22. November 2024

Österreichische Milchkälber: 90 Stunden über 2500 km nach Spanien transportiert!

Eine Säugetiermutter gibt nur Milch, wenn sie ein Kind geboren hat. Dieses grundsätzliche Faktum wird von KonsumentInnen von Kuhmilch gerne vergessen, erwähnt doch die Werbung nichts davon. Jedes Jahr gebiert die Kuh also ein Kalb. Für die weiblichen Kinder gibt es zumeist eine „Verwendung“, sollen sie schließlich die Mütter in der Milchherde nach kurzer Zeit ersetzen, wenn diese ausgelaugt sind und ihre Milchleistung zurückgeht. Die männlichen Kälber allerdings sind vom wirtschaftlichen Standpunkt aus „überflüssig“. Vor einigen Jahren noch gab es die sogenannte Herodesprämie, eine EU-Zahlung dafür, männliche Milchkälber in der nächsten Tierkörperverwertung vernichten zu lassen, um den Markt zu entlasten. Aufgrund großer Proteste wurde dieses Projekt beendet. Was geschieht nun mit den rund 80.000 männlichen Kälbern aus der Milchindustrie in Österreich, die jährlich „überzählig“ sind?

Sie werden in den Süden transportiert. Wir vom VGT haben uns das kürzlich wieder angesehen und sind einem LKW vom Raum Wien bis nach Spanien gefolgt. 90 lange Stunden dauerte für die kleinen Tierkinder, die ständig nach ihrer Mutter schrien, der gesamte Tiertransport. 2500 km legten sie dabei zurück, auf dreistöckigen LKWs mit Anhänger, gut 250 Kälber auf einmal.

Es war ein wirklich erschütterndes Erlebnis für mich, diese Reise mitzumachen. Zunächst fuhr ein Transporter über 7 Stunden einen Hof nach dem anderen im Weinviertel bei Wien an und sammelte die Kälber ein. Sie sind kaum 14 Tage alt, oft baumelt noch die Nabelschnur vom Körper. Ja, sie sind so klein, dass man sie aufheben und in die Arme nehmen könnte. Stattdessen werden sie von Anfang an mit schweren Gummischläuchen geprügelt, bekommen den Schwanz verdreht und werden an den Ohren gezerrt. Die verwirrten kleinen Wesen wissen nicht, wie ihnen geschieht, was man von ihnen will.

Auf der langen Reise werden sie 3 Mal von einem Tiertransporter auf den nächsten verladen, immer unter Geschrei und Schlägen. „Klatsch, klatsch!“, trifft der Gummischlauch auf den zerbrechlichen Tierkörper, kaum 5 m neben mir. „Du Fotze!“, brüllt die Treiberin das hilflose Tier an. Was sind das für Menschen, die so etwas tun? Warum haben sie überhaupt kein Mitgefühl mit diesem Wesen? Wieso lassen wir das zu?

In den LKWs gibt es keine Tränken und schon gar keine Nahrung. Die Kälber seien zu klein, heißt es, sie würden noch Muttermilch brauchen und vertragen kein Wasser. Die EU schreibt für Rinder in diesem Alter eine maximale Transportdauer von 9 Stunden vor, dann müsste der LKW 1 Stunde Pause einhalten, bevor er wieder 9 Stunden fahren kann. Anschließend sollten die Tiere für 24 Stunden entladen werden, bevor es weitergehen darf. Müssten, sollten. Wer kontrolliert das im fernen Spanien? Das Gesetz wird ständig gebrochen. Drüben auf dem LKW-Parkplatz schlafen die Fahrer 8 Stunden im klimatisierten Führerhaus, die Kälber stehen die ganze Zeit dicht gedrängt im Laderaum in der prallen Sonne. Ich kann es kaum fassen.

P1010483kleinWas müssen diese armen Wesen von der Welt halten, in die sie hineingeboren wurden? Zuerst die Trennung von der Mutter, dann nur noch Schläge und Geschrei. Auch Biokälber sind darunter. Am Ende fallen sie vor Erschöpfung aus dem Transporter. Manche tot. Ein erschütternder Anblick, ein Haufen toter Kälber mit AMA-AT Ohrmarken vor mir, nachdem der LKW abgefahren ist. Ein Transport über 2500 km in den Tod. Wozu? Für Exportsubventionen?

