Die Sommergewitter sind abgezogen. Auch die frühherbstliche Regenperiode, die uns zumindest hier in Ostösterreich einen guten Monat lang daran gehindert hat, felsklettern zu gehen, ist vorbei. Nun steht den herbstlichen Höhenwanderungen im stabilen Sonnenschein nichts mehr im Weg.
Das Jahr kommt zu Ruhe. Die Laubbäume entziehen ihren Blättern das Chlorophyll und damit die grüne Farbe. Sie verfärben sich, welken und fallen letztlich zu Boden. Die Lärchen werden zuerst gelb und dann feuerrot. Unfassbar, was für ein Farbenspiel der Bergwald jetzt bietet!
Die Sicht ist klar, nicht dunstverschleiert, die Berge wirken unheimlich nah. Nebel liegt in den Tälern, aber nicht hier heroben. Das Inversionswetter wärmt die Felsflanken, während die Menschen unten frieren. Selbst der Fels ist warm. Zwar sind die Tage kurz, doch die Kletterei ist wunderschön.
Jetzt ist meditatives Wandern auf den langen, begrasten Rücken unserer Berge angesagt. Über Stunden gehen wir auf weichen Grasmatten dahin. Dabei denke ich über das Leben nach, über das, was in diesem Jahr alles geschehen ist, über unsere Jagdkampagne. Hier heroben kommen mir Ideen, wie wir weiter vorgehen können, um endlich ein Verbot der Jagd auf Zuchttiere zu erreichen. Die Stille ist beruhigend, viele Singvögel sind bereits abgewandert. Das herbstliche Hochdruckwetter verspricht einen gewitterfreien Wandertag. Ideale Voraussetzungen, um in sich zu gehen.
Mein Hundefreund Kuksi schnüffelt Gemsen hinterher. Liebe FreundInnen sind mit mir unterwegs. Später am Abend werden wir in der Hütte gemeinsam kochen. Der Herbst leitet die langen Winterabende am knisternden Holzofen ein. Das Leben nimmt einen Gang heraus, verlangsamt sich. Alles ist ruhig.
Die Sonne sinkt jetzt in flachem Winkel, hoch oben in der Atmosphäre haben sich Eisteilchen angesammelt, deren Lichtreflexion ein Farbspektrum eröffnet. Das Ergebnis sind tiefgelbe und -rote Sonnenuntergänge, die schier ewig dauern. Es gibt für mich kein wärmenderes Gefühl, als die abendliche Heimkehr in diesem Licht zu einem geliebten Menschen in unsere Blockhütte.
Das Leben ist so wunderschön!
“Das Leben ist so wunderschön!” Was für ein wunderbares Zitat! Genau das denke ich mir still auch immer in der atemberaubenden Berglandschaft on Oberkärnten, wo ich sehr viel Zeit im Jahr mit langen Wanderungen verbringe. Und dasselbe fühlen wahrscheinlich auch all die Tiere in der Natur, weshalb man um Lebensrecht und -freude aller fühlenden Wesen ewig kämpfen muss!