Völlig überraschend habe ich von ihrem Tod erfahren, aus heiterem Himmel. Sie war nicht krank, nein, das Gegenteil, gesund, fit, fröhlich. Etwa in meinem Alter. Plötzlich wurde sie durch eine Gehirnblutung aus dem Leben gerissen. Man hält inne, wird wieder auf den Boden der Realität zurückgerufen. Die Welt ist so grausam und kalt.
Ich krame in unserem Fotoarchiv. Es sind kaum Bilder von ihr zu finden, obwohl sie seit vielen Jahren sehr aktiv war. Sie blieb immer im Hintergrund, erledigte die Knochenarbeit am Infostand, war stets zur Stelle, wenn man sie gebraucht hat. Beim Tierschutzlauf hat sie verlässlich die Ausgabe der Chips übernommen, beim Tierrechtskongress die Rezeption, bei unserer Tierrechte-Jetzt Mahnwache mit 650 toten Tieren die T-Shirt Vergabe und den Infotisch. Auf den Veganen Sommerfesten blieb sie am unbedankten Posten am VGT-Stand, tagaus tagein, ohne selbst wirklich am Fest teilnehmen zu können.
So war sie, wie der stille Engel im Hintergrund, der hilft, wo Hilfe nötig ist, aber ohne dabei aufzufallen oder sich in den Vordergrund zu drängen. Kein Wunder, dass ich kaum Bilder von ihr finde. Und dabei vergisst man oft, dass ohne diese Basisarbeit überhaupt nichts funktionieren würde. Da gibt’s die SprecherInnen des VGT, die im Rampenlicht stehen, die man kennt, die überall auf den Fotos zu sehen sind, ich nehme mich nicht aus. Voraussetzung dafür ist aber die harte Arbeit dahinter, ohne die kein Event möglich wäre. Claudia hat diese Arbeit geleistet, unbedankt, weil unauffällig.
Zum ersten Mal getroffen habe ich sie bei unserer Kampagne gegen die grausame Kastenstandhaltung von Mutterschweinen. Unser Tierschutzprozess war gerade zuende gegangen. Vermutlich hatte sie sich mit ihrem Mann Gerhard schon vorher den Vereinsaktivitäten angeschlossen, aber erst bei Beginn dieser Kampagne, die ich geleitet habe, trafen wir uns. Das muss 2011 gewesen sein.
Schweine waren ihr ein Anliegen. Sie und ihre Familie lebten vegan. Das ist nicht oft, dass jemand in diesem Alter in der Lage ist, so weit umzudenken und das eigene Leben zu ändern. Man trampelt den eingetretenen Pfad, ohne rechts und links zu schauen. Doch sie stellte nicht nur ihr Leben um, sondern unterstützte, wo sie trotz langer 40 Stunden Arbeitswoche konnte, auch noch unsere Aktionen. Vielleicht empfand sie als Mutter eine besondere Solidarität mit den hochschwangeren Schweinefrauen, die da monatelang in diesem körpergroßen Gitterkäfig stehen müssen, oder die in der sogenannten „Abferkelbucht“ ebenfalls im Käfig nicht einmal zu ihren Kindern hin können, um sich um sie zu kümmern. Sie und ihr Mann hatten einen großen Anteil am letztlichen Erfolg der Kampagne – auch wenn das Verbot erst 2033 (!) in Kraft treten wird! Es ist ihr Vermächtnis. Wir müssen Sorge tragen, dass es bis dahin nicht verwässert wird.
Der VGT organisiert fast 1000 Kundgebungen und Infostände pro Jahr, dazu 150 Aktionen und 50 Events. Bei wievielen davon sie ihre Rolle gespielt hat, entzieht sich zu meiner Schande meiner Kenntnis. Ihr Einsatz war auf jeden Fall erheblich, neben ihren beruflichen und familiären Verpflichtungen, und ihren Katzen, um die sie sich ebenso gekümmert hat. Sie widmete einen Gutteil ihrer Lebenszeit der Hilfe der Schwachen und Ohnmächtigen. Ich habe mich nie bei ihr bedankt.
Und dann der plötzliche Tod. Warum gerade sie, frage ich mich. Warum in doch recht jungen Jahren, ohne jedes Anzeichen von Krankheit? Mehrmals war sie in größerer Gruppe mit mir auf Wanderung in unserer Bergwelt gewesen, einmal sogar klettern. Das Schicksal ist leider nicht fair.
Sie wird uns sehr fehlen. Rest in Peace, Claudia. Danke für Deinen Einsatz, auch im Namen der Tiere, denen Du so geholfen hast! Dein Andenken wird in unseren Herzen bleiben.
Danke Martin für deinen Nachruf und die Größe einzugestehen dass wir oft die, die ganz viel leisten am wenigsten wahrnehmen in Ihrer Wirkkraft.
Claudia hat sehr viel bewegt und darum bewegt uns auch ihr Ableben so sehr.
Eine Frau mit Weitblick, Empathie und Konsequenz zum Handeln wo es wichtig war.
Wir wünschen Ihren nahen Angehörigen viel Kraft und Liebe.
riesen Dank für all ihr Tun
Soo traurig! Sie hatte echt ein riesengroßes Herz. Auch ich werde sie vermissen! :'(
Wer etwas gerne und aus Überzeugung macht, strebt nicht unbedingt nach Anerkennung.
Ich habe Claudia vor geraumer Zeit bei einem kleinen privaten veganen Grillfest näher kennen und schätzen gelernt, danach leider wieder etwas aus den Augen verloren.
Dass diese Welt nicht ganz richtig tickt und kein Mitgefühl kennt, ist ja nicht neu, aber müssen es immer die Guten sein die es zuerst erwischt …?
“Only the Good Die Young” – Billy Joel
Farewell, Claudia. Auch ich erinnere mich an Dich als stille, freundliche, aber doch so unglaublich aktive Person. Alles Gute für Dich, wo immer Du nun bist. Und ich bin mir sicher, im Kreis von unzähligen glücklichen Schweinen, für die Du Dich so sehr eingesetzt hast.