26. Dezember 2024

Wer ein strenges Tierversuchsgesetz will, muss JETZT handeln!

Das ist ein Hund in einem österreichischen Tierversuchslabor. Mit einer Großdemo am heurigen Welt-Versuchstiertag, am 24. April 2012, haben wir unsere Kampagne für ein strenges Tierversuchsgesetz eröffnet. Davor hatten wir zahlreiche Workshops mit in- und ausländischen ExpertInnen abgehalten und auch Personen eingeladen, die Tierversuche durchführen, um unsere Forderungen im Rahmen der neuen EU-Richtlinie, die ja umgesetzt werden muss, zu erarbeiten. Schließlich gingen wir an die Öffentlichkeit und rissen die Bevölkerung mit. Klar war jedenfalls, dass das größte Problem im Tierversuchsbereich das Kontroll- und Vollzugsdefizit ist, dass keine Gesetzesübertretungen geahndet, dass kaum Versuchslabors kontrolliert und dass praktische alle Tierversuchsanträge genehmigt werden. Die 4 Säulen unseres Vorschlags der Kontrolle von Tierversuchen wurden:

  • Ein bindender Kriterienkatalog für die ethische Schaden-Nutzen Abwägung
  • Versuchstier-Ombudsschaften
  • Die Veröffentlichung der Versuchsabläufe aller Tierversuche
  • Eine rückblickende Bewertung aller Tierversuche

Wir ließen ein professionelles Institut eine Meinungsumfrage machen und erhielten das Ergebnis, dass gut 80% der Menschen hinter unseren Forderungen standen. In den letzten 6 ½ Monaten versuchten wir alles, um eine öffentliche Diskussion zu dem Thema zu ermöglichen. Gezählte 520 Medienberichte waren die Folge, von TV-Sendungen bis zu kurzen Zeitungsartikeln online. Es gelang damit, den katastrophalen Erstentwurf des Ministeriums für ein neues Tierversuchsgesetz zu kippen, der Zeitplan wurde durcheinander geworfen.

Jetzt aber, jetzt steht alles auf Messers Schneide! Bis kommenden Dienstag den 13. November werden die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP verhandeln, um einen gemeinsamen Entwurf dann dem Ministerrat vorzulegen. Jetzt herrscht Regierungsklausur, das Thema wurde Chefsache. Unsere Forderung nach einem Kriterienkatalog wurde von beiden Parteien bereits anerkannt, er soll bis Ende 2015 (!) wissenschaftlich erarbeitet werden. Doch bei der Versuchstier-Ombudsschaft scheiden sich die Geister. Die Tierschutz-Ombudsschaften nach dem Tierschutzgesetz sind das wichtigste Mittel um das Vollzugsdefizit zu bekämpfen – sie dürfen aber nicht bei Tierversuchen kontrollieren. Daher brauchen wir unbedingt diese Institution auch für Versuchstiere. Die ÖVP weigert sich, eine Versuchstier-Ombudsschaft zu erlauben, die SPÖ dagegen hält das dankenswerter Weise für unabdingbar. Bitte schreiben Sie daher Emails an die Parteispitzen von SPÖ und ÖVP, um darauf zu drängen, die Versuchstier-Ombudsschaft in den Regierungsentwurf zum Tierversuchsgesetz aufzunehmen bzw. die Kompetenzen der bestehenden Tierschutz-Ombudsschaften auf Versuchstiere zu erweitern:

Folgende Personen könnten Sie kontaktieren:

Natürlich gibt es noch eine Reihe weiterer Anliegen, die ein modernes Tierversuchsgesetz unbedingt berücksichtigen müsste, doch momentan haben diese geringere Priorität, sie scheinen nicht die zentralen Verhandlungsthemen zu sein. Dennoch müssen Sie erwähnt werden:

  • Fachkommission für die Genehmigung von Tierversuchen: im Gesetz sollten Fachkommissionen etabliert werden, die überprüfen, ob der von den AntragstellerInnen verwendete Kriterienkatalog für ihren Tierversuch richtig ausgefüllt wurde. Die Fachkommission würde anhand des Kriterienkatalogs über die Genehmigung entscheiden.
  • Veröffentlichung des Versuchsablaufs aller Tierversuche: Momentan ist akzeptiert, dass alle Tierversuche zu veröffentlichen sind, aber es steht zu befürchten, dass das nicht den Versuchsablauf sondern nur das Versuchsziel und das erwartete Tierleid betrifft. Mit der Angabe „Wirkstoff XY wurde getestet, es gab leichtes Tierleid“ ist aber keine öffentliche Kontrolle möglich.
  • Rückwirkende Bewertung aller Tierversuche: Momentan sollen nur jene Versuche, die schweres Leid verursachen oder die an Primaten durchgeführt werden, einer rückblickenden Bewertung, die veröffentlicht wird, unterliegen. Ohne eine rückblickende Bewertung für alle Tierversuche kann das Genehmigungsverfahren aber nicht adjustiert werden. Man muss prüfen, ob die Angaben über den Tierversuch im Genehmigungsantrag und das angepeilte Ergebnis im Rückblick der Realität entsprachen!
  • Absolutes Verbot von Tierversuchen, die schweres Leid verursachen, das lange anhält: Die EU-Richtlinie sieht vor, dass die einzelnen Mitgliedsstaaten derartige Tierversuche völlig verbieten dürfen. Eine frühere Version des neuen Tierversuchsgesetzes vom Wissenschaftsministerium hatte ein derartiges Verbot enthalten, doch offenbar wurde es von der Pharmalobby wieder heraus reklamiert. Wir müssen darauf bestehen, dass die Versuchstiere grundsätzlich nicht mehr einem derartigen maximalen Leid ausgesetzt werden dürfen, egal zu welchem Zweck!

