17. November 2024

Jagdgatter Kaumberg: Jäger will Rechtsauskunft von Landesjagdverband, wie gegen Landesjägermeister vorzugehen ist

Zuerst brachte er einen Disziplinaranzeige innerhalb des nö Landesjagdverbands gegen dessen Spitze ein, weil sie in einem Jagdgatter Jahr für Jahr massenhaft Tiere abschießt: https://martinballuch.com/jaeger-leitet-disziplinarverfahren-innerhalb-der-noe-jaegerschaft-gegen-leitung-ein/

Doch das durch diese Anzeige gegen die Spitze des nö Landesjagdverbands eingeleitete Disziplinarverfahren wurde – Überraschung! – von der Spitze des nö Landesjagdverbands umgehend eingestellt. Nun schreibt der Jäger an den Geschäftsführer dieses Verbands, weil er dazu eine Rechtsauskunft will, die ihm laut Satzung zusteht. Eine paradoxe Situation: ein Jäger holt eine Rechtsauskunft bei diesen Gatterjägern ein, wie er rechtlich gegen sie vorgehen kann.

Bisher hält sich der nö Landesjagdverband weiterhin an den Vogel Strauß: der Kopf bleibt fest im Sand.

An den Geschäftsführer vom Niederösterreichischen Landesjagdverband Dr. Peter Lebersorger!

Nach 25-jähriger Pflichtmitgliedschaft beim NÖ Landesjagdverband möchte ich das erste Mal, wie für NÖ Jagdkarteninhaber im Verbandsbeitrag inkludiert (siehe Homepage NÖJV ganz unten), eine kostenfreie Rechtsberatung in Anspruch nehmen.

Vor ca. fünf Wochen habe ich an Landesjägermeister Dipl.-Ing. Josef Pröll eine Mailanfrage mit der Forderung um Beantwortung zum Thema umfriedete Eigenjagden und „Weidgerechtigkeit“ gesendet und bis dato keine Antwort erhalten (siehe Anlage). Als Landwirt ist man gewohnt sich den Problemen zu stellen – von einem Landesjägermeister sollte man eigentlich das selbe erwarten dürfen. Das Mail zu ignorieren ist vielleicht politisch die bessere und schlauere Lösung, aber sicher nicht zielführend.

Nachdem Sie, wie ich es selbst bezeugen kann, in der Vergangenheit ebenfalls im Jagdgatter in Kaumberg „der Jagd“ frönten und über die fatalen Zustände Bescheid wissen sollten, können Sie mir mit Ihrer Funktion als Geschäftsführer des NÖJV sicher folgende Fragen beantworten bzw. als Jurist des NÖJV rechtliche Hilfestellung geben:

x) Wir Jäger werden in der Öffentlichkeit immer wieder auf die Sinnhaftigkeit von Jagdgattern angesprochen. Sollen wir diese Jagdgehege, die eigentlich nur in Niederösterreich und in Burgenland erlaubt sind, befürworten oder ablehnen? Welche rechtlichen Möglichkeiten gibt es, um eine im Raum stehende Gesetzesänderung zur Diskussion zu bringen?

x) Wir haben niederösterreichweit extrem hohe Schwarzwildbestände in freier Wildbahn. Wie ich aus eigener Erfahrung weiß, entflieht immer wieder Schwarzwild von umfriedeten Eigenjagden (Gattern) – so auch in Kaumberg. Dadurch entstehen teils enorme Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen, insbesondere an Mais- und Wiesenflächen. Welches Argument kann die Jägerschaft vorbringen um der Bevölkerung und den Landwirten die Sinnhaftigkeit dieser jagdlichen Einrichtungen zu erklären? Können wir uns hinsichtlich Sinnhaftigkeit auf einen Gesetzestext beziehen, um generell Jagdgatter tierethisch zu rechtfertigen?

x) Wie in der Zeitschrift vom Niederösterreichischen Landesjagdverband dem „Weidwerk“ des Öfteren vermittelt wird, sollen die Jäger Jagdtradition pflegen und Einigkeit demonstrieren. Denken Sie ist es ratsam im Zuge der Öffentlichkeitsarbeit Jagdgatter zu befürworten, trotz vieler Stimmen aus der Jägerschaft, die diese Form der Jagdausübung ablehnen?

x) Die nichtjagende Bevölkerung sowie Jagdgegner lehnen diese Jagdpraxis, in der viel Wild in kurzer Zeit niedergemetzelt wird, ebenfalls ab. Ist es der Wunsch des NÖJGV, dass die Jägerschaft diese Form der Jagd verteidigt? Wenn ja auf welche Paragraphen des Jagdgesetzes sollen wir Jäger uns berufen? Meiner Meinung nach ist der Passus im NÖ Jagdgesetz § 2 (siehe Anhang) mit dem Begriff „Weidgerechtigkeit“ nicht mit der Jagdausübung in „umfriedeten Eigenjagden“ (wie es im Jagdgesetz § 7 laut Beilage heißt) zu vereinbaren -– im speziellen mit der Tatsache des enormen Wildstandes im Kaumberger Gatter.

