Mitte der 1990er Jahre wurde in England in der Ernährungswissenschaft heiß über die gesundheitlichen Auswirkungen der veganen Ernährung diskutiert. Langsam aber sicher sickerte damals die Erkenntnis durch, dass es neben den offensichtlichen gesundheitlichen Vorteilen kaum bis keine Nachteile gibt. Das Vitamin B12 ließ sich leicht durch Anreicherung in den Lebensmitteln zuführen, in England damals in der Sojamilch, dem Müsli, der Marmelade, den Toastbroten und der Margarine. Das war ausreichend, um für mich, ohne darauf Acht geben zu müssen, meine guten B12-Werte zu erhalten. Nur die Omega-3-Fettsäure blieb ein Thema.
Unter den mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind auch welche, die essenziell sind, d.h. dem Körper zugeführt werden müssen, weil er sie nicht selbst synthetisieren kann, siehe z.B. http://www.vegan.at/warumvegan/gesundheit/fett.html. Darunter sind insbesondere die Omega-6 und die Omega-3 Fettsäuren bekannt. Erstere gilt als gesundheitlich problematisch, insbesondere weil ein zu viel davon die Aufnahme der Zweiteren, die für die Gehirnentwicklung so wichtig sei, behindere. Omega-3-Fettsäuren aber sind in veganen Nahrungsmitteln eher Mangelware. Zwar gibt es sie in Leinsamen, Rapsöl, Walnüssen und Sojaprodukten, doch offenbar ist der Bedarf nicht so ganz leicht damit zu decken. In England damals wurde jedenfalls wissenschaftlich erklärt (siehe z.B. die wissenschaftlichen Publikationen von Tim Sanders), dass die vegane Ernährung zu wenig Omega-3-Fettsäuren biete, obwohl – das wurde zugegeben – deshalb bisher noch kein gesundheitlicher Nachteil bei VeganerInnen identifiziert worden sei.
Seit damals habe ich immer wieder von diesem Omega-3-Problem gehört. In meiner Ernährung berücksichtige ich das dadurch, dass ich immer Rapsöl verwende.
Nun stieß ich auf eine wissenschaftliche Studie von Eric Ammann von der Uni Iowa in den USA, die demnächst in der Zeitschrift „Neurology“ erscheinen wird. Seine Arbeitsgruppe hat 2000 Frauen im Alter zwischen 60 und 80 Jahren nach dem jeweiligen Omega-3 Level im Blut in jene mit hohen und jene mit niedrigen Werten eingeteilt. Dann wurden diese Blutwerte über 6 Jahre hindurch regelmäßig gemessen und gleichzeitig gab es begleitend kognitive Tests der Bewegungskoordination, der Sprache und der Merkfähigkeit.
Das Ergebnis: Weder im Ausmaß noch in der altersbedingten Abnahme geistiger Leistungsfähigkeit gab es einen Unterschied zwischen jenen Personen mit gleichbleibend hohen und jenen mit gleichbleibend niedrigen Omega-3 Werten im Blut!
Veganismus wird in dieser Studie nicht erwähnt. Doch falls es stimmt, dass vegan lebende Menschen im Mittel niedrigere Omega-3 Werte im Blut aufweisen, dann könnte diese Studie die beruhigende Botschaft enthalten, dass das auf die kognitiven Leistungen und ihren altersbedingten Rückgang keine Auswirkungen hat.
Ich substituiere Eier mit gemahlenen Leinsamen. Da ich gerne backe, komm ich so regelmäßig zu einer kleinen Dosis Leinsamen. Immerhin etwas! (andere Ei-Substitute sind aus Soja, ich würde sonst gar keine Leinsamen in meine Ernährung integrieren).
Ich bin gespannt auf mein nächstes Blutbild.
@Susanne: Ich bin kein Lebensmitteltechniker, aber die Ernährungswissenschafter der Veganen Gesellschaft England betonen, dass die von Dir genannten Quellen keine zuverlässigen B12-Quellen sind. Das wird alles in dem Buch von Stephen Walsh beschrieben: http://www.amazon.co.uk/Plant-Based-Nutrition-Health-Stephen/dp/0907337260
@Robert
Leider sind viele Ärzte offenbar schlecht ausgebildet, denn auf die einfachsten Erklärungen schauen die meisten nicht. Mangelzustände sind häufig und sie haben nicht immer mit der Ernährung zu tun. Oft sind es die Folge von Krankheiten, Rauchen Pille, schlechter Qualität der pflanzlichen Nahrung, etc. wenn Mangelerscheinungen auftrteten. Die Vitamine, oder Mineralstoffe werden von Körper nicht aufgenommen. Es ist also viel komplizierter als man es darstellt. Trotzdem kommen nur wenige Ärzte auf die Idee, Vitamine und Spurenelemente zu testen. Dabei könnte man Folgeerscheinungen vieler Krankheiten vermeiden und den Kassen Geld sparen.
Angeblich braucht man aber gar keine tierischen Produkte und auch keine synthetischen:
“Einzelne Pflanzen können Vitamin B12 synthetisieren, wenn sie in Symbiose mit Bakterien leben. Getreidekeimlinge, Sauerkraut, die fermentierten Sojaprodukte Miso, Tempeh und Tamari, vor allem aber Gerstengras, Bierhefe, das Aufbaupräparat Strath und Spirulina sind hervorragende Träger vieler B-Vitamine – auch von B12 – und wichtiger Mineralien und Spurenelemente. ” http://www.natuerlich-online.ch/magazin/artikel/die-vielen-behauptungen-rund-um-das-vitamin-b12/
@ Susanne Veronika, danke ich habe eh jetzt eine spritzen-kur hinter mir und jetzt passt wieder alles. worauf ich hinaus wollte ist, dass es einfach routinemäßig nicht überprüft wird, obwohl ich schon vor der umstellung auf vegan jährlich zur gesundenuntersuchung ging. ich wollte hinweisen, dass es eben nicht mehr “state of the art” sein sollte zu behaupten, dass mit tierprodukten automatisch eine optimale versorgung einhergeht. aber natürlich gebe ich dir recht, dass da die interessenslage nicht gegeben ist. denn ich bin fest der überzeugung, dass meine herzrhythmusstörungen (vorhofflimmern) durch diesen nicht entdeckten mangel hervorgerufen wurde, dadurch habe ich zwei teure und gefährliche op´s hinter mir, ganz zu schweigen von den kosten für die medikamente und untersuchungen
@Robert, das sollte abgeklärt werden. Bei Gastritis nimmt der Körper das B12 Vitamin nicht auf.
Was die Ernährung, oder überhaupt die Gesundheit betrifft, gibt es so viele verschiedene Theorien, da kommt jedes Jahr eine neue. Viele davon werden im Tierversuch entwickelt, was für den Menschen gar nichts aussagt. Studien gibt es wie Sand am Meer und jede behauptet etwas anderes. Studien werden schließlich bezahlt, davon leben manche Menschen und deshalb müssen sie auch immer etwas Neues behaupten.
Sogar langlebige Menschen erzählen ganz unterschiedlich, warum sie angeblich so lange leben und so gesund sind. In Wahrheit weiß das keiner so genau.
Zum Thema b12, auch wenn es thematisch hier nicht passt, ich habe über 46 jahre absolut omnivor gelebt und einen b12-spiegel am untersten niveau. es wäre an der zeit, dass die “offizielle” wissenschaft vielleicht merkt, dass b12 auch bei omnivorer ernährung ein problem sein könnte.