22. November 2024

Offener Brief an die für Jagd zuständige burgenländische Landesrätin Verena Dunst

verena.dunst@bgld.gv.at

Sehr geehrte Frau Landesrätin,

wie Sie sicherlich wissen sind Jagdgatter in 5 von 9 Bundesländern in Österreich explizit verboten. In zwei weiteren Bundesländern, nämlich Salzburg und Wien, gibt es lediglich jeweils ein historisch bedingtes Gatter und man spricht sich von Regierungsseite gegen Jagdgatter aus. Und selbst in Niederösterreich will man die Jagdgatter loswerden und hat deshalb ein Verbot der Errichtung weiterer Gatter erlassen und die bestehenden von jährlichen Bewilligungen abhängig gemacht. Das Burgenland steht also mit seiner rückhaltlosen Zustimmung zu Jagdgattern allein auf weiter Flur. Irritiert Sie das eigentlich gar nicht?

Sie haben mir bei unserem Gespräch anlässlich der Tierschutzkundgebung zur burgenländischen Hubertusmesse der Landesjägerschaft in Loretto erklärt, dass die Jagdgatter sowieso gut kontrolliert wären. Was, genau, kontrollieren Sie da? Waren Sie schon in einem Jagdgatter? Von einem gesunden Wald ist da nicht viel übrig. Die Wildschweine leiden an der Anjezkyschen Krankheit, die Hirsche sind von Parasiten befallen, ihr Geweih durch Hormone völlig unnatürlich groß. Für die Jagd werden die Tiere aus eigenen Zuchtgattern oft über hunderte Kilometer herangekarrt. Zur Treibjagd hetzt man sie dann den Zaun entlang, ständig im Kreis, und jedes Mal, wenn sie die mit Schützen besetzten Hochstände passieren, wird in ihre Menge geschossen. Verletzte Tiere sind dadurch die Norm, Nachsuche ist ein Fremdwort. Kontrollieren Sie das auch?

Und wozu das alles? Mich erinnern diese Schauspiele an das römische Kolosseum oder das Wiener Hetztheater. Beides längst geächtete Orte der Belustigung seltsam grausamer Gemüter. Hier wie dort hetzte man gefangene Tiere im Kreis und ergötzte sich an ihrer Bejagung. Kann so etwas noch einen Platz in einem zivilisierten Land des 21. Jahrhunderts haben, das Tierschutz als Staatsziel in der Verfassung stehen hat? Ein Wirbeltier darf nur aus gutem Grund getötet werden, der Spaß an der Tötung reicht dafür jedenfalls nicht aus. Sehr geehrte Frau Landesrätin, darf ich auch nur ein einziges rationales Argument für die Beibehaltung von Jagdgattern hören?

Der Burgenländische Landesjägermeister meinte zur BVZ, es handle sich bei Jagdgattern um eine landwirtschaftliche Nutzung. Das ist in jedem Fall völlig falsch. Die landwirtschaftliche Nutzung von Hirschen und Wildschweinen geschieht in sogenannten Fleischgattern, die dem Tierschutzgesetz unterliegen und wo die Tötung veterinärrechtlich geregelt ist. Jagdgatter dienen jagdlichen, nicht landwirtschaftlichen Zwecken, sie unterliegen dem Jagdgesetz. Dort geht es darum, den Spaß daran zu verkaufen, diese gefangenen Tiere zu jagen. Dort geht es um Trophäen und den infantilen Genuss, in eine Menge verängstigter Tiere zu ballern. Das ist etwas ganz anderes als Fleischgewinnung. Das erinnert eher an den Umgang mit Kampfstieren in Spanien.