x) In einem Zeitungsinterview empfehlen Sie, Missstände betreffend Waldschäden bei der Behörde bzw. jagdliche Verfehlungen beim NÖJV anzuzeigen. Ist diese Aussage noch aktuell, da selbst Kritik aus eigenen Reihen an die Führung des NÖJV keine Beachtung geschenkt wird? Wie wird diese Anzeige im Disziplinarausschuss abgehandelt, zumal der Vorsitzende des Ausschusses (Herr Dipl. Ing. Pröll) bzw. ev. einige Funktionäre selbst betroffen und somit befangen sind?

x) Als Staatspreisträger für vorbildliche Waldwirtschaft finde ich es eine tolle Idee, dass der Niederösterreichische Landesjagdverband Seminare wie „Waldwirtschaft für Jäger“ abhält. Unser Landesjägermeister selbst wirkt zwar in der Arbeitsgruppe „Mariazeller Erklärung“ mit, hält sich aber nicht an die Grundsätze dieser Abmachung zwischen den Repräsentanten der Jagdverbände und der Forstwirtschaft (Stichwort ausgewogene Lebensraumbedingungen im Jagdgatter Kaumberg!?). Für die verantwortungsvolle Aufgabe „Landesjägermeister“ ist das Wissen um die Zusammenhänge zwischen Wald und Wild Grundvoraussetzung. Gibt es eine Möglichkeit diesen Kurs für die Leitung des Niederösterreichischen Jagdverbandes, die keine forstliche Ausbildung haben, verpflichtend vorzuschreiben?

x) In der landwirtschaftlichen Tierhaltung ist es Ziel Tiere stressfrei zu schlachten. Dies wirkt sich positiv auf die Fleischqualität aus. Wir Jäger punkten mit der Bezeichnung „Wildfleisch aus freier Wildbahn“, welches zum Großteil weidgerecht und ohne Stresssituation „zur Strecke“ kommt. Ganz anders ist die Situation in diesem Jagdgatter in Kaumberg, indem NÖ Landesjägermeister Dipl.-Ing. Josef Pröll der Jagd gefrönt hat. Dort wird Schwarzwild ganzjährig in zu hoher Bestandes Dichte und unter massiver Fütterung gehalten (siehe beiliegendes Bilddokument) sowie unter enormen Stress bei der Treibjagden „erlegt“. Kann man dieses Wildbret noch als hochwertiges Produkt „aus freier Wildbahn“ bezeichnen, wie es derzeit der Fall ist? Falls nein gibt es rechtliche Möglichkeiten die Vermarktung von Gatterfleisch anderwärtig und nicht als „Wild aus freier Wildbahn“ zu regeln?

Ich bedanke mich schon im Voraus für die baldige Beantwortung der Fragen und verbleibe,

mit Weidmannsheil!

XXX
Jäger und Bauer aus NÖ

2 Gedanken zu “Jagdgatter Kaumberg: Jäger will Rechtsauskunft von Landesjagdverband, wie gegen Landesjägermeister vorzugehen ist

  1. Eine Reform der Jägerschaft ist unabdinglich! Der offene Brief an Dr. Lebersorger geht nicht weit genug. Unser Status Quo sollte auf maximalen Schutz von Natur und Artenvielfalt hinlenken – die Zeit läuft, es gibt schon zu viel falsches Wildtiermanagement. WEG mit Jagdvereinen und Jägerschaft! >Wildtierhüter< müssen ausschließlich nach aktuellen bioökologischen Stand gemeinnützig und ohne lukrativen Erwerbszweck handeln, dazu bedarf es einer Gesetzesänderung, oft sind nicht Jäger die eigentlich Schuldigen, sondern der Gesetzgeber (bzw. die Regierungsparteien), der vor dem Jahre 1848 steckengeblieben zu sein scheint: Es gilt nicht das Ausrotten von Arten zu fördern, sondern deren Schutz!

    Zur Erinnerung:
    Wolf: geschossen (Fell als Trophäe abgezogen), Greifenburg / Mai 2014
    Luchs: vermisst, NP Kalkalpen / Juni 2012
    Bartgeier: 2 x angeschossen/vergiftet, NP Hohe Tauern / Mai 2012
    Braunbär: geschossen (Fell als Trophäe abgezogen), Bad Eisenkappel / Mai 2009

    https://www.flickr.com/photos/102789406@N06/11621101866/

  2. Wie schön, dass es auch solche Jäger gibt, die selbständig denken können, das Herz am rechten Fleck haben und mit Zivilcourage ausgestattet sind. Hoffentlich nehmen sich viele ein Vorbild an ihm. Toi, toi toi!

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