Sollte ein Regierungsentwurf am 13. November den Ministerrat passieren, dann wird er öffentlich und die Diskussion mit den Oppositionsparteien beginnt. Für diese Diskussion sind sage und schreibe lediglich 9 Tage vorgesehen. Am 22. November wird sich der Wissenschaftsausschuss des Parlaments mit dem Gesetzesentwurf befassen. Bis dahin gibt es die Möglichkeit, die obigen Änderungen mit Hilfe der Opposition und durch öffentlichen Druck durchzusetzen. Kommt es am 22. November zu einer Mehrheitsentscheidung für eine Gesetzesvariante, so ist der Rest reine Formsache: am 6. Dezember wird das Parlamentsplenum das Gesetz verabschieden, am 1. Jänner 2013 tritt es in Kraft.

Wir haben also nur noch 2 Wochen Zeit unserem Anliegen Gehör zu verschaffen, danach wird das Tierversuchsgesetz voraussichtlich 2-3 Jahrzehnte nicht mehr geändert.

Bitte helfen Sie uns und den Versuchstieren! Wer jetzt nicht aktiv wird, muss sich auf absehbare Zeit mit dem beschlossenen Tierversuchsgesetz abfinden!

19 Gedanken zu “Wer ein strenges Tierversuchsgesetz will, muss JETZT handeln!

  1. Meinungsumfragen sagen insofern wenig aus, als die Befragten eben bloß eine Meinung kundtun, aber keinerlei Aktivitäten setzen. Sie werden trotzdem wählen wie sie es bisher taten und kaufen was sie bisher kauften. Unsere moderne Gesellschaft versteht nur eine Sprache: Gewinn und Verlust. Würden diese 80% beispielsweise bestimmte getestete Produkte ein Monat lang nicht kaufen, würde die Sache gleich anders aussehen. Es steigen zwar schon viele auf Produkte um die nicht getestet werden, aber die Firmengeflechte sind oft undurchschaubar.

    Die ÖVP vertritt eine starke Lobby von Leuten die von Tierversuchen leben, oder die ihre Waren testen (müssen?) weil sie offenbar glauben dass ihre Produkte für Menschen schädlich sind. Denn was “testet” man? Man testet was gefährlich sein könnte. So wie früher die Könige einen Vorkoster hatten, weil er Angst hatte vergiftet zu werden. Nur testet man oft nicht das Produkt, sondern man stellt fest wieviel Gift man braucht um ein Tier damit umzubringen. Das gilt auch für Medikamente, die wie wahnsinnig produziert werden, weil das derzeit besonders einträglich ist, nicht weil man sie unbedingt braucht.

    Solche Firmen und deren Interessen werden von der ÖVP vertreten und die SPÖ tut zwar als ob, wird sich aber einreden lassen, dass man die Arbeitsplätze braucht und deshalb weiter quälen muss.

    In Wahrheit aber brauchen diese Firmen die Wähler der beiden Parteien – als Käufer. Das sollte man den Parteien einmal klar machen. Für einen Kaufboykott ist es leider zu spät, aber vielleicht finden sich doch genug anständige Menschen die das nachholen. Gesetze lassen sich auch nachträglich ändern. Das ist die einzige Sprache die solche Leute verstehen.

  2. An ÖVP und SPÖ Spitze

    Tierversuchsgesetz_Bedachte Helfer oder mordende Quäler

    Einen schönen, guten Tag,

    welcher Mensch im Heute und im Parlament lässt hilflos tatenlos oder massiv fördernd schwerste Qualen an Tieren zu, verschleiert dieses und dehnt auf Staatskosten monatelang oder jahrelang § 278a gegen unschuldige Menschen aus, um massiv weiterquälen zu können, ungestört ?

