22. Dezember 2024

Besuch bei den SchimpansInnen in ihrem Refugium Aiderbichl in Gänserndorf

P1000208kleinMit diesen Tieren verbindet mich eine lange Geschichte, mit den SchimpansInnen aus dem Tierversuchslabor in Orth an der Donau, damals Immuno, heute Baxter, die nun endlich in Gänserndorf ein Freigehege und ein halbwegs autonomes Leben geboten bekommen. Wir haben vor dem Labor demonstriert, wir haben mit Immuno gestritten, wir haben letztlich die Rehab zum Safaripark Gänserndorf begleitet, der 2004 in einem Bankrott endete, und wir haben für die seitdem gestrandeten SchimpansInnen neue GeldgeberInnen gesucht, weil wir uns als VGT beim besten Willen die Übernahme nicht leisten konnten. Endlich war ab 2010 Aiderbichl finanzstark genug, die SchimpansInnen zu übernehmen, 2011 wurden die Freigehege gebaut. Die Eröffnung ging medial um die ganze Welt, http://www.youtube.com/watch?v=QG6k2FRrm_s, die erste Begegnung mit der Natur ist unheimlich berührend: http://www.youtube.com/watch?v=VG7e1PSYXTc.

Gestern habe ich nun dieses Refugium und seine Freigehege besucht. Es war für mich ein sehr emotionales Erlebnis. Die unermüdliche Bewusstseinsarbeit im Tierschutz hat dazu geführt, dass sich die Gesellschaft geändert hat. In den 1980er Jahren wurden noch in Freiheit gefangene SchimpansInnen nach Österreich in Tierversuchslabors gebracht, in den 1990er Jahren hätte man sie noch nach der Nutzung einfach eingeschläfert, heute werden sie rehabilitiert und erhalten einen würdigen Lebensabend – ohne Schauobjekt in einem Zoo zu sein und ohne zur Arterhaltung gezüchtet zu werden!

Meine Eindrücke in Bildern:

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Moritz im Vordergrund, Anton dahinter, der ihm wie ein Schatten folgt. Beide wurden Anfang der 1980er Jahre in Sierra Leone in Freiheit gefangen, nachdem man ihre Mütter erschossen hatte, und dann nach Österreich in ein Tierversuchslabor entführt. Dort wurden sie im Keller zunächst in Käfigen der Größe 90 cm x 120 cm gehalten, ab 1991 dann in Einzelkäfigen der Größe 2,2 m x 2,2 m, und in der AIDS- und Hepatitis-Forschung verwendet.

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Anton hootet, um die menschlichen Eindringlinge zu beeindrucken, was ihm recht gut gelingt. Er ist 31 Jahre alt und wurde von 1986-1997 in Tierversuchen verwendet.
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Susi ist 39 (!) Jahre alt. Sie wurde bereits Mitte der 1970er Jahre in der Freiheit gefangen und entführt, vermutlich in die USA, von wo sie dann von einem österreichischen Tierversuchslabor als “Zuchtschimpansin” angekauft wurde. Man wollte in Österreich eine Zuchtkolonie von SchimpansInnen für Tierversuche schaffen, um sie nicht teuer einkaufen zu müssen. Susi wurde von 1976-1997 in Österreich in Tierversuchen verwendet.
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Xsara wurde am 2. Februar 1999 im Keller des Tierversuchslabors geboren und ist damit die jüngste der SchimpansInnen im Refugium. Durch ihre späte Geburt blieben ihr Tierversuche erspart, doch es sollte noch 12 Jahre dauern, bis sie erstmals die Natur unter freiem Himmel erleben durfte.
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Fips ist 29 Jahre alt und wurde Mitte der 1980er Jahre im Alter von 10 Monaten im Dschungel von Sierra Leone in Westafrika von Häschern eines österreichischen Tier- und Waffenhändlers gefangen. Dann schickte man ihn in einer zugenagelten Kiste per Flugzeug nach Österreich für Tierversuche. Preis: 460.000 Schilling oder umgerechnet € 33.500.
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Gogo gehört mit seinen 39 Jahren ebenfalls zur ersten Generation der nach Österreich aus der Freiheit in Westafrika via Tierversuchslabors in den USA entführten SchimpansInnen, die hier zur Zuchtkolonie werden sollten. Er wurden von 1976-1997 in Tierversuchen der AIDS- und Hepatitis-Forschung verwendet.

