Die Geschichte beginnt mit einem Polizeispitzel, der sich „Danielle Durand“ nannte und von der SOKO Tierschutz Anfang April 2007 im VGT eingeschleust wurde. Diese Dame war eine der Waffen, die die Polizei gegen uns eingesetzt hat, um unseren Verein zu zerschlagen. Ist das nicht seltsam? Bisher haben nur Tiernutzer_innen Gewalt gegen Tierschützer_innen ausgeübt, niemals umgekehrt. Wir wurden von Zirkusangestellten verletzt, zum Teil sehr schwer, von Schweinefabriksbetreiber_innen und Pelzfarmer_innen angeschossen und von Jäger_innen misshandelt und beraubt. Und weder Polizei noch Justiz waren in der Lage, diese Gewalt einzudämmen. Stattdessen schickt man uns die Spitzel hinterher. Man stelle sich vor, es gäbe einmal Polizeispitzel unter einer Jagdgesellschaft, mit dem Ziel, Gewalt gegen Tierschützer_innen zu verhindern bzw. aufzuklären! Warum klingt das eigentlich irgendwie absurd?
Spitzel Danielle Durand nahm im Herbst 2007 an allen Aktionen des VGT teil, so auch an jenen, bei denen wir Jagden dokumentieren und an die Öffentlichkeit bringen wollten. Eine davon war die Jagd auf Wildgänse im Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel. Danielle Durand und ich fuhren sicher 15 Mal zu zweit um 3 Uhr früh in den Nationalpark, oft waren auch 2-3 weitere Tierschützer_innen dabei. So früh sind aus altruistischen Motiven jedenfalls nicht viele unterwegs, weshalb es schwierig war, Aktivist_innen zu finden. Eigentlich müsste ich der Polizei dankbar sein, weil ich bin nicht sicher, ob ich die 15 Mal auch alleine gefahren wäre. So hatte ich das Gefühl, eine Aktivistin an meiner Seite zu haben, die zur Not Angriffe auf mich filmt und vor Gericht bezeugt. In Wahrheit saß der politische Gegner neben mir im Auto und ich war vollkommen alleine! Nur – das wusste auch die Jagdgesellschaft nicht.
Jedenfalls trafen wir öfter Jagdgesellschaften, zumeist aus Italien. Diese Personen bezahlten gut für diesen Jagdspaß. Das ist angeblich die Königsklasse der Vogeljagd, auf Wildgänse. In den 1970er Jahren noch wurde ein Spross der Habsburger stolz neben 250 Wildgänsen in der Kronenzeitung abgebildet, die er im Seewinkel geschossen hatte. Die Wildgänse sind nämlich im November auf der Durchreise in den Süden und rasten bei uns am Neusiedlersee, wie weiland Akka von Kebnekaise, die Wildganschefin des Clans von Nils Holgerson. Und wir sind so nette Gastgeber_innen, dass wir diese Gäste in die Falle locken und abknallen. Zur Jagd wurden damals nämlich Schnattermaschinen in Gänseform auf extra dafür geschnittene Teile von Kukuruzfeldern gestellt. Diese Maschinen sahen aus wie Wildgänse und schnatterten wie zufriedene Tiere, die in Sicherheit etwas Gutes essen. Die Jäger_innen versteckten sich – mitten im Nationalpark! – in eigenen, oft mit Schilf abgedeckten Ständen (Schnattermaschinen und ein Jagdversteck sind oben im Bild zu sehen). Im Morgengrauen flogen die Gänse von weit draußen am See, wo sie in Sicherheit vor Füchsen übernachtet hatten, zum Ufer und sahen die vermeintlichen Kolleg_innen beim Frühstück. Im Anflug wurden sie dann abgeknallt, einfach so, zu hunderten. Und jene, die die Jagdverstecke überflogen, wurden dabei mit Schrot beschossen, ohne Rücksicht darauf, dass die Kugeln im Leib stecken blieben, ohne dass die Tiere deshalb abgestürzt wären. Wieviele der Tiere sind mit Blei im Blut entkommen?
Wir brachten diese absolut widerwärtige Jagdform an die Öffentlichkeit. Die Jäger_innen versuchten das auf eine Weise zu verhindern, wie sie das immer getan haben: mit Gewalt. Ein Jagdaufseher, zuständig für den Nationalpark, hetzte hin und her, damit seine zahlenden Kund_innen nicht ihre Freude an der Abschießbelustigung verlieren, und zerrte uns Tierschützer_innen zu seinem Auto, um uns festzunehmen. Polizeispitzel Durand konnte aus der ersten Reihe zuschauen, wie Gewalt gegen Tierschützer_innen ausgeübt wurde, und wie einseitig ihre Kolleg_innen von der lokalen Polizei reagierten, die nichts Anderes zu tun hatten, als uns zu blockieren, auf Ausweisleistung zu drängen, uns einmal sogar in eine Polizeizelle zu sperren und uns zu beobachten, um festzustellen wer wir genau sind und was wir weiter tun. Die Gewalttäter_innen unter den Jäger_innen wurden natürlich nie belangt.
Und dennoch, das Ergebnis gibt uns Recht. Die Jagd auf Wildgänse wurde letztlich von der Behörde untersagt. Heute wird keine Wildgans mehr im Nationalpark erschossen. Die Jäger_innen – auch jene Gäste aus Italien – sind in die umliegenden Regionen ausgewichen, wo bis heute Stockenten und Fasane aus Massentierhaltung zum Abschuss ausgesetzt werden. Auch da werden wir ihnen früher oder später das Handwerk legen.
Österreich ist in der Jagd meilenweit hinter Deutschland und der Schweiz zurück. Bei uns werden deutlich mehr Zuchtvögel aus Massentierhaltung ausgesetzt. Bei uns werden aber auch immer noch Auerhähne, Birkhähne und Schnepfen geschossen. Und das nicht zu knapp. Während in der Schweiz und in Deutschland überhaupt nicht mehr auf diese Tiere geschossen wird und man bemüht ist, sie wieder anzusiedeln, ballert man im hinterwäldlerischen Österreich 1500 Birkhähne, 500 Auerhähne und 2500 Schnepfen – auch ein Vogel auf der Durchreise – pro Jahr ab.
Es bleibt noch viel zu tun!
Leider ist der Artikel nicht ganz korrekt, denn nach wie vor werden Wildgänse de facto im Nationalpark geschossen, wie ich dieser Tage selbst bezeugen konnte. Das ist aber im Grude kein Geheimnis und mich würde auch interessieren, wie der Autor zu dem Schluss kommt, dass die Gänsejagd im Nationalpark “keine Wildgans mehr erschossen wird”..?
Bitte kontaktieren Sie mich dazu: martin.balluch@vgt.at
Meine Information stammt von einem Ökologen des Nationalparks.
„Österreich ist in der Jagd meilenweit hinter Deutschland und der Schweiz zurück“.
Das stimmt nicht.
Weil Österreich einen Marin Balluch hat und wir hier in Deutschland immer noch keinen seines Grades.
Amor