    Das Land braucht die gesunde Wirtschaft und die gesunde Wissenschaft. Das Land braucht keine Ausbeuter und keine brutal mordenden Quäler, die Diskussionen scheuen. Warum sind entscheidende Personen, die unsere Politiker bestimmen unsichtbar für das Volk? Denn diese bestimmen das Volk. Stimmt es, dass Politikern die Hände gebunden sind? Haben Sie bitte einen kleineren oder größeren Spielraum Entscheidungen zu treffen? Bitte entscheiden Sie sich für das Land, für ein gesundes Miteinander, für Vertrauen, für einen zivilisierten Umgang, für Liebe zu Tieren.

    Bin schwer schockiert und schwer enttäuscht, trotzdem

    Freundliche Grüße,

  3. Mein Mail an alle beide Parteispitzen, ÖVP und SPÖ

    Guten Tag.

    Das Wohlergehen der Tiere hat in unserer Gesellschaft erfreulicherweise einen großen Stellenwert.
    Wie die Tiere in der Forschung und Pharmaindustrie behandelt werden, ist leider erschütternd.

    Mit der am 22. November zu verabschiedenden EU Tierversuchslinie hoffe ich auf deutliche Verbesserungen.

    Ich bitte Sie, und hoffe inständig, dass die medial verbreiteten Änderungen so in den Geseztestext einzug nehmen.
    Unabhängige Kontrollmechanismen in Form einer Ombudsstelle, und einen bindenden auf wissenschaftlicher Erkenntnis basierenden Kriterienkatalog für die Bewertung der Anträge zu Tierversuchen, sind für mich da unumgänglich.

    Mich wundert sehr, dass diese, für jeden Menschen klar verständlichen Forderungen der Tierschutzseite solch hitzige Diskussionen auslösen.
    Transparenz und unabhängige Kontrollen sind ein Muss in einem modernen demokratischen Staat, wie sonst können objektive Entscheidungen getroffen werden.

    Nur die sachliche Abwägung des Nutzens von Tierversuchen auf wissenschaftlicher Basis in einer nachträglichen Beurteilung der Forschungsergebnisse kann zu einer besseren Abwägung der Tierversuche auf Ihre Notwendigkeit führen, und in Zukunft hoffentlich etlichen Tieren das Leid, im Tierversuch gequält und getötet zu werden, ersparen.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Oliver

  4. Sehr geehrte Herr Vizekanzler, sehr geehrter Herr Außenminister!

    Ein Hund schreit vor Schmerzen, wenn sein Schwanz in der Autotür eingeklemmt wird. Wenn der winzige Brustkorb der Maus lediglich ein, für unsere schlechten Ohren kaum hörbares, Fiepen hergibt, so leidet sie nicht weniger, als ein vor Schmerz und Verzweiflung laut schreiender Mensch. Tiere leiden unter Gefangenschaft, empfinden Schmerz, Angst, Hunger und Durst. Vermutlich leiden sie mehr als Menschen, denn sie können sich nicht mitteilen, sich nicht ablenken, an Gott glauben oder auf bessere Tage hoffen.
    Es würde unseren Moralvorstellungen widersprechen, einen körperlich oder geistig unterlegenen Menschen, Qualen auszusetzen, weil wir uns einen Nutzen davon versprechen. Doch unsere Vorfahren hielten es mit wissenschaftlichen, christlichen und moralischen Maßstäben für vereinbar, Menschen einer andern Hautfarbe zu quälen und Frauen zu foltern. Die meisten Menschen verurteilen dies heute als unfassbare Barbarei. Worin liegt aber genau der Unterschied zwischen Mensch und Tier, der uns berechtigt, heute Tiere solchen Qualen auszusetzen? Stärke, Macht oder intellektuelle Überlegenheit lassen wir üblicherweise als Rechtfertigung für Gewalt nicht gelten.
    Um Tierversuche machen zu dürfen, brauchen sie nur einen Nutzen vermuten und anzustreben. Die Nutzen-Kosten-Relation von Tierversuchen wurde nie überprüft. Eine Datenbank durchgeführter Tierversuche existiert nicht. Tierversuche werden heimlich durchgeführt: Obwohl er es bezahlt, darf der Bürger nicht sehen, was Tiere in Versuchen erleiden, was die Qual kostet und was unter dem Strich dabei herauskommt. Es gibt wenig, was derartig ängstlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit erfolgt, wie Tierversuche.
    Medienwirksam aufbereitete Einzelschicksale schwerkranker Menschen, vorzugsweise mit einem gigantischen Aufgebot an Apparatemedizin, erwecken den Anschein, als könne die moderne Medizin alles heilen. Doch zwei Drittel aller Erkrankungen sind weder heilbar, noch zufrieden stellend behandelbar. Bis zu 70% der verschreibungspflichtigen Medikamente sind beim Patienten wirkungslos. 210.000 Krankenhauseinweisungen jährlich aufgrund Nebenwirkungen von Medikamenten allein in Deutschland, 58.000 davon tödlich – eine niederschmetternde Bilanz nach über 150 Jahren Tierversuchsmedizin. Gerade in Bezug auf Krankheiten, für deren angebliche „Heilung“ exzessiv an Tieren herumexperimentiert wird – z.B. Krebs, Alzheimer, Herz-Kreislaufleiden, Diabetes, Rheuma, Aids, Allergien – sind Tierexperimentatoren lang anhaltend erfolglos. Dabei könnten allein zwei Drittel sämtlicher Krebserkrankungen bereits heute vollkommen tierversuchsfrei verhindert werden! Doch das liegt nicht im Interesse der Medizinindustrie und damit auch nicht in dem der Politik-zu Lasten von Mensch und Tier.
    Viele Untersuchungen deuten darauf hin, dass Tierversuche fortzuführen wesentlich erfolgloser ist, als ihr sofortiges Verbot mit der Umschichtung der freiwerdenden Gelder hin zu Prävention und tierfreier Forschung zu kombinieren. Hält man aus Gewohnheit an Tierversuchen fest, so beraubt man Menschen der Chance, von aussagekräftigen Verfahren profitieren zu können. Tradition kann auch ein langer Irrtum sein!
    Eine wissenschaftliche Untersuchung aus dem Jahre 2001 zeigt, dass die Mehrzahl der Tierexperimentatoren – vorwiegend Ärzte- die Leiden der Versuchstiere als zu niedrig einschätzt. Wer es fertig bringt, Tieren gnadenlos Schmerzen zuzufügen, stumpft ab. Besteht nicht die Gefahr, dass solche Ärzte und Wissenschaftler bereit sind in entsprechenden Situationen auch Menschen zu quälen – wenn dies durch einen “höheren Zweck” gerechtfertigt wird? Forscher, die morgens mit der Überzeugung etwas Gutes zu tun, Lebewesen schwere Leiden zufügen, stehen möglicherweise nachmittags bei anderen Lebewesen am Krankenbett…
    Was macht den Wert, die Lebensberechtigung eines Lebewesens aus? Selbst wenn Tierversuche Vorteile brächten: ist es mit Menschenwürde vereinbar Lebewesen zu quälen? Haben Tiere nicht, ebenso wie Menschen, ein grundlegendes Existenzrecht? Wir denken, sie sind weder Objekte, noch Waren, noch Ressourcen für menschliche Zwecke und müssen vor Grausamkeit und Gier geschützt werden.

