5. November 2024

Blackfish – ein Film über Orkas in Gefangenschaft

Sie haben ein Gehirn mehr als 4 Mal so groß wie das des Menschen. Es hat eine sehr stark ausgebildete Großhirnrinde und gewisse Gehirnteile darin, die für soziale Gefühle zuständig sind, findet man bei Menschen gar nicht. Diese sollen dafür verantwortlich sein, dass Orkas, auch Schwertwale genannt, ein Leben lang bei ihrer Familie bleiben, statt irgendwann flügge zu werden und neue Lebensgemeinschaften zu gründen. Dabei können sie ein Alter von über 100 Jahren erreichen! Orkas wurden früher als Killerwale bezeichnet und tatsächlich sind sie die größten Karnivoren, die momentan auf der Erde leben. Allerdings gibt es keinen einzigen verbürgten Fall, in dem ein Orka in der freien Wildbahn einen Menschen getötet oder gar gegessen hätte.

Das sind einige der Fakten, die in dem Dokumentarfilm „Blackfish“ über Orkas zur Sprache kommen. Doch diese Tiere selbst sind nicht das Thema des Streifens. Die Regisseurin wurde zu dem Film inspiriert, nachdem sie mit ihren Kindern in der SeaWorld in Florida, USA, eine Show mit Orkas gesehen hatte und kurz darauf, im Sommer 2010, davon hörte, dass dort, während einer Show, eine Trainerin von einem der Wale namens Tilly sehr brutal getötet worden war. Der Film dokumentiert das Leben dieser gefangenen Wale und die Serie von tödlichen Attacken auf TrainerInnen, die einige Fragen aufwerfen. Letztlich wurde das Werk ein lautes und überzeugendes Plädoyer gegen das Fangen und Ausstellen zumindest dieser Tiere zur Unterhaltung von Menschen.

Tillys Geschichte beginnt Anfang der 1970er Jahre, als man ihn noch als kleines Kind in der Wildnis seiner Mutter entriss und gefangen nahm. Seine Familienangehörigen sollen noch viele Tage am Ort seiner Entführung geblieben sein und geschrien und getrauert haben. Für ihn war das Erlebnis offensichtlich auch traumatisierend. In seiner Jugend wurde er von einem Unternehmen namens SeaLand mit u.a. negativer Konditionierung dressiert, wobei die Strafe aus Futterentzug bestand. Als eine Trainerin am Rande seines Beckens ausrutschte und ins Wasser fiel, nahm er ihren Fuß und zog sie zum Beckenboden. Zwar ließ er sie noch ein paar Mal auftauchen, verlängerte aber die erzwungene Zeit unter Wasser, bis sie ertrank. Daraufhin verkaufte SeaLand Tilly an SeaWorld.

In die dort bestehende Gruppe konnte er sich nicht einfügen und wurde deshalb alleine gehalten. Man benutzte ihn aber zur Befruchtung der weiblichen Tiere, im Film sieht man Sequenzen, in denen er masturbiert und sein Same entnommen wird. Er wurde aber auch in Shows mit eingebunden. Eines Tages kletterte in der Nacht ein junger Mann über den Zaun des SeaWorld Areals und sprang zu ihm ins Becken, vermutlich aus Tierliebe. Tilly verstümmelte ihn durch Bisse und tötete ihn durch Ertränken. Und fast 40 Jahre nach seiner Entführung aus dem Meer schnappte er während einer Show eine Trainerin im nur 10 cm tiefen Wasser am Arm, zog sie in sein Becken und zerbiss sie völlig.

Doch diese Angriffe sind keine Einzelfälle. Der Film zeigt, dass sie bei Orka-Shows praktisch zur Norm gehören. Kein Wunder, müssen diese intelligenten Tiere doch über Jahrzehnte in strukturlosen Becken leben, außerhalb der Shows, also 2/3 der Zeit, sogar nur in winzigen Tanks. Die durch künstliche Befruchtung gezeugten Kinder werden ihren Müttern bald entrissen und verkauft. So nett kann man zu einem Wesen gar nicht sein, dass es unter diesen Bedingungen nicht geistig gestört wird und Rachegedanken hegt. Die einzige Alternative ist ein Ende von Orka-Shows und Delfinarien überhaupt, wie es in Österreich schon seit geraumer Zeit existiert. Bei uns hat es noch bis vor etwa 2 Jahrzehnten in Gänserndorf ein Delfinarium gegeben, ich kann mich an die Demos dagegen noch gut erinnern. Heute ist das Geschichte.

