22. Dezember 2024

Die Schnüffelleistung von Hunden

100_0487kleinMein voriger Hund empfand ein Schnüffelspiel als Herausforderung. Dafür legte ich eine Spur an, in dem ich einfach einige 100 m durch Wald und Wiese ging, jeweils auf einer Geraden mit einer Ecke und einer weiteren Geraden, an einer Stelle, die ich für mich markierte, und ließ ihn dann den Geruch suchen. In 50% der Fälle konnte er das Problem meistern und die Spur bis zu Ende verfolgen.

Mein jetziger Hund ist da ganz anders. Ich nehme mir 5 Minuten Vorsprung und laufe auf beliebigem Weg wild durch die Natur. Er folgt meiner Spur im Galopp und hat mich bald eingeholt. Jedes Mal. Er kann auch der Spur anderer Menschen folgen, selbst welchen, die er kaum bis gar nicht kennt. Und das alles ohne spezifisches Training mit Leckerlis. Es ist eine Freude, ihm bei der Schnüffelarbeit zu zu sehen. Seine diesbezüglichen Fähigkeiten scheinen keine Grenzen zu kennen.

In einem mehrseitigen Artikel im New Scientist vom 24. August 2013 geht es um die Schnüffelleistung von Hunden. Diese würden um einen Faktor 100.000 (!) sensitivere Nasen haben als wir Menschen. Das sei u.a. darauf zurückzuführen, dass sie etwa 300 Millionen Rezeptoren auf einer 150 cm² Geruchsfläche in der Nase haben, während Menschen nur auf 6 Millionen Rezeptoren auf 5 cm² kommen würden. Das für den Geruch zuständige Hirnareal sei bei Hunden 40 Mal so groß wie bei Menschen. Hunde könnten den Geruch von Bananen bei einem Anteil von 1,1:1 Billion Geruchsteilchen ausmachen. Das entspräche der Fähigkeit, einen Zuckerkristall aus einer Milliarde Teeschalen herauszuschmecken.

Wissenschaftliche Tests haben ergeben, dass Hunde am Geruch feststellen können, zu welcher spezifischen Unterart des Fuchses ein gewisser Kothaufen gehört. Fehlerrate: 0%. D.h. der Unterschied müsse für Hunde so deutlich sein, wie für uns der visuelle Unterschied zwischen Äpfeln und Orangen, schließt New Scientist. Aber damit nicht genug. Hunde können auch am Geruch feststellen, ob ein Baum Misteln oder ein Mensch Krebs hat. Wenn mein Hund und ich durch die Wildnis gehen, macht sich für ihn da eine zusätzliche Tür in die Welt auf. Ich kann zwar riechen, ob Wasser in der Nähe ist, ob kürzlich ein Raubtier hier vorbeikam oder ob der Wald feucht oder trocken ist. Aber mein Hund scheint darüber hinaus noch unfassbar viel mehr an Information zu erhalten. Doch schnüffeln dürfte anstrengend sein: ich beobachte meinen Hund immer wieder dabei, dass er seine Nase im Problemfall erst als letzten Ausweg einsetzt, und nicht, wie man bei dieser Qualität erwarten würde, als erste Option. Auch das wird im New Scientist bestätigt: beim Schnüffeltraining müsse man ganz besonders den „Kluger-Hans-Effekt“ berücksichtigen, steht dort, weil Hunde zuerst auf die Anspannung der TrainerInnen achten, die sich nahe des gesuchten Objekts erhöht, als ihrer Nase zu vertrauen.

Es gebe nun schon viele Hunde, die in Arterhaltungsprojekten eingesetzt würden. Neben Schnüffelhunden an der Staatsgrenze gegen den Schmuggel von Elfenbein oder Leopardenpelz, würde man sie auch bei der Zählung von Individuen seltener Arten einsetzen, deren Kot sie finden, oder wenn es um die Frage geht, wie viele Vögel durch Windkraftwerke zugrunde gehen. Dabei seien Hunde aller Rassen potenziell für diese Aufgabe geeignet, die größten Unterschiede in der Schnüffelleistung seien individuell.

Ich freue mich schon auf unser nächstes Schnüffelspiel. Es ist immer wieder unglaublich, ihm bei der Schnüffelarbeit zuzuschauen, wobei er, wie gesagt, sogar im vollen Lauf die Spur nicht verliert.

2 Gedanken zu “Die Schnüffelleistung von Hunden

  1. Hunde können noch viel mehr. Sie verfügen genau wie wir Menschen über ein Sprachzentrum. Sie verfügen über mehr Fähigkeiten als wir.

    Hunde und Menschen teilen sich eine ähnliche sozialen Umgebung”, erläutert Andics. “Unsere Ergebnisse legen nahe, dass sie auch ähnliche Hirnmechanismen nutzen, um sozialen Informationen zu verarbeiten. Diese Erkenntnis könnte der Schlüssel zu der so erfolgreichen Sprach- bzw. Stimmkommunikation zwischen den beiden Arten sein.”

    Wie die Forscher um Attila Andics von der MTA-ELTE Comparative Ethology Research Group an der Eötvös Loránd Universität aktuell im Fachjournal “Current Biology” (DOI: 10.1016/j.cub.2014.01.058) berichten, handele es sich zudem um die erste vergleichende Studie zwischen Hirnfunktionen von Menschen und Nicht-Primaten.

    http://www.youtube.com/watch?v=StUkD_ACt60#t=14

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