    Die meisten Menschen lehnen Tierversuche aus moralischen Gründen ab, weil sie Grausamkeit verabscheuen. Aber der Kampf gegen Tierversuche wird durch auch wissenschaftliche Argumente untermauert. Mensch und Tier unterscheiden sich in der Art wie ihr Körper funktioniert und in ihrer Reaktion auf Medikamente und Krankheiten. Wenn Tierversuche eine wertvolle Forschungsmethode wären, würden Menschen, die sich krank fühlen, zu einem Tiermediziner gehen und nicht zu einem Arzt. Tatsächlich ist der Tierversuch wegen des Risikos zu irreführenden Ergebnissen zu gelangen, ein unwissenschaftlicher Ansatz für die Medizin.
    Tierversuche waren schon immer untauglich
    Es ist schon seit langem bekannt, dass die Krankheit des Menschen eine völlig andere Form annimmt, wenn sie beim Tier künstlich hervorgerufen wird. Während einer Untersuchung über Cholera gelang es dem deutschen Forscher und Experimentator Robert Koch in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts nicht, diese Krankheit bei Tieren hervorzurufen. Er war gezwungen, sich auf klinische Beobachtungen von aktuellen Fällen der Cholera beim Menschen zu beziehen. Als Ergebnis gelang es ihm, den verantwortlichen Erreger zu isolieren und herauszufinden, wie er übertragen wird.

    Ein weiterer bekannter Fall ist Gelbfieber. Um 1890 machten einige Wissenschaftler Selbstversuche, weil es kein Tier gab, welches diese Krankheit bekommen konnte. Sie konnten nachweisen, dass Gelbfieber durch Stechmücken übertragen wird und konnten dadurch Maßnahmen zur Verhinderung dieser Krankheit vorschlagen.

    Lungenentzündung ist eine weitere Erkrankung, bei der die verursachenden Organismen üblicherweise für Labortiere harmlos sind. Die Wissenschaftler waren bislang nicht in der Lage, bei Tieren AIDS hervorzurufen. Eng mit dem Menschen verwandte Spezies wie Schimpansen entwickeln die Krankheit nicht, wenn sie mit HIV infiziert werden.
    Künstlich hervorgerufene Symptome
    Sogar in Fällen, in denen die bei Tieren hervorgerufenen Symptome denen des kranken Menschen ähneln, können zugrunde liegende physiologische und biochemische Unterschiede experimentelle Ergebnisse wertlos machen. Ein Beispiel ist die Schlaganfall-Forschung. Dieser Zustand wird bei Tieren durch Unterbrechung von Blutgefäßen im Gehirn hervorgerufen. Obwohl es hier eine oberflächliche Ähnlichkeit zur menschlichen Erkrankung gibt, führten Tierexperimente in die Irre. Von 25 Medikamenten, welche bei der Behandlung von Tieren mit künstlich hervorgerufenem Schlaganfall für aussichtsreich gehalten wurden, war keines in der klinischen Praxis erfolgreich. Wissenschaftler der renommierten amerikanischen Mayo-Klinik kamen zu der Überzeugung, dass »die Antwort auf viele unserer Fragen bezüglich der Behandlung des Schlaganfalls letztlich nicht in weiteren Versuchen liegen kann, die menschliche Situation im Tiermodell perfekt darzustellen, sondern eher in der Entwicklung von Techniken, welche es ermöglichen, lebende Menschen zu untersuchen«. Doch auch 12 Jahre nach dieser Erkenntnis wird bei unzähligen Ratten, Kaninchen und Katzen immer noch die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrochen, um einen künstlichen Schlaganfall hervorzurufen.

