21. November 2024

Wenn sich schon der Alpenverein für Tierschutz einzusetzen beginnt!

Ich bin jetzt seit 30 Jahren Mitglied im Alpenverein. Ironischer weise erhielt ich die 25 Jahr Treueplakette gerade, als ich wegen der Tierschutzcausa im Gefängnis saß! Der Alpenverein, wahrscheinlich ohne davon zu wissen, spendete mir also Trost mit seiner Solidarität und seinen positiven Worten, als ich das am Nötigsten brauchte.

Ich bin nicht nur im Alpenverein, weil ich dadurch irgendetwas billiger bekomme oder bei Bergrettungsaktionen versichert bin. Ich schätze den Einsatz des Alpenvereins im Umweltschutz und in der Nationalparkarbeit sehr. Der Alpenverein ist, soweit ich weiß, der größte oder zumindest einer der größten Vereine Österreichs und hat dadurch ein gewichtiges Wort in Sachen Naturzerstörung und Ausbau von Kraftwerken bzw. Schigebieten etc. mitzureden. Der Alpenverein hat auch mit dem Umbau seiner Hütten zu umweltverträglicherer Form eine Vorbildwirkung entwickelt. Nur im Tierschutz war bisher gar nichts von diesem Verein zu hören.

Ich war auf vielen Ausbildungskursen des Alpenvereins, anfänglich als Teilnehmer, später auch als Lehrender. Dabei konnte man schon eine starke Opposition gegen die Jagd spüren, obwohl im Alpenverein immer wieder JägerInnen in Funktionärsposition anzutreffen sind bzw. waren. In eigenen Seminaren des Alpenvereins wird man über die Rechte von Wanderern und Kletterern gegenüber der Jägerschaft unterrichtet und von anwaltlicher Seite darüber informiert, wie man sich gegen Anpöbelungen durch JägerInnen schützen kann, die lange Zeit an der Tagesordnung waren und heute noch immer wieder auftreten. Doch auch hier war der Ausgangspunkt nicht der Tierschutz, vielmehr ist die Jagd eine Konkurrentin der BergsteigerInnen als NutzerInnen der Natur.

Das vegetarisch/vegane Angebot in Alpenvereinshütten ist i.a. bescheiden, obwohl ich sagen muss, dass sich in mehr als 50% der von mir besuchten Hütten die Wirtsleute ehrlich bemühen, eine pflanzliche Alternative zusammenzustellen. Es sei, so wurde mir erklärt, insbesondere in Hütten der Kategorie I, d.h. in jenen, die nur mit dem Helikopter versorgt werden können, nur wirtschaftlich sinnvoll, kleine Fleischimbisse (z.B. Würstel) anzubieten, weil frisches Gemüse verderbe. Immer wieder begegnete man meiner Fleischverweigerung in Alpenvereinshütten aber auch mit totaler Ablehnung und der Aussage, eine Alpenvereinshütte sei kein 5-Sterne-Hotel.

Im neuen Bergauf, der Vereinszeitung, gibt es jetzt erstmals einen echten Tierschutzartikel auf Seite 66: http://www.alpenverein.at/bk/bergauf/bergauf2012/Bergauf_5_2012/index.php. Es geht um das Tierleid bei der Produktion von Daunen, insbesondere von Gänsen aus Stopfleberfarmen und bei Lebendrupf, beides in Österreich verbotene Praktiken, doch der Import dieser Produkte bleibt völlig legal.

Jene Tierschutzorganisation aus Spanien, nämlich Igualdad Animal, gegen die auch ein Tierschutzprozess im Anrollen ist und die den Kongress gegen Repression in Madrid organisiert hat, filmte erst vor 2 Monaten in einigen Gänse- und Entenstopffarmen auf der iberischen Halbinsel. Die Bilder sind erschreckend, die Gänse und Enten leiden nicht nur wie in allen Tierfabriken, sie werden darüber hinaus noch mit einer Maschine „gestopft“, d.h. es wird ihnen viel mehr an Nahrung mit Gewalt zugeführt, als sie essen wollen. Oft werden Gänse und Enten auf solchen Farmen auch noch 4 Mal im Leben bei vollem Bewusstsein gerupft, d.h. im Akkord werden ihre Daunenfedern entfernt, um damit Schlafsäcke und Winterjacken zu füllen.

Genau diese in Spanien gefilmten Farmen exportieren übrigens auch nach Österreich! Dafür gibt es Beweise auf Lieferscheinen der entsprechenden Firmen, die mir vorliegen. In Spanien wurde aufgrund der Recherchen von Igualdad Animal ein Koch mit besonders gutem Ruf sogar wegen Tierquälerei bestraft, weil er diese Stopffarmen unterstützte, wie der Guardian am 14. Dezember berichtete (in diesem Link gibt es auch einen Film von der Stopfprozedur): http://www.guardian.co.uk/world/2012/dec/14/mugaritz-restaurant-fined-foie-gras

Weltweit hat bisher nur Kalifornien den Handel mit Gänsestopfleber verboten. Gänsedaune findet sich leider in praktisch allen Bergsportgeschäften. Danke an den Alpenverein für den Mut, dieses Thema jetzt aufs Tapet zu bringen. Ein Hinweis darauf, dass Tierschutzbedenken immer mehr an Boden gewinnen!

5 Gedanken zu “Wenn sich schon der Alpenverein für Tierschutz einzusetzen beginnt!

  1. Diese Bilder sollten jedem Produkt beigefügt werden, damit die Leute wissen was sie kaufen. Die meisten wissen es nicht. Ich konnte es anfangs auch nicht glauben. Verboten gehört das sowieso, aber solange es nicht verboten ist, sollte den Konsumenten wenigstens klar gemacht werden was sie anrichten. Schließlich ist der Konsument indirekt der Verursacher. Bei Zigaretten möchte man ja auch Schockfotos auf die Packung tun um den Konsumenten aufzuklären.

  2. Es braucht einen modernen Edgar Allen Poe um zu beschreiben, was diese verzagten Lebewesen mitmachen……

    Und es braucht einen Poeten, der beschreiben kann, was Helfen, Mitgefühl und Verstehen wahrhaftig für alle Beteiligten bedeutet….. Das ist wahres Heldentum, Mut und Stärke. In Liebe.

  3. Solche Bilder sind einfach nur grauenhaft und kaum zu fassen. Unverständlich diese Grausamkeit.

    Der Alpenverein erreicht mit dem Artikel auf jeden Fall das passende Zielpublikum, der Bericht ein kleiner Lichtblick.

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