tierwohlschienen für Schweine bei Hofkultur bekannt geworden sind, soll hier Antworten liefern.

Hütthalers halten eine handvoll Angusrinder auf der Weide, sogar mit eigenem Stier. Doch die Freilandhaltung wäre ein zu großer Schritt weg vom Vollspaltenboden, um als neuer Mindeststandard für alle Mastrinderhalter:innen zu gelten. Deshalb habe ich mich besonders für die 144 Mastrinder in den Mehrflächenbuchten am Hof interessiert, die konventionell gehalten werden und keinen Auslauf auf eine Weide haben.

Der Stall hat 16 Boxen mit jeweils 9 Tieren rechts und links vom Mittelgang. Angekauft für die Mast werden nur Kalbinnen, also weibliche Tiere, die noch nie geboren haben, im Alter von 10-12 Monaten mit ca. 300 kg Körpergewicht. Sie werden 1 Jahr auf 600 kg gemästet und dann zum Schlachthof gebracht. In den letzten beiden Buchten am Ende des Ganges befinden sich die ältesten Kalbinnen, in den ersten beiden die Neuankömmlinge. Alle 4 Wochen etwa kommen neue 18 Tiere an und alle rücken in die nächste Bucht nach, während die Ältesten getötet werden.

Die Buchten sind 3x so groß wie als Mindeststandard im Gesetz vorgeschrieben. Jeder der 3 Funktionsbereiche der Buchten entspricht der Größe nach einer üblichen Mastrinderbucht auf Vollspaltenboden. Bei Hütthalers aber gibt es keinen Spaltenboden, auch nicht in Teilen. Da ist einmal die Betonfläche bei den Futtertrögen, wo die Tiere zu essen bekommen, automatisch wird 10x pro Tag nachgefüllt. In der Mitte ist ein mit Sägespänen und klein zerhäkseltem Elefantengras tief eingestreuter Bereich, in dem die Rinder gerne liegen. Im Gegensatz zu Schweinen koten Rinder überall, weshalb dieser Bereich häufig gereinigt werden muss. Dazu wird die Einstreu täglich gewendet, der Kot eingearbeitet und frisch nachgestreut. Oberflächlich wird die extreme Verschmutzung teilweise entfernt. Dreimal im Jahr wird die gesamte Einstreu heraus geholt, kompostiert und erneuert. Pro Tier und Jahr werden 7,5 m³ Einstreu für etwa 200 Euro benötigt.

Der dritte Buchtbereich liegt außerhalb des Stalles. Es handelt sich um einen planbefestigten Auslauf im Freien. Dort sind auch Kratzbürsten zu finden. Wie sämtliche Bereiche wird auch dieser ständig verkotet. Deshalb müssen die nicht eingestreuten Bereiche durch einen automatischen Schieber, der so langsam fährt, dass die Rinder darüber steigen können, 3x pro Tag gesäubert werden. Dennoch bleibt ein gewisser Kotfilm zurück.

Als Nahrung bekommen die Kalbinnen 70 % Grassilage und 30 % Maissilage. Die Fermentierung findet in 7 großen Silos am Hof selbst statt. Zusätzlich gibt es 2 kg Getreide pro Tier und Tag, um auf die entsprechenden Zuwachsraten an Körpermasse zu kommen.

Positiv fällt im gesamten Betrieb die gute Luft auf, trotz der 144 Rinder und ihrer großen Mengen an Kot und Urin. Das ist darauf zurück zu führen, dass der Ausgang in den Auslauf keine Türen hat und immer offen ist. Zusätzlich sind die Bretterwände ziemlich luftdurchlässig. Rinder sind sehr kälteresistent und daher vermutlich mit dieser Lösung zufrieden. Viel schlimmer wäre es für sie, wenn es zu heiß wird.

Die Rindermast der Hütthalers mit Mehrflächenbuchten und tiefer Einstreu sind ein gutes Modell für einen neuen Mindeststandard in der Rindermast abseits des Vollspaltenbodens. Den Tieren geht es unvergleichlich viel besser, und dennoch hält sich der Zusatzaufwand in Grenzen. Für den gesamten Stall mit 144 Rindern fallen für eine Person 2,5 Stunden Arbeit pro Tag an. Da die Hütthalers selbst keine Erfahrung mit der Haltung auf Vollspaltenboden haben, konnten sie uns keinen Vergleich für den Aufwand liefern. Preislich sei das Problem, so Hütthaler, dass Biorindfleisch nur wenig teurer als Vollspaltenfleisch ist, weil Grassilage ohne Aufwand biologisch produziert werden kann. Deshalb gebe es finanziell wenig Spielraum für eine Tierwohlhaltung zwischen Vollspaltenboden und Bio. Andererseits, so denke ich mir, müsste dann der Schritt den Konsument:innen umso leichter fallen.

Was fehlt ist eine ehrliche Aufklärung über die Tierhaltung zur Fleischproduktion, eben eine Haltungskennzeichnung, sodass auf jedem Stück Rindfleisch zu erkennen ist, wie die Tiere dafür leben mussten. Die ständige Lobhudelei für den österreichischen Mindeststandard durch die Landwirtschaft als vorbildlich ist eine Lüge. Der Schritt zu Hütthalers Haltungsform als neuer Mindeststandard wäre für die Tiere vergleichsweise ein echter Fortschritt. Und dass das ohne großen Aufwand möglich ist, wird durch diesen Betrieb bewiesen!

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