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11 Gedanken zu “Besuch bei den SchimpansInnen in ihrem Refugium Aiderbichl in Gänserndorf

  1. Hier http://tinyurl.com/n96t3hy kann man sich recht gut einlesen. Der “Natur.de”-Artikel kommt auf Seite 4 (fast ganz oben) vor und lässt sich auch abrufen. Einige Empfehlungen:

    http://tinyurl.com/l78scft
    http://tinyurl.com/mhg925h
    http://tinyurl.com/kgu2a37
    http://tinyurl.com/kflqvof

    Es steckt wohl darin eine gewisse Ironie, dass damals ein käuflicher (?), vorher gänzlich unbekannter Gutachter Namens Schweiger mit völlig frei erfundener “Expertise” eine zentrale Rolle beim offensichtlich illegalen Import der Tiere gespielt hat. Erinnerungen an Wiener Neustadt werden wach!

  2. @ Susanne Veronika

    Welch ein eigenartiger Zufall: Die verlinkte Seite aus Natur.de ist “nicht mehr verfügbar”! Hat man es auch dort mit der Angst vor Repressalien zu tun bekommen? Hätten Sie vielleicht ein paar weitere nützliche links? Ich werde, unabhängig davon, meine eigene kleine Recherche über Sitter & Co. durchführen.

  3. @Martin Balluch, danke für die Antwort. Den Film habe ich nicht gesehen, aber ich denke ich kenne Ausschnitte. Jetzt habe ich mir mal mühsam im Internet etwas rausgesucht. Es gibt gar nicht sehr viel zu finden.

    Ich verstehe nicht wie es möglich ist, dass Österreich vor den Augen der Weltöffentlichkeit, unkritisiert und unbehelligt, mafiöse Strukturen aufgebaut, oder wenigstens unterstützt hat, mit Beteiligung von Beamten; und dass selbst heute noch brav, angeblich aus Angst, geschwiegen wird. Da wäre der Mafiaparagraf passend anzuwenden.

    Wieder einmal spielt die Justiz in NÖ eine Rolle in einer kriminellen Geschichte. Denn was in Wien nicht ging, das ging in NÖ. Das fällt langsam auf.

    Was ich für reine Heuchelei halte, ist die Rolle der Pflegepersonen. Niemand der Mitleid mit den Tieren hat bleibt, um zu helfen sie zu quälen. Das ist eine reine Schutzbehauptung – behaupte ich. Ich denke das kann man nur durchhalten, wenn man die Psyche eines Folterknechtes hat. Dasselbe gilt selbstverständlich für die Wissenschaftler, die mit den Tieren “arbeiten”.

    Das ist zudem eine richtige Nazi-Geschichte, die wieder so einiges über Österreich aussagt.

    Angeblich waren sogar Leute vom WWF beteiligt.

    Und alle haben angeblich so große Angst, dass sie heute noch keine Namen nennen. Richtige Helden sind das.

