Nach der Chaoswoche seit der Urteilsverkündung, und nach Montag+Dienstag+Mittwoch dieser Woche, an denen ich als Chefredakteur die neue Ausgabe unserer Zeitung „Tierschutz konsequent“ fertigmachen musste, komme ich erst jetzt dazu, mich zu bedanken.
Vielen herzlichen Dank an alle, die beigetragen haben, dass wir diesen Prozess und die ganze Verfolgung so erfolgreich überstanden haben, sowohl psychisch als auch finanziell (überstanden ist gut!) und juristisch bzw. politisch. Ich kann es gar nicht oft genug sagen: Ohne die Anteilnahme der Öffentlichkeit, ohne die scharfe Kritik, ohne das kritische Auge, wäre das niemals gut ausgegangen. Bei Walther Rode, der vor 100 Jahren als unermüdlicher Anwalt in politischen Prozessen in Österreich verteidigt hat und dafür letztlich vom System kaltgestellt wurde, kann man es nachlesen. Normalerweise ist es unmöglich, politisch motivierte Prozesse zu gewinnen – außer man hat die öffentliche Meinung hinter sich!
Zum Glück hat sich auch gezeigt, dass es eine Pressefreiheit in Österreich gibt, die kritisch den Prozess verfolgt hat. Einigen Chefredaktionen ist die scharfe Kritik der eigenen RedakteurInnen offenbar böse aufgestoßen, wie ich höre, aber alles in allem hat die Medienwelt trotz Monopolstellung von ORF und Kronenzeitung funktioniert.
Man merkt schon, dass noch einiges bis zum echten Polizeistaat fehlt, hierzulande. Aber das sollte nicht dazu führen, dass wir uns zufrieden zurücklehnen. Es gibt bereits erschreckende Missstände, sogar die Vorratsdatenspeicherung wurde letztendlich beschlossen, wir müssen also nicht nur wachsam bleiben, sondern die Auswüchse der Terrorprävention und des Überwachungsstaats aktiv wieder zurückschrauben. Ich werde jedenfalls dran bleiben und demnächst deshalb wieder im Justizministerium vorsprechen.
Nach meiner verrückten Festnahme und der völlig ungerechtfertigten Untersuchungshaft, habe ich dieses Land zu hassen begonnen. Wie kann mir der Staat nur so etwas antun, obwohl ich, so war mein Eindruck, selbstlos Gutes wie ein Legebatterieverbot im Namen der Gesellschaft erreicht hatte. Nach meiner Entlassung habe ich mich sogar dabei ertappt, z.B. Müll einfach auf die Straße zu werfen und mir zu denken, was geht’s mich an, warum soll ich mich dafür einsetzen, dass Österreich nicht im Dreck erstickt.
Nach so viel Unterstützung, nach einem so lauten Aufschrei der kritischen Öffentlichkeit und nach diesem Totalfreispruch denke ich da anders. Ich wurde an die Besetzung der Hainburger Au erinnert. Wenn man im „Protestgewand“ damals aus der Au nach Wien kam, um sich kurz zu erholen und neue Nahrung und neue Kleidung mitzunehmen, wurde man laufend überall angesprochen und spürte die Solidarität. 40.000 demonstrierten damals spontan am Stefansplatz gegen die Polizeiübergriffe in der Au. Wäre das heute bei einem Schuldspruch auch passiert?
Ich spüre jedenfalls einen ähnlichen frischen Wind, eine ähnliche Aufbruchsstimmung, eine ähnliche Solidarität. Dieses Land und die Gesellschaft hier haben auch ihre Qualitäten. Die Hainburger Au wurde statt zum Kraftwerk ein Nationalpark. Der VGT ging nicht zugrunde sondern lebt und protestiert erfolgreich weiter und die Entwicklung zum Polizeistaat werden wir jetzt umdrehen. Ein guter Grund hierzubleiben, weiter zu machen und den Müll zu entsorgen, statt sich nichts zu scheren.
Danke an alle, dass ich wieder gerne in diesem Land lebe und stolz auf das sein kann, was hier erreicht worden ist!
Noch einmal herzlichste Glückwünsche Euch allen –
und ein Zitat von Hans Dichand :
“Österreich ist großartig …
für Augenblicke seiner Geschichte !!!”
Gern geschehen!
Wenn Unrecht zu Recht wird, wird WIDERSTAND zur Pflicht!!!
Jetzt müssen wir nur noch eine Justiz-Reform zum Thema Gerichtliche Gutachter, § 278a, Schadenersatz bei Freispruch etc…initiieren.
Sehr geehrter Herr Balluch:
Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie eines Tages ihr geerbtes Haus wieder zurückkaufen können. Das hätten Sie sich verdient.
Lieber Martin!
Nach diesem sehr persönlichen Blog möchte ich dich so nennen. 🙂
Noch nie war ich so getroffen, weil jemand zugibt, dass er “Müll auf die Straße fallen gelassen hat”.
Ich bin sehr froh, dass dir die “Österreicher” den Rückhalt geben konnten, den du gebraucht hast als du an “Österreich” fast verzweifelt wärst.
Ich kann dir versichern, es wären bestimmt 40.000 gewesen, die da am Stephansplatz demonstriert hätten, wäre das Urteil gegen euch anders ausgefallen. (Auch ein Freispruch im Zweifel wäre, glaube ich, nicht akzeptiert worden) Fast jeder, den ich kenne, sogar meine MUTTER wäre hingegangen! (*lol*)
Danke dir, dass du dich unermüdlich einsetzt, für Tierschutz, Tierrechte und für uns.
fein lieber martin, wenn du den frischen wind auf deiner haut, – in deinem herzen wieder er-leben kannst. Und weil du so lange tapfer durchgehalten hast, gibt es bei veganmania auch eine X-tra lange Schokorolle für dich und alle die anderen. lg chris