19. März 2024

Im Gedenken an unseren geschätzten Aktivisten und lieben Freund Josef Reisinger

Seit vermutlich 2016 war er immer dabei. Damals zunächst für die Tiere, die in den unerträglichen Gatterjagden gehetzt und massakriert wurden. Den VGT hat er als Informant kontaktiert. Als Anrainer wusste er, wann die Gatterjagden stattfinden. In seinem Dorf hat er sich damit aber nicht beliebt gemacht, uns diese Information weiter zu geben. Doch der Schutz der Tiere war ihm wichtiger.

Bei unzähligen Aktivitäten hat er sich nachher im Rahmen des VGT engagiert, ob bei Demos gegen den Pelz oder bei Aktionen gegen den Vollspaltenboden. Da hat er sich schon einmal öffentlich mit einer Schweinefigur in ein Bett gelegt, um für weiches Stroh in der Schweinehaltung zu werben. Nichts war ihm zu mühsam oder zu peinlich. Im Gegenteil, mit seiner immer freundlichen und vernünftigen Art hat er jeder Tierschutzaktivität noch mehr Sinn gegeben.

Ich erinnere mich sehr gerne an ihn, an lange Fahrten zu Veganen Sommerfesten, zu Demos und Aktionen quer durchs Land. Es war immer spannend, ihm zuzuhören, wenn wir danach essen gegangen sind. Dabei erzählte er uns auch, dass er seine Behinderung durch einen Spitalsvirus bekommen hat. Wegen einer Nichtigkeit in Behandlung, hatte er sich infiziert und war seither lebenslang nicht mehr in der Lage, wie vorher normal zu gehen. Ein erschütterndes Schicksal, das er erstaunlich leicht genommen hat.

Besonders in Wr. Neustadt und St. Pölten hat man ihn oft bei den Infoständen des VGT gesehen. Trotz seiner Behinderung immer lächelnd und gut aufgelegt. Dabei sind Männer um die 60, wie er, die sich für Tiere engagieren, sehr selten gestreut. In dieser Generation wird Tierschutz eher belächelt. Nicht so für unseren Josef. Vielleicht hat die so enge Beziehung zu seinem Kater Timmi dazu beigetragen, dass er das Schicksal der Tiere ernst nahm wie jenes der Menschen. Er hat auch sein Facebook-Account nach Timmi benannt.

Plötzlich, Mitte November 2021, erreichte uns die Nachricht von ihm, dass er im Spital mit Corona infiziert worden ist. Und als ob das nicht reicht, schrieb er Ende November, dass er Krebs habe. Am 11. Dezember ist er dann für uns überraschend im Alter von 66 Jahren gestorben.

„Es ist nie der richtige Zeitpunkt, es ist nie der richtige Tag, es ist nie alles gesagt, es ist immer zu früh, und doch sind da Erinnerungen, Gedanken, Gefühle, schöne Stunden, einfache Momente, die einzigartig und unvergessen bleiben“ schreibt seine Familie zu seinem Tod. Wie wahr! Als Tierschützer und Tierschützerinnen sind wir oft mit dem gewaltsamen Tod von Tieren konfrontiert. Jedes Mal reißt er ein Loch in unser Leben, zeigt uns, wie fragil unser Dasein ist. Doch niemals, niemals kann man sich damit abfinden, niemals kann man dabei zur Tagesordnung übergehen. Auch Josefs Tod reißt ein Loch in unsere Gemeinschaft. Es fehlen die Gespräche, sein herzliches Wesen, seine vernünftigen Gedanken, sein großes Engagement. Ein Loch ist entstanden, das sich nicht mehr schließen lässt.

Lieber Josef, wir werden Dich sehr vermissen!

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