Im Burgenland wird auch Federwild, d.h. Fasan, Rebhuhn und Stockente, ausgesetzt. Sie meinen dazu, das würde die Niederwildpopulationen stabilisieren. Haben Sie dafür eine wissenschaftliche Referenz? Weil die Aussagen anerkannter WildtierbiologInnen hören sich ganz anders an. Univ.-Prof. Klaus Hackländer, dem man wahrlich nicht nachsagen kann, irgendwie jagdkritisch zu sein, zählt eine ganze Reihe wissenschaftlicher Studien auf, die eindeutig belegen, dass ausgesetztes Federwild aus Zuchtfarmen in freier Wildbahn weder lebensfähig ist, noch sich vermehren kann. Diese Tiere stammen aus grausamster Massentierhaltung. Haben Sie sich einmal die Mühe gemacht, die Herkunft der Tiere zu eruieren? Ob Sie in die Großfasanerie nach Nickelsdorf schauen, oder in Zuchten in Ungarn, der Slowakei oder Tschechien, überall herrschen furchtbarste Zustände, die Tiere müssen durch Schnabelkupieren oder durch Schnabelsperren daran gehindert werden, sich gegenseitig zu verletzen, so groß ist dort der Stress. Wie soll so ein Tier eine Niederwildpopulation stabilisieren? Wieso stabilisieren Sie nicht einfach durch die Einschränkung der Jagd?

Meinen Sie nicht, dass es Tierquälerei ist, ein zahmes Zuchttier ohne Vorbereitung in die freie Wildbahn zu entlassen? In der Praxis, wie Sie genau wissen, knallt man die Tiere möglichst kurz nach dem Aussetzen wieder ab. Eine sehr sinnvolle Artenschutzmaßnahme, oder wie darf ich sie interpretieren?

Ich verstehe nicht ganz, warum Sie Ihre Aufgabe darin sehen, jede noch so frivole Perversion bei der Jagdpraxis um jeden Preis zu schützen. Wäre Ihre Aufgabe nicht in Wirklichkeit, zwischen Tierschutz und ökologischen Ansprüchen einen gangbaren Mittelweg zu finden und die Jagd an diesen Prinzipien zu orientieren? Wäre Ihre Aufgabe als demokratisch legitimierte Landesrätin nicht, dem Mehrheitswillen zu entsprechen und die Jagd auf Zuchttiere und das Aussetzen von Federwild zu verbieten? Mit welcher Begründung setzen Sie sich über die Volksmeinung hinweg?

Sie waren bis jetzt nicht bereit, mit mir über diese Fragen bei einem eigenen Treffen zu diskutieren, gerne unter Beiziehung wissenschaftlicher ExpertInnen. Ich würde Sie auch zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion zu diesem Thema laden, bei der sie der Bevölkerung Ihr Kalkül erklären könnten. Den Kopf in den Sand zu stecken und sich jeder öffentlichen Diskussion zu entziehen, ist jedenfalls einer Landesrätin nicht würdig.

Ich würde mich über ein persönliches Gespräch, öffentlich wie unter vier Augen, sehr freuen!

Hochachtungsvoll,

Martin Balluch

Ein Gedanke zu “Offener Brief an die für Jagd zuständige burgenländische Landesrätin Verena Dunst

  1. Ich halte Jäger für geisteskranke Mörder!
    Aus der biologischen Sicht gesehen gehört diese Kaste zu den prähistorischen Menschenaffen, die die Entwicklung ihrer Artgenossen verpasst haben und sind auf den Bäumen geblieben!
    In einer hoch zivilisierten Gesellschaft würden sie in einer Anstalt zur Rehabilitation ihres geistigen Rückstands eingeliefert werden!
    In unzivilisierten Gesellschaften gehen sie rein in die Bierstube ihrer Dörfer mit dem Lächeln eines Wixers in dem Mund und mit dem „Strauß“ der Opfer in der Hand lassen sie das Erinnerungsfoto schießen, damit die Nachkommenden nicht vergessen, dass sogar die Natur ihre Fehler macht und produziert Missbildungen, biologischer und moralischer Art.

    Ich komme aus einer Jägerfamilie und ich kann mit Sicherheit sagen, dass wenn mein Vater die Jagd nicht hätte, hätte er meine Mutter umgebracht.
    Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, was wäre mir lieber, Tatsache ist, dass ich heute um meinen guten Name kümmere und deshalb alle, die Tiere morden, sind mit rot aus der Liste meiner Bekannten gestrichen.
    Sogar mein Vater!

    Amor
    (Dieser mein Kommentar dient nur als Ergänzung privater Art zu dem schon sehr sachlich und sehr professionell geschrieben Brief von Martin Balluch).

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