    “Wir dürfen jetzt an vielen Stellen keine Namen nennen. Das erste, was dieser Mensch sagte war: ‚Sie waren nie bei mir und ich habe nichts gesagt. Und ich werde nicht zitiert.’ Das Zweite, was er sagte war: Er habe immer gewusst, dass diese ganzen Machenschaften irgendwann einmal ans Tageslicht kämen. Dieser Beamte hatte 30 Jahre darauf gewartet, dass sich jemand für diese Geschichte interessiert. Er hat uns hoch interessante Dokumente überlassen. Leider können wir es ihm im Film nicht danken. Diese Erfahrung, dass uns jemand beim Recherchieren half, aber auf keinen Fall genannt werden darf, hat sich durchgezogen.” (http://www.natur.de/de/20/Unter-Menschen,1,,1212.html)

    Also entweder saßen und sitzen noch immer gefährliche Kriminelle in höchsten Positionen in Österreich, oder der Mann lügt wie gedruckt und möchte sich rein waschen. Alleine diese Aussage wäre ein Grund für den Staatsschutz, zu ermitteln. Mitlesende Staatsschützer mögen das hier deshalb gleich als offizielle Anzeige gegen Unbekannt auffassen. Ich bin keine Anwältin, aber ich denke, Nötigung würde da schon passen. Menschen wurden (angeblich) durch psychischen Druck genötigt, auf eine Anzeige zu verzichten. Es ging um:

    “Dazu wurde mit Gutachten getrickst, wurden Einfuhrpapiere gefälscht, Politiker geschmiert und bestochen. Übrigens kannten sich die drei: Sie waren Kriegskameraden und schlugen, so berichten Zeugen, bei der Begrüßung die Hacken aneinander.” (ebenda)

    Also handelt es sich um Betrug, Bestechung von Politikern, Amtsmissbrauch, Verstoß gegen das artenschutzabkommen, und zwar in Form einer mafiösen Organisation.

    “Diese drei Herren haben noch 1986, als Österreich längst dem Artenschutzabkommen beigetreten war, dafür gesorgt, dass 20 Kisten mit Schimpansenbabys nach Wien verfrachtet wurden …” (ebenda)

    Verjährt kann das nicht sein, weil es sich um Straftaten handelt (zumindest was die Nötigung betrifft, die ja offensichtlich noch aufrecht ist) die eine ununterbrochene Folge von gemeinschaftlichen Straftaten darstellt, auch wenn die Haupttäter vielleicht schon verstorben sind. (Sitter etwa).

    Was mich noch empört ist, dass man von bekannten Nazis wie Sitter, Leihgaben für Museen angenommen hat. 2012 wurde eine Leihgabe von ihm zum Kauf im Dorotheum angeboten und dabei steht:

    Lot Nr. 131
    Temne, Sierra Leone:

    Elfenbein-Trompete eines ‘Ober-Häuptlings’ (‘Paramount Chief’). Eine Elfenbein-Trompete aus dem Stoßzahn eines Elefanten, in aufwändiger Arbeit mit einem blaugrünen Stoff und Leder gefasst. Das Leder ist dunkel und hell in geometrischen Motiven gefärbt, zum Teil mit kleinen Punkt-Kreisen punziert und mit hellen, vegetabilen Streifen durchflochten. Das ovale Mundstück ist mit Metall eingefasst. Das Querhorn endet oben in einem geschnitzten und abgesetzten Knauf, am unteren Rand ist ein Loch für die Trageschnur aus Leder (zum Teil vorhanden). Ein sehr altes, seltenes Stück mit sichtlichen Altersschäden und perfekter Gebrauchs-Patina. Unten innen: Schrift in weißem Lack: ‘Nö L. Museum Inv. No. N-379 Signalhorn eines Temne , Paramount Chief” Um 1900 oder kurz danach. L: 78 cm. (ME)

    ASA Prov.: Gesammelt um 1950 vom Zoologen Dr. Sitter in Sierra Leone. Später als Leihgabe ausgestellt im ‘Afrika-Museum’ (Teil des Nö.-Landesmuseums) in Deutsch Altenburg, NÖ. Nach Auflösung und Schließung des ‘Afrika-Museums’ in den frühen 1980er Jahren wurde das Objekt ordnungsgemäß and Dr. Sitter zurückgegeben und aus den internen Inventar-Listen des NÖ-Landesmuseums gestrichen. Die Inschrift im Inneren des Temne-Querhornes ist daher nicht mehr offiziell gültig und kann somit auch entfernt werden; österr. Privatsammlung.