Aber vielleicht haben es diese toten Tiere sogar besser getroffen als jene, die überlebt haben. Im heißen Spanien, inmitten einer dürren Landschaft ohne grünem Grashalm, stehen die Tierfabriken. Kälbermast, die Tiere anämisch gehalten, in sargähnlichen Einzelboxen, für das weiße Kalbfleisch. Andere wieder landen in der Stiermast auf Vollspaltenboden ohne jegliche Stroheinstreu, 18 Monate lang. Eine ewige Zeit, um die gleichen schmutzigen Wände anzustarren. Den anschließenden Tod im Schlachthof möchte ich mir gar nicht ausmalen.

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Zivilisiert soll das sein, so mit Tieren umzugehen? Kultur soll das sein, die Körper dieser Tiere zu fressen? Nach 5 Tagen Verfolgung solcher Transporte nach Spanien bleibt bei mir nur das blanke Entsetzen zurück.

12 Gedanken zu “Österreichische Milchkälber: 90 Stunden über 2500 km nach Spanien transportiert!

  1. Ja das ist einer der Gründe warum ich zum Vegetarier geworden bin, denkt mal dran das ohne die EU so etwas gar nicht möglich wäre! die EU hat für die armen Tiere nur eine Verschlechterung gebracht, viel Tierquälerei ist erst durch die EU möglich geworden. Menschen die für die leidenden Tiere kein Mitleid empfinden sind Bestien. Ich hoffe das der Tag kommt dass auch die Menschheit für all ihre Gräueltaten bezahlen muss und immer öfter schäme ich mich ein Mensch zu sein!
    Ich leide mit den Tieren und ich möchte nie wieder ein Fleischesser sein, auch trinke ich keine Milch von der Kuh, denn ansonsten würde ich die Folter der Tiere ja noch unterstützen, ich wünschte mir mehr Menschen würden an das Leid der Tiere denken!

  2. Es ist pervers, was wir anderen fühlenden Wesen antun. Eine Gesellschaft erkennt man daran, wie Sie mit Tieren umgeht. Tiere als Einheiten zu betrachten, wie Industriegüter ist einfach nur pervers. Jeder Konsument gibt an der Ladentheke, den Auftrag(Mord) dafür. Man nimmt Ihnen oft alles von Anfang an, Sie werden in die Hölle geboren. In den Augen der Tiere, sind wir Menschen der Teufel. Fleisch tötet, und macht krank. Alles was wir den Tieren antun, kommt auf den Menschen zurück. GoPeace Food go Vegan. Meine Hochachtung, für die, die sich für die Tiere einsetzen. Heute auf Chiemgau 24, ein entlaufenes Kalb, beim verladen entlaufen und vor dem Todeshaus zum Metzger, ist es auf einem Friedhof geflüchtet. Nicht mal hier macht man halt, und schenkt dem Tier ein Leben in Freiheit ohne Angst. Wir alle sind Erdlinge, das sollten wir nicht vergessen.

  3. Schrecklich und traurig. Es zerreisst mir das Herz. Das Leid der Tiere ist so grausam! Wie grausam Menschen doch sein können……….

  4. Ich esse seit fast 10 Jahren überhaupt kein Fleisch und Kalb habe ich in meinem ganzen Leben niemals gegessen! In meiner Jugend habe ich einmal einen Artikel in einer Tageszeitung gelesen mit der Überschrift “Zum Sterben geboren” und dessen Inhalt hat mir ein für allemal den Appetit auf Kalbfleisch verdorben! Ich kann mich noch gut daran erinnern, einmal in einem italienischen Restaurant etwas bestellt zu haben und bei meiner Frage, welches Fleisch denn das sei, war die Antwort Kalbfleisch! Ich habe das Essen nichtt angerührt und es umgehend zurückgeschickt!

  5. Für all dieses Leid sollte man diese Bauern haftbar machen die das zulassen und der Veterinär dazu. Einfach nur traurig. Am besten diese auch mal auf die gleiche Reise schicken ohne Wassser und Essen mit 250 anderen im LKW.!!!!

  6. auch von mir ein herzliches Dankeschön für Ihren Einsatz!

    Regina, ich dachte auch lange, mein Cappuccino würde nur mit Kuhmilch schmecken. Aber das tat er ja nicht mehr, nachdem ich endlich das Leiden hinter meiner dummen Gewohnheit erkannte.

