5. November 2024

Die Tötungen von Streunerhunden in Rumänien haben begonnen!

RumänienHundefangManche im intellektuellen Feuilleton fühlen ihre Stunde gekommen, endlich können sie diesen leidlich mühsamen TierschützerInnen eins auswischen. Rumänische Kinder sterben, rumänische Menschen leiden, aber die menschenfeindlichen TierschützerInnen sorgen sich um die dreckigen Straßenköter. Ja, genau, um die sorgen wir uns auch!

Es ist oft wichtig in großen politischen Dimensionen zu denken. Man darf die Perspektive nicht aus den Augen verlieren. Aber Politik ist konsequentialistisch, d.h. es geht ihr nur um eine Wirkung, die Ethik und das Einzelschicksal sind dabei irrelevant. Doch Politik darf nicht über Leichen gehen. Ich habe eine sehr enge Beziehung zu meinem Hund. Würde ihn das Schicksal eines Streuners in Rumänien ereilen, würde mir das Herz brechen, ich wüsste, wie schrecklich es ihm dabei ginge. Soll dieselbe Misshandlung eines bestimmten Hundes keine Rolle spielen, nur weil es keinen Menschen gibt, der diesen konkreten Hund kennt und mit ihm mitleidet? Davon kann die Ethik nicht abhängen. In Rumänien geht es um 600.000 solche Misshandlungen, 600.000 Einzelschicksale, 600.000 Hundeleben, die in Gefahr sind.

Entgegen manchen öffentlichen Unkenrufen zeigen Kastrationsprojekte Wirkung. In Oradea, z.B., reduzierte sich die Anzahl der Streunerhunde von anfangs 5000 in nur 6 Jahren Projektarbeit auf 300. In Lugoj, wo der Bürgermeister hinter dem Kastrationsprojekt steht, wurde eine Population von 2500 Straßenhunden innerhalb von nur 3 Jahren auf 250 reduziert. Und das, ohne einen einzigen Hund zu töten. Die HundefängerInnen, die jetzt den Tieren auflauern, achten aber nicht auf die Markierungen bereits kastrierter Hunde. Alle werden gefangen, alle sollen getötet werden, ohne Unterschied. Und in die freiwerdenden Streunerplätze in den Grätzln rücken neue Hunde nach. Das Problem ist menschengemacht, alle diese Hunde stammen ursprünglich aus Haustierpopulationen, die – nicht zuletzt durch die Wohnungspolitik der kommunistischen Regierung – einfach auf die Straße gesetzt wurden und sich dort rasant vermehrten.

Im Jahr 2007 erwog die rumänische Regierung ein Gesetz, das staatliche flächendeckende Kastrationsprojekte eingeführt hätte. Von der EU gab es dafür sogar Fördergelder von € 4,2 Millionen allein für das Jahr 2013. Statt sinnvoll genutzt zu werden, gingen diese Gelder leider im Korruptionssumpf verloren. Nun will man alle Hunde einfangen und nach 14 Tagen, wenn sich niemand gefunden hat, der sie aufnehmen würde, töten. Die Art und Weise dieser Tötungen bleibt dabei Staatsgeheimnis. Von Gas- und Stromtod ist die Rede. Beobachten darf es niemand. Die Öffentlichkeit soll im Ungewissen bleiben.

Die Tötungen kosten pro Hund insgesamt € 110, inklusive Fang und Aufenthaltskosten in der Todeszelle. Das kann sich der Staat für die 600.000 Hunde sowieso nicht leisten. Die Folge? „Wilde Tötungen“ an allen Ecken und Enden in Rumänien, wird berichtet. Diejenigen Menschen – und die gibt es auch in Österreich –, die Hunde hassen, können jetzt ihren Hass an den Hunden ausleben. Eine schreckliche Vorstellung.

Ist so ein Tötungsbefehl für 600.000 Hunde in der EU legal? Am 27. September 2013 hat der Verfassungsgerichtshof von Rumänien das Gesetz für tierschutzkonform erklärt. Seitdem sind die Tötungen angelaufen, auch wenn die EU-Kommission bereits in 3 Briefen an die rumänische Regierung darauf hingewiesen hat, dass sie keine Lösung sind. Auch kleine Restpopulationen an Streunerhunden werden sich, unkastriert, rasant vermehren und alle freien Grätzlplätze besetzen. Und selbst wenn tatsächlich ausnahmslos alle 600.000 Hunde getötet worden sein sollten, so setzen sicher die Menschen sehr bald wieder neue Haushunde aus, wie überall auf der Welt, und das Karussell beginnt sich wieder zu drehen.

