22. Dezember 2024

Was dieser Prozess in der täglichen politischen Arbeit anrichtet

Eine Prozesspause – da kann ich mich auch wieder intensiver um mein ureigenstes Anliegen kümmern, die Tierschutzarbeit. Mitte September hat wieder der Vogelfang im oö Salzkammergut begonnen. Ich war mit einigen TierschützerInnen am letzten Sonntag im Morgengrauen in den Bergen bei Bad Goisern, um den Fallenfang zu dokumentieren und gegebenenfalls anzuzeigen. Zu viert, zwei weibliche Aktivistinnen, mein Hund und ich, wurden wir tatsächlich bald fündig. Vier junge Männer hatten 8 schon vorher gefangene Singvögel als Lockvögel in winzigen Käfigen an die Bäume gehängt. Deren klägliches Gezwitscher soll freie Singvögel anlocken. Rund um die Käfige waren die Bäume und Sträucher mit offenen Fallen übersät. Die Fallen bestehen aus einem Stück Futter und einem Stäbchen. Landet der Vogel auf diesem Stäbchen um das Futter zu picken, wird ein Klappmechanismus ausgelöst und zwei mit einem Netz überspannte Metallbügel schnappen zu. Der Vogel wird darin eingequetscht.

Kaum hatten wir den Fangplatz gefunden, begannen wir die Situation zu filmen. Meinem Hund war das langweilig, er rollte sich zu einer Kugel und schlief ein, war es doch noch früh am Morgen. Die vier jungen Burschen sprangen sofort aus ihrem Versteck, liefen zu uns herüber und drohten mir, mich zu schlagen. Hätte ich keine Kamera und würden sie keine Konsequenzen fürchten müssen, so sagten sie, dann lägen wir alle drei TierschützerInnen schon tot im Graben.

Als sich die Burschen beruhigt hatten, erklärten sie uns, dass der Balluch der allerschlimmste von den TierschützerInnen sei. Der hätte einen Wellensittich zu Hause, würde sich aber über Vogelfänger aufregen. Ich habe übrigens keinen Wellensittich zu Hause. Erkannt haben sie mich aber nicht. Dann nahmen die Vogelfänger rasch die Lockvögel mit ihren Käfigen von den Bäumen, damit wir sie nicht filmen konnten, und steckten sie in einen Rucksack, der verschlossen wurde. Dann riefen sie die Polizei. Nach etwa 1 Stunde kam die Polizei, eine Frau und ein Mann, tatsächlich den Wald herauf gewandert. Die PolizistInnen – von Bad Goisern im hintersten Salzkammergut – erkannten mich sofort. Aha, würde die kriminelle Organisation also wieder im Salzkammergut aktiv, begrüßten sie mich mit meinem Namen. Dann sagten sie, wir sollten ihnen zur Polizeistation folgen und gingen wieder los. Ich war erstaunt, dass die PolizistInnen ernsthaft erwarteten, dass ich ihnen einfach bis ins Tal nachgehen würde. Also kamen sie zurück, beschwerten sich darüber wie wenig kooperativ ich sei, nahmen Fotos von uns auf und erregten sich darüber, dass ich sie fotografierte. Meine Bilder solle ich sofort löschen, wurde mir gesagt, was ich natürlich nicht tat.

Dann erklärte ich den BeamtInnen, dass die Vogelfänger im Widerspruch zur Artenschutzverordnung zu viele Fichtenkreuzschnäbel als Lockvögel verwendet haben. Die Vögel waren, wie gesagt, noch im Rucksack und die PolizistInnen hätten das sofort überprüfen können. Er glaube den Vogelfängern, erklärte der männliche Polizist, und dann zogen beide ab. Kurz nach ihm nahmen die Vogelfänger alle ihre Fallen und den Rucksack voller Vögel und zogen ebenfalls von dannen. So gingen wir auch und sandten unsere Fotos an die Staatsanwaltschaft Wels zur Anzeige.

Am nächsten Tag schickten die Vogelfänger eine Presseaussendung aus, die prompt von den OÖ Nachrichten übernommen wurde. Darin werde ich bezichtigt, Menschen (u.a. mit meinem „bösen“ Hund) bedroht, Sachbeschädigungen begangen und Lockvögel befreit zu haben! Die Vogelfänger sahen offenbar ihre Chance im Tierschutzprozess, von ihren eigenen Taten abzulenken und mich zu kriminalisieren. Wenn jemand wegen Unterstützung einer kriminellen Organisation angeklagt ist, so die Überlegung, dann glaubt man auch Behauptungen über ihn, dass er Sachschäden angerichtet oder Drohungen ausgesprochen hätte. Ich bin mir sicher, dass diejenigen, die diese Ermittlungen in der Tierschutzcausa gegen uns angezettelt haben und den Monsterprozess betreiben, mit dieser Reaktion spekuliert haben. Sie wollen, dass wir jetzt bei jeder Bewegung krimineller Machenschaften beschuldigt werden können. Sie wollen uns schwächen und einschüchtern. Eine weitere undemokratische Konsequenz dieses Prozesses.

Hier die unfassbare Presseaussendung der Vogelfänger:

http://www.salzi.at/article/lokales/badgoisern/19440/

3 Gedanken zu “Was dieser Prozess in der täglichen politischen Arbeit anrichtet

  1. Mit welchen Recht haben sich die PolizistInnen eigentlich geweigert den Vogelfänger zu überprüfen? Müssen sie einer Anzeige nicht nachgehen, wenn sie nicht an deren Stichhaltigkeit glauben? Ist das nicht totale Willkür?

  2. Presseaussendung und das Herausgeben dieser ist einfach unterste Schublade. Und auf welchen Niveau sich Vogelfänger bewegen, ist ohnehin nichts Neues.

    Außerdem zeigt sich wieder einmal deutlich, wie sich unsere “absolut neutral” agierende Polizei gegenüber Tierschützern verhält. Traurig aber wahr.

  3. Der Vorfall und das Verhalten der Vogelfänger an sich, wären ja schon lächerlich genug. Aber der Artikel auf salzi.at sollte jedem das belustigte Lächeln mit Sorgenfalten aus dem Gesicht vertreiben. Wie leicht es ist, ein dermaßen falsches Bild von jemandem in der Öffentlichkeit zu zeichnen ist wirklich erschütternd.

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