    Eine weitere Krankheit, bei der die am Tier künstlich hervorgerufenen Symptome oberflächliche Ähnlichkeit mit der menschlichen Krankheit haben, ist Krebs. Aber es ist schon lange bekannt, dass sich der tierexperimentell induzierte Krebs wesentlich vom Krebs des Menschen unterscheidet. Der Herausgeber der Krebsforschungs-Zeitschrift Clinical Oncology stellte fest, dass es schwierig sei, »einen einzigen üblichen Krebs des Menschen zu finden, bei dem Behandlung und Heilungsaussichten durch tierexperimentelle Forschung ernsthaft beeinflusst wurden. Letztendlich sind es Studien am menschlichen Patienten und nicht Tierversuche, die relevante Ergebnisse bringen.«
    Unterschiedliche Auswirkungen bei Mensch und Tier
    Es gibt zahllose Beispiele in medizinischen Zeitschriften, welche zeigen, dass Medikamente und andere chemische Substanzen bei Mensch und Tier zu unterschiedlichen Auswirkungen führen:
    Kortison führt bei Mäusen zu angeborenen Missbildungen, nicht aber beim Menschen, während es bei Thalidomid (Contergan©) umgekehrt ist
    Morphium beruhigt den Menschen, führt jedoch bei Katzen, Ziegen und Pferden zu Erregungszuständen
    Penicillin ist hoch giftig für Meerschweinchen und Hamster
    Insulin verursacht angeborene Missbildungen bei Meerschweinchen, aber nicht beim Menschen
    das Antibiotikum Chloramphenicol führt bei manchen Patienten zur Blutkrankheit aplastische Anämie, macht aber beim Tier kaum Probleme
    bei Hunden führt das muskelentspannende Mittel Tubocurarin zu einem ernsten Abfall des Blutdrucks, ist aber für den Menschen vergleichsweise sicher.
    Experimentatoren behaupten manchmal, dass Speziesunterschiede selten wären. Aber in Wirklichkeit sind sie die Regel. Vergleiche haben gezeigt, dass die meisten medikamentösen Nebenwirkungen, welche beim Menschen auftreten, nicht korrekt mit Tierversuchen vorhergesagt werden können. Das Problem kann auch nicht durch Verwendung von noch mehr Tierarten bewältigt werden. Das wird durch Medikamente wie Aspirin und Fenclocin-Säure verdeutlicht:
    Aspirin führt bei den Nachkommen von Ratten, Mäusen, Katzen, Hunden, Meerschweinchen und Affen zu Missbildungen, wird aber für schwangere Frauen als relativ sicher angesehen.
    Das Arthritis-Medikament Fenclocin-Säure führt beim Menschen zu Leberschäden, nicht aber bei Ratten, Mäusen, Hunden, Affen, Kaninchen, Schweinen und Pferden.
    Falsches Gefühl der Sicherheit
    Bei solchen Unterschieden können Versuche mit Tieren entweder wertlos oder ausgesprochen gefährlich sein, weil sie ein falsches Gefühl der Sicherheit geben. Tatsächlich vermochten Tierversuche Ärzte nicht vor den Risiken vieler Medikamente zu warnen. Beispielsweise kamen die beiden Herzmedikamente Encainide und Flecainide in den USA auf den Markt, nachdem die üblichen tierexperimentellen Studien durchgeführt worden waren. Später stellte sich heraus, dass sehr viele Todesfälle auf ihr Konto gingen.8 Andere Beispiele für Medikamenten-Nebenwirkungen, welche nicht durch Tierversuche erkannt wurden, sind die abhängigmachenden Eigenschaften der Benzodiazepin-Beruhigungsmittel, das erhöhte Risiko für Blutgerinnsel durch orale Verhütungsmittel, die Blutbildungsstörungen durch Phenylbutazon-haltige Rheumamittel und die Leberschäden durch eine ganze Reihe von Medikamenten wie das Antipilzmittel Ketoconazol, das Abführmittel Diphesatin, das Arthritis-Medikament Ibufenac und das Antidepressivum Zelmid.
    Vom Markt genommen
    Manchmal führen unvorhergesehene Zwischenfälle zur Rücknahme von Arzneimitteln. Selcryn, Oraflex, Merital und Zomax sind nur einige Beispiele für Medikamente, die aus Sicherheitsgründen vom U.S.-Markt genommen werden mussten. Weit häufiger jedoch werden Anwendungsbeschränkungen oder spezielle Warnhinweise an die Ärzte gegeben. Zwischen 1976 und 1985 mussten 51 Prozent der in den USA auf den Markt gebrachten Medikamente in Folge von gravierenden, unerwarteten Nebenwirkungen bezüglich der Informationen auf dem Beipackzettel ergänzt werden. Dies waren Herz-, Leber- und Nierenschäden, schwerwiegenden Störungen der Blutbildung, angeborene Missbildungen, Atemstilstand, Anfälle und Blindheit. Die Änderungen im Beipackzettel schränkten entweder die Anwendung des Medikamentes ein oder sie enthielten ernsthafte Warnungen und Vorsichtsmaßnahmen.
    Schädliche Wirkung im Tierversuch nicht erkannt
    Das Verlassen auf Tierexperimente kann auch in anderen Bereichen der medizinischen Forschung fatal sein. Wenn Wissenschaftler klinische Ergebnisse, die am Menschen gewonnen wurden, zugunsten von tierexperimentellen Testergebnissen vernachlässigen, kann dies schwerwiegende Folgen haben. Ein wichtiges Beispiel sind die schädlichen Wirkungen des Rauchens. Die Entdeckung, dass Rauchen Lungenkrebs verursacht, wurde durch Untersuchungen an menschlichen Bevölkerungsgruppen erreicht und ist möglicherweise einer der wichtigsten Beiträge der letzten Jahrzehnte für die Gesundheitspolitik. Jedoch warfen erfolglose Versuche, Lungenkrebs bei Labortieren hervorzurufen, indem diese zum Einatmen von Tabakrauch gezwungen wurden, Zweifel auf die Humanstudien und verzögerten gesundheitliche Warnungen jahrelang, was Tausenden von Menschen das Leben kostete.