    Experte: Prof. Erwin Melchardt
    erzielter Preis
    EUR 3.750,-
    Schätzpreis
    EUR 5.000,- bis 6.000,-

    Stammeskunst/Tribal-Art
    Auktionstermin: 24.09.2012 – 16:00
    Auktionsort: Palais Dorotheum
    Besichtigung: 15.09. – 24.09.2012

    http://www.dorotheum.com/auktion-detail/auktion-9603-stammeskunsttribal-art/lot-1379909-temne-sierra-leone.html?no_cache=1&cHash=1d3453a0ecaea750eca1c660271befcd

    So nebenbei erwähnt: Vor wenigen Tagen war im Fernsehen (leider weiß ich nicht wo) eine Doku zu sehen, bei der es um dieses Thema ging. Menschenaffen und auch andere Tiere Afrikas, werden noch immer gefangen und verkauft. Viele landen auch in China in Zoos, wo sie Kunststücke aufführen müssen. Können sie das nicht mehr, sperrt man sie in Einzelkäfige.

  4. Vielleicht kann dieses berührende Beispiel mit Gänsehautfaktor
    und Erwin Pröll, Erwin Prölls Worte bei der Ansprache zur Eröffnung des Schimpansenfreigeheges Gut Aiderbichl, bei der Neuauflage des Tierschutzprozesses Anfang 2014 etwas bzw. viel in den Herzen und Köpfen der Ankläger und Richter bewirken.

  5. abgesehen davon, dass ich es sehr schön find, dass die schimpansen jetzt so schön leben können.
    was genau wurde denn an ihnen getestet?

  6. Auch mich haben die “Gänserndorfer Aiderbichler” sehr beeindruckt. Mit meiner Familie besuchte ich sie im Juli 2013 und folgende Zeilen schrieb ich danach an das GA-Team:

    Liebes Gut Aiderbichl-Team!

    Letzten Samstag durften mein Mann und ich mit unserer Tochter, unserem Schwiegersohn und unserer knapp 4jährigen Enkeltochter die Affen in Gänserndorf besuchen.
    Danach habe ich versucht, unseren Freunden und Bekannten zu erzählen, zu schildern…. aber ich konnte nicht in Worte fassen, was ich dort gesehen, erlebt, gefühlt,… habe. Unsere Tochter fand noch die besten Wort mit: “Das muss man einfach selbst erlebt haben…”

    Immer wieder sagt mir mein Verstand, dass es sich “doch eigentlich” um Tiere handelt. Aber so, wie unsere beiden Hunde und Zwergkaninchen als eigene Persönlichkeiten echte Familienmitglieder für uns sind – mit auf ihre Bedürfnisse abgestimmter Versorgung und Pflege – so erschienen mir auch die Schimpansen nicht wirklich anders. Jedes Gesicht hat seine eigenen Züge, die Hände und Finger mit den oft schön geformten Nägeln, die verschiedenen “Frisuren”, die Art sich zu bewegen (ohnehin ein Wunder, dass “jemand”, der so lange in einem Käfig eingesperrt war, sich noch bewegen kann und nicht vollends übergeschnappt ist…), die Form des Näherkommens zu den Scheiben – mit fragenden, neugierigen, ängstlichen,.. Blicken, das Halten und Verspeisen von Lauch und Erdäpfeln (als “so-gut-wie-möglich-Veganerin” freu ich mich natürlich über die vegetarische Ernährung der Schimpansen besonders), das Miteinander dieser Lebewesen, ihre unterschiedlichen Neigungen, “Hobbys”, Fähigkeiten… Alles ist einzigartig und großartig!

    Gerne hätte ich noch viel mehr Zeit dort verbracht, hätte gerne noch lange still an einer Scheibe die Schimpansen beobachtet. Man muss es einfach erlebt haben…

    Gut, dass es Gut Aiderbichl gibt!

    Liebe Grüße,
    Elisabeth Polgar

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