Was zieht mich in die Tundra? Sicher nicht die karge Landschaft. Sogar Ameisen und Spinnen muss man hier erst suchen, bevor man sie findet. In einem Quadratmeter selbst wirtschaftlich genutzten Forstes in Österreich leben vermutlich mehr Tiere, als in einem Quadratkilometer Tundra. Aber genau deshalb ist es einer der letzten Orte, wohin man von der ständigen Präsenz der Menschheit fliehen kann. Dafür sind dort Begegnungen einer anderen Art möglich.
Der Regenpfeiffer flötet seinen charakteristischen, eintönigen Ruf in den Nebel. Sucht man sorgfältig die Gegend ab, sieht man ihn exponiert auf einem Stein oder einem Hügel sitzen. Ich schleiche mich an, um einen guten Schnappschuss zu bekommen. Eine Aufregung, die ich vielleicht mit JägerInnen teile. Nur bei mir bleibt das Tier völlig unversehrt am Leben.
Ganz selten sieht man Raubtiere hier. Sind schon die Vegetarier unter den Tieren so dünn gestreut, weil es kaum Pflanzen zu essen gibt, so gilt das für deren Fressfeinde natürlich umso mehr. Bär, Wolf, Luchs, Vielfraß? Fehlanzeige. Dafür Steinadler und Hermelin.
Rentiere begrüßen uns jeden Tag in der Früh, oft ganz nah am Zelt. Das ist umso erstaunlicher, weil sie als einzige Tiere hier vom Menschen bejagt werden dürfen. Die Sami haben als UreinwohnerInnen dieses Ausnahmerecht in den Nationalparks. Der Elch dagegen ist auch für sie tabu. Und trotzdem ist er deutlich scheuer.
In den zahlreichen Seen, Bächen und reißenden Flüssen sieht man ganz selten Fische. Dafür ist der Kormoran ein Sommergast. Und die Ente.
Lemming und Schneehuhn, beide ganzjährige Tundrabewohner, sind dagegen überall präsent, und sei es nur durch ihren Kot. Doch manchmal, wenn man lange still sitzt, kann man sie auch beobachten.
Und ein Eichhörnchen klettert in der Sonne auf einem Baum. Sieht nicht viel anders aus als bei uns. Wie diese Tiere diese harten Bedinungen überstehen, ist mir ein Rätsel.
So kann man sie doch sehen, die BewohnerInnen dieser kargen Gegend, wenn man sich nur die Zeit dafür nimmt.
Wunderschöne Tierwelt