    Die Erkenntnis, dass exzessiver Alkoholkonsum zu Leberzirrhose führt, wurde angezweifelt, weil sich vergleichbare Effekte bei den meisten untersuchten Versuchstieren nicht nachweisen ließen. Nur in Pavianen ließ sich Leberzirrhose hervorrufen, obwohl auch dies nicht von allen Tierexperimentatoren bestätigt wurde. Zu viel Alkohol kann an der Entstehung von Krebs beteiligt sein, aber sogar diese fundierte klinische Tatsache wurde angezweifelt, weil es unmöglich erschien, mit Alkohol Krebs bei Labortieren hervorzurufen. Einige Wissenschaftler beharren darauf, Alkohol als nicht krebserregend für den Menschen einzustufen, weil der experimentelle Beweis dafür fehlt.

    Ein weiteres Beispiel, bei dem widersprüchliche Tierversuche die Akzeptanz von Ergebnissen am Menschen verzögert haben, ist der Asbest-induzierte Lungenkrebs. Die ersten Berichte über Beziehungen zwischen Asbest und Lungenkerbs wurden in England und Deutschland in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts gemacht – nach sorgfältigen Untersuchungen an Menschen, welche an Asbestose verstorben waren. In einigen Ländern, vor allem in Amerika, wurde die krebserregende Wirkung von Asbest lange Jahre angezweifelt, weil es unmöglich erschien, diese Erkrankung bei Tieren hervorzurufen. Die Diskussion dauerte bis in die 60er Jahre trotz zahlloser Hinweise durch Untersuchungen an Asbestarbeitern. 1967 gelang es den Experimentatoren endlich Asbest-Krebs bei Tieren auszulösen, also 30 Jahre nach den ersten Berichten über Lungenkrebs am Menschen.
    In den 80er Jahren kam es zu einer erhöhten Fallzahl von Leukämien bei Kindern in der Umgebung von nuklearen Aufbereitungsanlagen und Kernkraftwerken in Sellafield in England. Obwohl die Häufigkeit von Leukämie zehn mal so hoch war wie der Durchschnitt, entschieden die offiziellen Untersuchungsgremien, dass die Atomanlagen nicht die Ursache seien. Ihre Schlussfolgerungen basierten auf Tierversuchen. Indem man tierexperimentelle Daten den direkten Beobachtungen am Menschen vorzog, wurden die Risiken durch radioaktive Strahlung jahrelang heruntergespielt.