    Inzwischen gibt es viele gute vegane Produkte, und jeder kann seinen Faboriten mit etws Probetrinken finden. Milchreis mit unserem Sojamilch-Favoriten schmeckt inzwischen sogar meinem Töchterchen besser als mit Kuhmilch.

    Ich denke, dass nur über uns Verbraucher eine Änderung eintreten kann – noch dazu, wenn so viele in und an diesen “Industrien” ein wirtschaftliches Interesse haben.

  7. Danke, damit ist mir der Appetit auf meinen Milchkakao in der Früh auf ewig verdorben. Es stimmt nicht, dass die Menschen in vollem Bewusstsein dieser Tatsachen sind. Man weiss zwar von Tiertransporten, aber das ist eine nebulöse Vorstellung. Detaillierte Berichte wie dieser von M.B. sind notwendig, damit einem klar wird, was da wirklich passiert.
    Danke für die unermüdlichen Anstrengungen zur Aufklärung!

  8. Hallo Eva, der Gesetzgeber sagt, die Bauern sind schuld, die Bauern sagen, die Verbraucher sind schuld, die Verbraucher sagen, die Gesetzgeber sind schuld. So wird sich nur nichts ändern. Ich denke jeder sollte da anfangen wo er kann, also der Verbraucher erstmal keine solchen Sachen kaufen, und sich dann eben auch gegen solche Gesetze einsetzen. (Wir leben immer noch in einer Demokratie) Tatsache ist aber auch, dass diese Kälber für unseren exorbitanten Milchkonsum geboren werden müssen (ohne Kälber keine Milch) und dann stellt sich eben die Frage wohin damit.

    Übrigends danke Martin, dass du dir das angetan hast, hab mir das Tierrechtsradio angehört und war echt fertig nachher – du hast das so mitreissend erzählt man konnte richtig spüren wie du mit den armen Babies mitgelitten hast. Ich weiss nicht, was ich angesichts der Ohnmacht die man da fühlen muss tun würde. Mir war nach der Sendung sowas von übel im Moment dreht es mir bei jedem Blatt Käse das ich seh den Magen um weil ich immer an die armen Kälber denken muss. 🙁

  9. Bewunderswert, dass ihr euch die Mühe macht, diese Schweinereien aufzuzeigen. Allerdings sollte sich die Kritik nicht an jene Bauern richten, die notgedrungen für die Erhaltung ihrer Existenz GESETZESKONFORM Tierquälerei betreiben, sondern das Übel an der Wurzel packen. Und zwar gehören diese Proteste nach Brüssel gegen jene verbrecherischen Politiker, die derartige Gesetze verordnen. Würden nämlich die Gesetzgeber ausschließlich artgerechte Tierhaltung erlauben und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Bauern einen gerechten Preis für ihre Produkte kriegen, dann würde die Tierquälerei in Tierfabriken in den EU-Ländern ein abruptes Ende finden. Also, es ist völlig sinnlos, gegen die Tiertransporter und Bauern loszugehen, sondern man muss jene zur Verantwortung ziehen, die für diese abstrusen Gesetze verantwortlich sind. Wobei zu bedenken ist, dass diese Gesetze von jenen Großkonzernen, die davon profitieren, vorbereitet werden.

  10. mir ist jetzt echt übel. das schlimme ist das Tiere nicht einmal kämpfen können. Danke für den Bericht, das stärkt mich wieder darin Tierprodukte abzulehnen.
    Schlimm auch das der Mensch im vollen Bewusstsein dieser Tatsachen so weiter macht. Leugnung von Leid scheint unserer Spezies wohl die Übermacht auf diesem Planeten zu verleihen. Es muss wohl evolutionär einen Vorteil darstellen, das Leid anderer und den Tod und die Vernichtung zu gebrauchen…

  11. Erschütternd und unbegreiflich. Solche Berichte schmerzen immer wieder aufs Neue und müssten eigentlich jeden nur halbwegs empfindungsfähigen Menschen von jeglicher Art der Tiernutzung abbringen. Dabei sind solche Transporte ja nicht die Ausnahme sondern die Regel.
    Da zeigt sich auch wieder, dass die Tierschutzgesetze das Papier nicht wert sind auf dem sie geschrieben stehen, EU hin oder her.
    Und genau jene engagierten Menschen, die solche Missstände aufdecken, werden ihrerseits von Polizei und Justiz verfolgt, kriminalisiert und ruiniert.
    Eine feine Gesellschaft in der wir leben.

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