Notwendig wären flächendeckende Kastrationsprojekte, gekoppelt an eine breite Aufklärungskampagne in der Bevölkerung. Letztlich wird sich das Problem nur mit einem Bewusstseinswandel lösen lassen. Doch statt dem nachhaltigen aber mühsameren Weg, wird der populistische, scheinbar einfachere der nackten Brutalität gewählt. Das wäre eine Kritik im intellektuellen Feuilleton wert!

16 Gedanken zu “Die Tötungen von Streunerhunden in Rumänien haben begonnen!

  1. Rumänien ist total unsympatisch, schade das so viele Menschen in Rumänien so primitiv sind. Ich wünsche das mehr Rumänen den Hunden dort helfen und ich wünsche den Leuten dort die den Hunden das antun den grausamsten aller Tode!
    Ich habe einen Patenhund bei Pfötchenfreunde aus Rumänien 🙂

  2. Wenn ich mir vorstelle, das meinen Hund (gebürtiger Kroate) das Schicksal eines rumänischen Streuners ereilen würde, würde mir auch das Herz brechen. Aber genau so wie mein Hund empfinden würde, sind diese Streuner jetzt ja tatsächlich diesen Umständen ausgesetzt – die Betroffenheit, die dabei entsteht, ist in Worten nicht zu fassen.
    Es ist einfach nur verrückt, wie brutal Hundehasser mit unseren leider wehrlosen Mitgeschöpfen umgehen und bezeichnend, das dieser Umstand weitgehend ignoriert wird. Am meisten ärgert mich, wenn in den Medien von “Einschläfern” die Rede ist, was landläufig einen “humanen” Tod suggeriert. Es müsste doch bekannt sein, wie schmerzlos das “Einschläfern” dort ist. Diese Ignoranz legitimiert das barbarische Vorgehen auf hinterhältige Weise. Eigentlich Usus. Bei uns werden Tiere bsp. in der Massentierhaltung gequält … wenn man sich überlegt, wieviele fühlende Wesen in ein extrem trauriges Leben hineingeboren werden, meist ohne irgend eine Aussicht auf Besserung fristen sie ihr Leben unbeachtet in ihrem Leiden als lebenslange Mißempfindung.
    Menschen und Tiere gegeneinander auszuspielen, finde ich äußerst suspekt. Für mich gibt es nur “eine” Empathie für alle Lebewesen. Es befremdet mich eher, das diese beim Tier plötzlich aufhören sollte. Idealistisch formuliert müsste man sich doch freuen über die Vielfalt des Lebens. Wie im Artikel beschrieben, wird sich ohne einen Bewusstseinswandel diese Problematik wieder und wieder ereignen. Äußerst tragisch, das dieser vermutlich noch lange auf sich warten lässt.

  3. @Optimal:
    Zu dem Punkt, den Sie ansprechen, hat der Philosoph Robert Spaemann deutlich Stellung bezogen. Siehe Wikipedia.

    Zitat: „Zweitwichtigstes so lange zu unterlassen, bis alles Wichtigste sich erledigt hat, wäre das Ende aller Kultur.“

    Und diese Aussage bezog Spaemann ausdrücklich auf unseren Umgang mit Tieren. Es gibt keinen Grund, Menschen und Tiere gegeneinander ausspielen. Im Gegenteil: Man sieht, wie der Umgang der Rumänen mit den Schwächsten (den Tieren) letztlich ihren Umgang mit schwachen (z. B. Behinderten), unterdrückten, politisch missliebigen Menschen widerspiegelt.

  4. Am Umgang mit Mensch und Tier erkennt man die Moral eines Volkes. Und Angst vor Streunerhunden….. na da wäre meine Angst nachts auf der Straße vor Menschen weit größer.

  5. Hunde und Katzen gehören prinzipiell kastriert. Wenn sie ausgesetzt wurden ist es ja eigentlich schon zu spät dafür. Dieses exzessive Züchten von Tieren in irgendwelchen Kellern vor allem in den Ländern in Osteuropa, gehört außerdem total unterbunden. Diese Tiere karrt man quer durch Europa, damit sie dann in Südeuropa auf der Straße landen. Das ist Wahnsinn.

    @Optimal Weil es hungernde Kinder gibt soll man Hunden nicht helfen? Was tun sie denn für die hungernden Kinder dieser Welt? Es gibt auch viele Menschen die auf der Straße leben. Einige von ihnen stehlen, rauben, morden. Sind sie dafür, deshalb alle Menschen umzubringen die auf der straße leben? Weil sie vielleicht vor ihnen Angst haben? Das wird auch gemacht. Etwa in S-Amerika. Vom Tier zum Mensch ist es immer nur ein kleiner Schritt.