    Diese Beispiele zeigen die Gefahren auf, wenn man sich auf Tierversuche verlässt. Da es unmöglich ist, zu sagen, ob überhaupt eine Tierart und dann welche, die menschliche Reaktion korrekt voraussagen kann, besteht immer das Risiko von irreführenden Vorhersagen. Weit mehr könnte erreicht werden – und vor allem ohne Tiere leiden zu lassen – wenn man sich auf Methoden konzentrieren würde, die sich direkt auf den Menschen beziehen. Diese Methoden beinhalten epidemiologische Studien an Bevölkerungsgruppen, klinische Untersuchungen an kranken Menschen, Untersuchungen an Verstorbenen, Beobachtungen an menschlichen Freiwilligen sowie Tests mit menschlichen Zellen und Geweben im Reagenzglas. Solche Gewebeproben können bei Operationen und Biopsien, die aus therapeutischen Gründen angezeigt sind, sowie bei aus unterschiedlichen Gründen notwendigen Leichenöffnungen erhalten werden.

    Zwei Beispiele illustrieren die fundamentale Bedeutung von Studien am Menschen: Die Sozialreformer des 19. Jahrhunderts benutzten epidemiologische Studien am Menschen, um die Ursachen von Infektionskrankheiten zu entdecken und um Gesundheitsreformen voranzubringen. Vor allem die daraus resultierenden Verbesserungen in der allgemeinen Gesundheitsfürsorge waren im letzten Jahrhundert für die Erhöhung der Lebenserwartung in vielen Ländern verantwortlich. Klinische und epidemiologische Studien am Menschen konnten die Hauptursachen von Krebs sowie Herz- und Kreislauferkrankungen identifizieren, wobei diese Studien auch zeigten, wie die wichtigsten Killer-Krankheiten unserer Zeit vermieden werden können.

    Trotz ihrer größeren Relevanz für die Medizin wird die Forschung am Menschen unterschätzt und vernachlässigt. So geben die amerikanischen Gesundheitsbehörden (National Institutes of Health), die die medizinische Forschung von Regierungsseite aus finanzieren, etwa doppelt so viel Geld für Tierversuche wie für Studien am Menschen aus. Auch das Interesse an Autopsien (Leichenöffnungen) nimmt ab, obwohl sich diese in der Vergangenheit als überaus wichtig für das Verständnis von Krankheiten erwiesen haben. Die Situation ist so ernst geworden, dass Robert Anderson, Leiter des Pathologischen Instituts der Universität von New Mexico, USA feststellt: »Wir wissen eine Menge mehr über die Todesursachen bei alten Mäusen als über die Todesursachen bei alten Menschen.«
    Forschung im Reagenzglas
    Mit so genannten In-vitro-Studien (in vitro = im Reagenzglas) mit Zellen und Gewebeproben lassen sich viele Fragestellungen beantworten. Dabei ist es besonders wichtig, auf Zell- und Gewebekulturen vom Menschen zurückzugreifen. In der Pharmakologie wird untersucht, wie Medikamente, aber auch sonstige Chemikalien, im Körper ihre Wirkungen auf Gewebe ausüben. Diese Art von Information ist sehr wertvoll, wenn man eine logische Basis für die Entwicklung neuer Behandlungsformen finden will. Unglücklicherweise verlässt man sich in der Pharmakologie häufig auf Gewebe von Tieren – trotz zahlreicher widersprüchlicher Ergebnisse. Zum Beispiel entspannt Acetylcholin, eine chemische Substanz, welche in den Nervenenden produziert wird, die Herzarterien von Hunden, hat aber den entgegengesetzten Effekt bei Geweben von Herzarterien des Menschen. Noradrenalin zieht menschliche Hirngefäße zusammen, hat aber bei vergleichbaren Geweben vom Rind keine Wirkung.

    Ein weiteres Beispiel sind Substanzen aus der Familie der natürlich vorkommenden Leukotriene: Sie entspannen Blutgefäße in der Haut von Menschen und haben den entgegengesetzten Effekt bei entsprechenden Geweben des Meerschweinchens.

    Ein Grund, weshalb Forschung am Menschen so vernachlässigt wird, mag sein, dass solche klinischen Studien mehr Geschick, Zeit und Geduld benötigen, während Wissenschaftler Tiere als beliebig verfügbar ansehen. Studien mit menschlichem Gewebe werden vernachlässigt, weil viele Wissenschaftler Tierversuche für bequemer halten. Dies ist dadurch bedingt, dass es natürlich etwas mühsam ist, Arbeitskontakte mit den Mitarbeitern von Kliniken herzustellen, um ausreichenden Nachschub von menschlichem Gewebe zu erhalten. Aber die Experimentatoren leisten der Medizin einen schlechten Dienst, wenn sie die Genauigkeit der größeren Bequemlichkeit mit Tierversuchen opfern. Es ist außerordentlich wichtig, dass jungen Ärzten und Wissenschaftlern die Zufälle und Risiken der tierexperimentellen Forschung sowie die größere Bedeutung von Studien mit Menschen bewusst gemacht werden.
    Fazit:
    Die physiologischen und biochemischen Unterschiede zwischen Mensch und Tier unterstreichen die dringende Notwendigkeit von Forschung, welche sich auf den Menschen bezieht. Im Interesse von Mensch und Tier muss das tierexperimentelle System abgeschafft werden, damit die Energie und das Geschick wissenschaftlicher Forschung in bessere und sicherere Kanäle geleitet wird.

