5. November 2024

Ökologischer Footprint Teil 1: Wir werden uns einschränken müssen

Wir sind bald 8 Milliarden Menschen auf dieser Erde, und wir werden immer mehr. Jeder von uns hat Bedürfnisse, wir wollen wohnen, essen, reisen und konsumieren. Und wir verlangen eine Infrastruktur in unserer Gesellschaft, die uns Sicherheit bietet, wie z.B. Spitäler, oder das Leben erleichtert, wie Straßen. All das verschlingt Ressourcen, die aber auf unserer Erde naturgemäß beschränkt sind. Die Idee des ökologischen Fußabdrucks ist nun, diesen Ressourcenverbrauch in ein Flächenmaß umzurechnen, das benötigt wird, um den jeweiligen Ressourcenverbrauch zu generieren. Das kann dann mit der verfügbaren Fläche auf der Erde verglichen werden. Der ökologische Fußabdruck einzelner Menschen ist also ein naturwissenschaftlich berechenbares Maß dafür, welchen Anteil der Erdressourcen der jeweilige Mensch verbraucht.

Der ökologische Fußabdruck wird in globalen Hektar oder gha angegeben. Damit wird ein Hektar Boden auf der Erde mit durchschnittlicher Fruchtbarkeit bezeichnet. Österreich, ein sehr fruchtbares Land, hat etwa doppelt so viele globale Hektar wie tatsächliche Hektar, d.h. der Boden ist im Mittel doppelt so fruchtbar wie der weltweite Durchschnittsboden. Teilt man nun den gesamten verfügbaren Boden durchschnittlicher Fruchtbarkeit weltweit durch die Gesamtanzahl an Menschen, die momentan auf der Erde leben, ergibt sich, dass jeder Mensch 1,7 gha nutzen dürfte, damit der Ressourcenverbrauch nachhaltig bleibt. In Österreich verbrauchen wir aber etwa 5,3 gha pro Person, also viel mehr, als uns zusteht. Würden alle Menschen der Erde so verschwenderisch wie wir hier in Österreich leben, dann bräuchten wir mehr als 3 Erden statt 1. Wir leben also auf Kosten anderer Menschen, wie z.B. jener in Indien, die momentan etwa 0,9 gha pro Person verbrauchen. Und auf Kosten der Wildtiere, die in dieser Rechnung ja gar nicht vorkommen.

Vor kurzem durfte ich an einem Wochenend-Workshop von Wolfgang Pekny zum Ökologischen Footprint teilnehmen. Dabei versuchten wir uns ein realistisches Szenario auszumalen, bei dem wir so leben, dass wir nur jenen Anteil an Ressourcen verbrauchen, der uns rechnerisch zusteht. Dafür zogen wir von den 1,7 gha noch einmal 0,7 gha ab, die einerseits Wildtieren zur Verfügung stehen sollten, aber andererseits auch jenen Menschen, für die wir durch das Bevölkerungswachstum in naher Zukunft Platz schaffen müssen. Bleiben wir innerhalb eines Verbrauchs von 1 gha pro Jahr, dann dürfte das auf absehbare Zeit nachhaltig sein. Nun, welcher Lebensstil kam dabei heraus?

Ernährung: vegan
Zunächst einmal wurde rasch klar, dass es nicht möglich ist, unter 1 gha zu bleiben und sich nicht vegan zu ernähren. Für 1 kg Rindfleisch wird ebenso viel Land verbraucht, wie für 40 kg Kartoffel oder 1200 Plastiksackerln. Die Zukunft wird also vegan sein müssen, wollen wir nachhaltig und gerecht leben. Zusätzlich müssen wir uns bei Kaffee, Softdrinks, Bier und Wein stark einschränken und hauptsächlich Wasser oder verdünnten Sirup trinken.

Wohnen: Passivhaus mit Ökostrom
1 gha geht sich nicht aus, wenn der beheizte Wohnraum über 30 m² groß ist. Zusätzlich muss dieser Wohnbereich maximal isoliert sein und mit Ökostrom versorgt werden. Ökostrom hat nur 10 % des Fußabdrucks von der gleichen Menge Strom herkömmlicher Stromlieferanten. Ideal wäre Strom aus eigenen Solarzellen.

Mobilität: maximal 5000 km/Jahr mit dem Auto
Die Reise mit dem Flugzeug ist bei einem 1 gha Fußabdruck nicht unterzubringen, fällt also flach. Mit dem Auto müssen wir sehr sparsam umgehen, maximal 5000 km pro Jahr. Wenn es in Zukunft elektrische PKWs mit Ökostrom gebe, könnten wir wieder viel mobiler werden. Bis dahin müssen wir aber hauptsächlich auf öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad setzen.

Konsum: viel weniger Papier, kein Luxus
Jeder Mensch in Österreich verbraucht im Schnitt 250 kg Papier pro Jahr, hauptsächlich durch Werbung in der Post und Tageszeitungen. Das alleine ist ein so großer Fußabdruck, nämlich 0,19 gha, dass wir nicht unter 1 gha bleiben könnten. Wir müssen also den Papierverbrauch drastisch senken. Neue Wohnausstattungen gehen sich nur einmal alle 5 Jahre aus und den Neukauf an Kleidung müssen wir deutlich zurückschrauben, allerdings ist einmal alle 4 Jahre ein neuer PC und einmal alle 2 Jahre ein neues Handy drin.

Der gesellschaftliche Anteil an der Infrastruktur in Österreich bürdet jedem Menschen momentan 1,5 gha auf, also bereits mehr als 1 gha. D.h. durch persönliche Einschränkung alleine kann man sowieso nicht unter 1 gha kommen. Aber es sei möglich, so wurde uns gesagt und vorgerechnet, durch Effizienzsteigerung und Umstieg auf Ökostrom etc. den gesellschaftlichen Anteil auf etwa 0,4 gha zu senken. Dann erst könnten wir, mit den obigen Einschränkungen, nur jenen Anteil der Erde beanspruchen, der uns rein rechnerisch zusteht.

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