Ich war wandern mit meinem Hund. Tagelang schlenderten wir über die Höhenzüge der Alpen in Ostösterreich, durch wunderschöne, alte Wälder, fast ohne Menschen zu begegnen. Und dann stiegen wir ab, kamen aus dem Wald auf eine Wiese. Dort stand ein Haus. Und ein Schild mit der Aufschrift „Privatbesitz! Betreten verboten!“.
Was für eine „nette“ Begrüßung. Als soziales Wesen gehen mir die menschlichen Kontakte bei einsamen Wanderungen nach einiger Zeit ab. Doch solche Schilder bringen mich wieder in die Realität zurück. Statt einem freundlichen Gruß, einer Frage wie es geht, woher man kommt, was man erlebt hat, eine eiskalte Tafel mit der Botschaft „Gehen Sie weg, ich will Sie nicht sehen, Sie sind hier unerwünscht!“. Ist das wirklich notwendig?
Mein Großonkel besaß einen alten Bauernhof mit 1 Hektar Land an einem Ende des Hochschwab-Höhenweges. Alle Wanderer, die den Weg herunterkamen, wurden freundlich begrüßt. In Ostösterreich sind das sowieso nicht sehr viele. Ein Gast aus England fragte einmal meinen Großonkel, ob ihn das nicht störe, wenn die Wanderer durch seine Wiese gehen. Warum er nicht einen Zaun errichte, oder eine entsprechende Verbotstafel. Was für eine seltsame Frage, dachte er sich. Im Gegenteil, er freute sich über menschliche Begegnungen, wollte wissen, wie der Zustand der Wege ist, wie die Leute die Berge – seine Berge – erlebt hatten.
Zugegeben, wir sind mittlerweile sehr viele Menschen, die diese Erde bevölkern. Und vielleicht gehen wir uns dadurch manchmal gegenseitig auf die Nerven. Aber gerade deshalb ist es wichtig, sich besonders um Toleranz zu bemühen. Freundliche Worte erleichtern das Miteinander, abweisende Schilder dagegen fördern genau den Stress, den die große Bevölkerungsdichte mit sich bringt.
Zu dieser gegenseitigen Rücksichtnahme gehört im Übrigen auch, keinen Mist zu hinterlassen. Ich nehme jedes Stück Müll, das ich auf meinen Wanderungen finde, zur Entsorgung mit ins Tal. Und da kann ich die Wanderer in Österreich nur loben: regelmäßig reichen die Taschen meiner Hose für diese Aufgabe aus!
Wie kompliziert doch die Welt geworden ist……
Ich wünsche Ihnen Herr Balluch weiter schöne Wanderungen in der Natur und herzliche Begegnungen mit Gleichgesinnten.
im wald gibts kein betreten verboten – höchstens in den wunschträumen mancher leute.
Vielleicht will sich der Grundbesitzer aber auch nur vor Haftungsklagen schützen, falls jemand das Grundstück betritt und sich dabei das Bein bricht.
Erfrischende An- und Einsicht, lieber Herr Dr. Balluch! Ich kann nur bestätigen: Mich bekümmern die immer mehr werdenden übermannshohen Mauern und Sichtschutz-Maßnahmen Privater an Seeufern (auch wenn sie nur Pächter öffentlichen/ÖBF-Grundes sind) und die Verlegung von Uferwegen mitten in den Wald (Beispiel Millstätter See). Und unser privater Garten liegt neben einer vielbegangenen Gasse, und gefühlte 10 mal am Tag komme ich mit Passant/-innen ins Gespräch, mit denen meine freundliche Dreibein-Hündin LINA flirtet.