7. November 2024

Auf der Suche nach dem Wolf

Diesen Sommer habe ich mich mit meinen Töchtern (3 und 6 Jahre) wieder einmal auf die Suche nach dem Wolf begeben. Nachdem naturferne Wahnsinnige und Verbrecher:innen ihn in Österreich immer abknallen, muss ich dafür leider ins Ausland. Am Besten in die Karpaten, weil die sind nicht so weit.

In der Tatra wurden wir nicht fündig. Aber in einem Urwald in den Beskiden war es dann endlich soweit. Unsere erste Wolfsspur:

Heulen haben wir ihn beim Zelten in der Wildnis leider nicht gehört. Aber hier ist man stolz darauf, dass Wölfe in den Wäldern leben. Ganz im Gegensatz zu dem hinterwäldlerischen Land etwas weiter westlich. Auf Schautafeln wird erklärt, dass man nicht nur Bisons ausgesetzt hat, sondern dass es neben vielen anderen seltenen Tierarten auch Bären, Luchse und eben Wölfe in den Wäldern gibt:

Und nicht nur das. Der Bezirk trägt auch einen heulenden Wolf in seinem Wappen:

Von hier gings weiter in die Ostkarpaten. Wölfe überall präsent, obwohl es sich um “Kulturland” im Sinne jener handelt, die in Österreich behaupten, dass darin kein Wolf Platz hätte:

Bald waren die nächsten Wolfsspuren gefunden:

Von hier aus fuhren wir in die Südkarpaten, um unter Wölfen zu zelten. Tatsächlich blieben wir 2 Tage im Zentrum des Territoriums eines Wolfsrudels. Die Foundation Conservation Carpathia FCC (https://carpathia.org) besitzt dort 25.000 ha Grund und verwaltet 80.000 ha, auf denen nicht gejagt wird. In diesem Bereich machen sie seit Jahren ein intensives Wolfsmonitoring. Dabei haben sie in 3 Jahren 354 Kotproben, 123 Urinproben, 20 Haare und 8 Gewebeproben eingesammelt und ausgewertet. Zusätzlich wurde in den Wintermonaten den Spuren der Tiere gefolgt und es gab zahlreiche Kamerafallen. Das Ergebnis: in der Region leben 6 Wolfsrudel mit 40 Tieren und 8 Einzelwölfen, mit einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis. Die Territorien der Rudel konnten sehr gut eingegrenzt werden:

Die linke Karte zeigt die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Wölfe, die rechte die Nachweise der konkreten Wölfe der 6 Rudel auf derselben Fläche wie links. Interessant ist, dass die Territorien der Wolfsrudel mit den Gegenden, in den Menschen dauerhaft leben, überlappen. Auf der linken Karte sind die Siedlungen der Menschen schraffiert eingezeichnet.

Wir hielten uns 3 Tage und 2 Nächte im Zentrum des zweiten Wolfsrudels von Norden (oben) auf, dessen Territorium westlich (links) um einen See liegt. Die Entwicklung dieses Rudels in 3 Jahren ist interessant. Im 1. Jahr bestand es aus 4 Wölfen: einem männlichen Tier, das mit keinem der anderen verwandt war, einer Mutter und zwei Töchtern. Im 2. Jahr hatte der männliche Wolf mit einer der Töchter zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter, die ebenfalls im Rudel blieben. Im dritten Jahr gesellte sich ein weiterer nicht-verwandter männlicher Wolf dazu. Insgesamt bestand das Rudel also zuletzt aus 7 Wölfen. Spannend, dass auch männliche Tiere ins Rudel aufgenommen werden, die nicht verwandt sind und sich nicht mit der Mutter paaren.

Gesehen haben wir leider keines der Tiere, aber wir haben ihren Kot gefunden:

Nach den Karpaten ging es weiter in die Lausitz. Dort werden Wolfshotels, Wolfscamps, Wolfstouren, Wolftracking und Aussichtsplattformen für Wolfsbeobachtung geboten. Ich habe keine derartige Plattform gesehen, auf der sich nicht jeden Abend und speziell bei Sonnenaufgang zig Wolfsfans tummeln und hoffen, ein Tier sehen zu können:

Vor dem Wolfshotel erzählt eine Tafel stolz davon, dass bereits 2000 das erste Wolfsrudel hier in der Lausitz nach Deutschland gekommen ist. Und zahlreiche Wolfsfanartikel, wie Postkarten, Schlüsselanhänger, Porzellanfiguren und Kuscheltiere werden verkauft:

Nur in Österreich hat man noch nicht kapiert, dass Wölfe ein Tourismusmagnet sind. Aber Österreich war immer schon ein bissl hinten nach bei progressiven Entwicklungen.

Aber nein, höre ich die Wolfshetzer:innen johlen, in Österreich gibts Schafherden und sonst nirgends. Mitnichten. In den Karpaten sind Schafe sowieso überall zu finden, aber auch in der Lausitz sind sie alltäglich. Eine Schautafel erklärt, was sie für eine ökologische Rolle in der Kulturlandschaft der Lausitzer Seenplatte spielen – mitten unter Wölfen:

Hier eine Aussichtsplattform zur Wolfsbeobachtung, von der aus man direkt eine Schafherde – hinter Elektrozaun und mit Herdenschutzhunden – sieht. Mitten dort, wo die Wölfe vorbeilaufen und sich im Übrigen nicht für die Schafe interessieren:

Tag um Tag warten meine Töchter und ich darauf, einen Blick auf den Wolf zu erhaschen. Dabei sehen wir sehr viel der wunderschönen Welt der Wildtiere hier:

Und so sieht es aus, wenn dann letztlich ein Wolf auftaucht:

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