5. November 2024

So sieht die Bärenjagd in Rumänien aus!

In den Südkarpaten gibt es noch die ursprünglichen Raubtiere, verspricht eine Annonce in einer Jagdzeitschrift, über einen Jagdveranstalter kann man dort Bären schießen gehen. Großartige Trophäen werden versprochen, und das lockt den großen weißen Jäger aus Westeuropa und den USA. Oder auch die Jägerin, wie uns Melissa Bachmann beweist, siehe z.B. http://www.mirror.co.uk/news/world-news/melissa-bachman-sparks-outrage-after-2798136. Diese Dame schießt Löwen in Südafrika, und eine ganze Reihe anderer exotischer Tiere. Von einem eingerichteten Versteck aus. Und kommt aus dem Schwärmen ob ihres tollen Jagdglücks gar nicht mehr heraus.

Liest man die Annoncen für solche Jagdabenteuer bekommt man den Eindruck, es handle sich um eine Jagdsafari, man pirscht wochenlang durch einen Urwald und – mit viel Jagdglück – bekommt  einen Bären ins Visier oder auch nicht. Bei Bachmann hingegen ist das ganz anders. Diese Frau verbringt sicher keine Wochen auf der Pirsch. Sie wirkt auf mich auch nicht gerade so, als käme sie mit einer Wildnis zurecht. Sie fährt einfach mit dem Auto zu einem Jagdversteck und ballert von dort aus auf Tiere wie auf Schießbudenfiguren. Was, bitte schön, kann daran auch nur im Entferntesten interessant sein? Eine Leistung in irgendeiner Form ist es jedenfalls nicht. Und ein Naturerlebnis auch nicht.

Ich war bis Ende letzter Woche wieder einmal in den rumänischen Südkarpaten. Mein siebentes Mal bereits. Dabei wanderte ich abseits von Wegen durch die Wälder, einmal sogar 5 Wochen am Stück. Ich kenne also die Wildnis dort und ihre Tiere. Ich kenne das Gefühl, der Natur ausgeliefert zu sein. Ich weiß was es heißt, Bären von Angesicht zu Angesicht zu begegnen und viele Nächte im Zelt zu verbringen, während sich draußen die Großraubtiere tummeln. Habe ich also mit diesen JägerInnen etwas gemeinsam? Während ich mit der Kamera „schieße“, schießen sie eben mit dem Gewehr?

IMG_0710kleinMitnichten. Mittlerweile weiß ich, wie man in den Südkarpaten Bären jagt. Ich habe gesehen, was die großen weißen JägerInnen dort machen. Kein Abenteuer. Kein Pirschen. Kein auf Du und Du mit den Wildtieren. Keinerlei Leistung. Die tollen JägerInnen werden mit dem Geländewagen zu einem Pfahlbau gefahren, in dem sie dann sitzen, geschützt vor jeder Gefahr, und von dem aus sie auf mit Futter angelockte Tiere ballern! Und das aus allernächster Nähe!

An vielen Stellen in den Südkarpaten sind Kirrplätze für Bären eingerichtet. Dort werden regelmäßig tote Tiere, vor allem Schweine, ausgelegt. Man montiert sie dabei mit Draht in eine Bodenverankerung. Daneben steht das Jagdversteck. Sind die Bären einmal an diese Fütterung gewöhnt – und sie kommen verlässlich jeden Abend vorbei, bis zu 12 Bären auf einmal! – dann bringt man den Jagdgast. Der setzt sich dick und fett in das Versteck und ballert nach Lust und Laune auf Tiere aus maximal 20 m Entfernung. Jeder Vollidiot ohne Schusspraxis wird da treffen. Und sehe ich Bachmanns Filme, dann schaut die Jagdsafari in Afrika auch nicht anders aus.

IMG_0708kleinWas bewegt einen Menschen, für so etwas zig tausende Euros zu zahlen? Wie kann man bei so einem Kasperltheater auch nur irgendeine Freude oder gar irgendeinen Stolz empfinden? Wer hängt sich, bitte schön, die Haut von auf diese Weise erschossenen Tieren als Trophäe an die Wand? Wes Geistes Kind muss man da sein? Was für eine psychologische Störung treibt solche Blüten?

Ausbaden müssen diesen Wahnsinn in erster Linie die Tiere, die angeschossen werden. Aber nicht nur das. Ausbaden müssen das auch wir WildnisbesucherInnen. Weil wir stellen ahnungslos unsere Zelte in der Umgebung solcher Kirrplätze auf, wo sich zahlreiche angefütterte Bären befinden, die menschlichen Geruch mit Nahrung assoziieren. Wegen dieser dementen Schwachsinnigkeit einiger unserer Mitmenschen werden wir harmlose Wanderer in absolute Lebensgefahr gebracht. Und selbst die größten AnthropozentristInnen, die jederzeit Tiere auch für die hirnloseste Belustigung von Menschen zu opfern bereit sind, müssten dieses Argument verstehen.

Aber als Österreicher brauche ich mich gar nicht über diese rumänische Jagdpraxis zu beschweren. Wir hier treiben es noch schlimmer. Im Jahr 2000 waren gut 30 Bären im steirisch-niederösterreichischen Grenzgebiet unterwegs. Dann wurde einer nach dem anderen abgeschossen. Die Jägerschaft hat die Bären bei uns wieder ausgerottet. Dafür fliegt man jetzt in die Südkarpaten, um sich dort Trophäen angefütterter Tiere zu holen. Empfindsame Menschen bleiben sprachlos zurück.

2 Gedanken zu “So sieht die Bärenjagd in Rumänien aus!

  1. Hallo Marion, vielen Dank für Dein Kommentar. Wie ist es Dir gelungen, Wölfe zu sehen? Und wo war das? Würde mich sehr interessieren!
    LG, Martin

  2. Ich kenne Rumänien auch sehr gut, ein wunderbares Land mit wunderbaren Tieren und Menschen. Leider werden auch die Wildtiere ausverkauft. Ich durfte dort zweimal einen Wolf sehen. Die Rumänen selbst würden wohl eher selten die Bären abknallen, natürlich gibt es auch dort ähnliche Anencephali wie wir sie bei uns haben. Es gibt auch ganz wunderbare Tierschützer wie Dr.Levente Borka, der Bären besendert und auch immer wieder junge Bären medizinisch versorgt nach Verletzungen und sie wieder auswildert.

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