    Niemand wird dazu gezwungen sich einen Hund zu nehmen. Wer es tut, muss er für das Tier auch Verantwortung übernehmen. Letzteres wollen viele Menschen nicht, weil es anstrengend sein kann.

  6. Wir sind selbst Tierschutzaktivisten und wer einmal in die Augen eines solchen gequälten, geschundenen und verängstigten Tieres geschaut hat,sollte sich schämen, zur Gattung “Mensch” zu gehören ! Es ist keine Kunst wehrlose Hunde und Katzen zu töten,sondern eine peverse Aktion der Regierung Rumäniens ! Ein solches Land sollte von der EU ausgeschlossen, bzw. Förderungsgelder gekürzt werden !!!!!

  7. @ Optimal: Diese Hunde sind wegen uns Menschen dort, sie wurden ausgesetzt. Und diese Hunde sind von uns Menschen abhängig, sie können sich nicht selbst ernähren. Wenn es da zum Konflikt kommt, sind wir verpflichtet, diesen erstens nicht am Rücken der Hunde auszutragen, und zweitens mit geringstmöglicher Gewalt. Die Hunde durch Kastration an der Fortpflanzung zu hindern scheint mir da die beste aller praktikablen Lösungen.

    Wie gefährlich sind die Hunde wirklich? Ich war schon mehrmals in Rumänien, einmal sogar 5 Wochen, und ich bin sehr vielen Streunerhunden begegnet, aber nie war einer aggressiv zu mir oder sonst irgendwem. Daraus schleße ich, dass diese Hunde i.a. und jedenfalls mehrheitlich überhaupt nicht aggressiv sind und keine Gefahr darstellen. Viele Menschen füttern sie laufend, das konnte ich beobachten. Sie betteln, aber eben nicht aggressiv.

    In Österreich werden alle Hunde, die ins Tierheim kommen, automatisch kastriert, bevor sie vermittelt werden. Und hierzulande läuft das sehr gut. Tierheime sind zwar voll, aber seit etwa 2 Jahrzehnten werden keine Hunde mehr getötet, nur weil sie nicht vermittelt werden können.

  8. Irgendwo stehe ich verloren da. Da gibt es Kinder, die hungern, da werden Menschen in Bürgerkriegen abgeschlachtet, und da will man streunende Hunde retten. Ja rettet sie doch und gebt ihnen ein Heim, aber lasst sie nicht frei und auf auf kleine Kinder los.
    Man scheut keine Mühe und Kosten die Tiere einzufangen und zu kastrieren, was ja ebenso verwerflich ist. Stelle man sich vor, man macht das mit Menschen. Auf der anderen Seite, möchte ich nicht unbedingt, dass das Tier, welches ja auch Krankheiten übertragen kann, mein Kind angreift, es verletzt oder mein Kind wird davon krank. ich kenne einen Staat, in dem nachts, wenn die Leute schliefen, streunende Hunde eingefangen wurden, ohne Lärm und Quälerei, um dann wenn der Lkw voll war die Tiere an einem Ort abseits, zu erschiessen und zu vergraben. Ist vieleicht ökonomischer für den Staat und kindersicherer… Ich mag Hunde, hab aber Angst vor Streunern, s.o.

  9. Und solche Länder sind bei der EU dabei. Natürlich schweigt Brüssel, es ist echt eine Schande. Vor der Kreatur Mensch habe ich immer weniger Achtung.

  10. @Lilli, Die “Menschen” (man nennt sie so, obwohl sie eigentlich keine sind, denn sie haben nicht einmal das Mitgefühl eines Krokodils) die auf grausamste Art diese armen Hunde töten, machen dasselbe jederzeit mit Menschen, sobald sie sicher sind, dass sie selbst deshalb keine Nachteile haben. Irgendwann werden sie das wahrscheinlich auch tun. Es ist nur eine Frage der Zeit und der Gelegenheit. Tier, oder Mensch, das macht für solche Typen keinen Unterschied.

  11. Die haben doch nichts besseres zu tun, alles was stört, muss erschossen werden, das war doch schon immer so, genauso ist es mit anderen Tieren wie z.b der Wolf der zu nah an Städte kommt, schon ist der eine Gefahr.
    Oder die Wilderer die einfach nur Elefanten oder Nashörner abknallen.
    Wofür soll das gut sein??
    Die sollen die Tiere in Ruhe lassen.

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