Die letalen Angriffe der gefangenen Orkas sind alle von Überwachungskameras dokumentiert. Doch Blackfish kommt ohne diese Sequenzen aus, vermutlich aus Pietät den Opfern gegenüber. Allerdings gibt es auch fast-tödliche Angriffe, die in voller Länge gezeigt werden. Im Bild oben sieht man einen Orka, der einen Trainer in den Fuß gebissen hat und auf den Grund des Beckens zieht. Nach 1 Minute 20 Sekunden taucht der Orka mit dem Mann wieder auf, schnappt sich seinen anderen Fuß und zieht ihn wieder hinunter, immer wieder, lässt ihn aber letztendlich doch frei.

Der Film ist nicht nur sehr informativ, sondern auch sehr spannend, ich kann ihn definitiv nur weiter empfehlen. 4 ehemalige TrainerInnen der Orkas in SeaWorld erklären, warum sie gegen solche Shows sind. Aber auch Tillys Fänger von 1971 und Verwandte der Opfer kommen zu Wort. Ein „must-see“ für alle tierschutzinteressierten Menschen!

3 Gedanken zu “Blackfish – ein Film über Orkas in Gefangenschaft

  1. Wow, sehr guter Artikel. Tiere in Gefangenschaft –> ein sehr großes Thema. Jeden Tag belustigen sich tausende Menschen bei Orka-Shows und in Delfinarien, und finanzieren so die eigentliche Gefangenschaft der Tiere. Aber es gibt ein wirksames Mittel dagegen, AUFKLÄRUNG. Je mehr die Öffentlichkeit davon erfährt, desto besser. Die Menschen können so zum Umdenken bewegt werden. Ein mutiger Kämpfer gegen die Delfin-Industrie ist Richard O`Barry, der seinerzeit ebenfalls in einem Delfinarium arbeitete und nun für die Rechte der Tiere eintritt!! Seinen beherzten und außergewöhnlichen Kampf kannst du hier auch nachlesen:

    http://motivationsgeschichten.blog.de/2011/01/22/flipper-starb-armen-10413903/

  2. Hast du schon Persönlichkeitsrechte für Tiere gelesen? Da geht es auch viel um Orcas (der Autor ist Delfinforscher)
    Letztens wurde in einer doku erwähnt, das es wohl einen Orca gibt, der als baby ziemlich schwer verletzt wurde und dadurch sehr beeinträchtigt ist, der wird von den dort lebenden Orcagruppen mitversorgt und beschützt und das schon seit Jahren.

  3. http://www.akt-mitweltethik.de/images/texte/019delfin2.pdf

    Wir sind davon überzeugt, dass der enorme Neokortex der Walartigen auch zur Verarbeitung dreidimensionaler Reize und Informationen erforderlich ist, denn sie leben im Volumen, senden Ultraschallwellen aus, empfangen die Reflektionen derselben und bekommen hierdurch exakte Informationen über ihre dreidimensionale Lebensumwelt. Dies erfordert erhebliche Speicher- und Verarbeitugskapazitäten, so wie bei einem Computer, der Hologramme anstatt nur zweidimensionale Bilder erzeugt. Wenn Wale kommunizieren, senden sie sich per Ultraschall die Schallwellen zu, die im Empfänger dreidimensionale Vorstellungen erzeugen, Kopien von jenen Infos, die der Sender aus seiner Erfahrung.- und Wahrnehmungswelt abgespeichert hat. Deshalb konnte bislang die “Sprache” der Wale auch nicht entschlüsselt werden. Wir Menschen haben ein zu primitives Gehirn hierzu, denn als Landtiere sind wir zweidimensional geprägt, da wir Flächenbewohner sind.

    PS.: Wir konnten 1994 ein Delfinarium in Deutschland abschaffen. Der Link oben war damals unser Flyer.

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