    Wir sollten stolz sein darauf, dass wir eben KEINE Tierversuche benötigen – weil die Forschung (in vitro!) so weit fortgeschritten ist, dass wir ohne Probleme alles testen können, ohne einem (unschuldigen!!!) Lebewesen Leid zuzufügen. Das Verbot aufzuheben, strenge Kontrollen zu reduzieren wären nur Schritte rückwärts.

  5. Es ist wahrlich ein gewisser Zeitaufwand damit verbunden, die passende Formulierung für den jeweiligen Adressaten zu finden. Aber einmal abgesendet, gibt es einem zumindest das Gefühl einen kleinen Beitrag geleistet zu haben.

  6. gibts kein Argument das gerechtfetigt Tierversuche in Allgemein, bei uns in Österreich MUSS Tierversuchgesetz geändert werden.
    “wenn nicht jetzt wann dann”

  7. Mein Email an die ÖVP:

    Sehr geehrter Herr Vizekanzler,

    den Medien entnehme ich, dass bis Dienstag ein neues Tierversuchsgesetz
    zwischen SPÖ und ÖVP beschlossen werden soll. Ich hoffe sehr, dass Sie
    sich für strenge Kontrollen von Tierversuchen einsetzen, bisher, so hört
    man, wurden die Kontrollen bei Tierversuchen offenbar sehr vernachlässigt.

    Aber besonders ist es mir ein Anliegen, Sie darum zu bitten,
    Tierschutz-Ombudsschaften für Versuchstiere zu erlauben. Diese
    Ombudsschaften sind Goldes wert! Ich hatte einen Fall mit einer
    schlechten Hundehaltung, bei der weder eine Anzeige noch eine
    amtsärztliche Kontrolle fruchteten. Erst nach einer Meldung an die
    Ombudsstelle wurde der Misstand abgestellt. Auch mit der
    Umweltanwaltschaft habe ich gute Erfahrungen. Warum sollten also
    ausgerechnet Versuchstiere nicht den Schutz durch eine Ombudsschaft
    bekommen!?

    Ich bitte Sie sehr, sicherzustellen, dass es in Zukunft auch
    Tierschutzombudsstellen für Versuchstiere gibt.

    Hochachtungsvoll,

    #####

    Mein Email an die SPÖ:

    Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

    den Medien entnehme ich, dass jetzt eine Entscheidung über das neue
    Tierversuchsgesetz ansteht. Bis kommenden Dienstag soll darüber im
    Ministerrat entschieden werden.

    Mir ist ein strenges Tierversuchsgesetz sehr wichtig, ich bedaure, dass
    wir nicht viel mehr über Tierversuche in Österreich erfahren. Aber
    besonders bitte ich Sie, sich für eine Ombudsschaft für Versuchstiere
    einzusetzen. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit der
    Tierschutz-Ombudsschaft. Ich hatte einen Fall mit einer bedenklichen
    Hundehaltung, weder eine Anzeige noch eine Amtsarztkontrolle zeigten
    einen Effekt. Ich wandte mich dann an den Ombudsmann und so wurde der
    Missstand abgestellt.

    Es gibt keinen Grund, warum ausgerechnet Versuchstiere diesen Schutz
    nicht bekommen sollen. Ich bitte Sie sehr sicherzustellen, dass auch
    Versuchstiere von Ombudsmännern geschützt werden können.

    Mit freundlichen Grüßen,

  8. Eben gefunden und ist für Emails ein wichtiges Argument:
    ~~~~~~~
    Vergleicht man Forschungsanträge mit rückblickenden Forschungsberichten, so stellt sich heraus, dass die Belastung der Tiere häufig im Vorhinein vor dem Versuchsbeginn unterschätzt und daher im Tierversuchsantrag zu niedrig angegeben wird*). Werden ausschließlich als schwerbelastend deklarierte Tierversuche rückblickend bewertet, so lässt sich nicht feststellen, ob die im Vorhinein als geringgradig ausgewiesenen Versuche tatsächlich auch nur geringgradig waren. *) Lindl, T., et al.: Evaluation von genehmigten tierexperimentellen Versuchsvorhaben in Bezug auf das Forschungsziel, den wissenschaftlichen Nutzen und die medizinische Relevanz. In ALTEX 22, 3/2001, Seite 176.
    ~~~~~~~

  9. Das ist mein Schreiben an die ÖVP:

    Sehr geehrter Herr Vizekanzler und Außenminister,

    ich beobachte schon geraume Zeit die Entwicklungen und das Hin und Her rund um das Tierversuchsrechtsänderungsgesetz. Und in der Frage des Versuchstiergesetzes verhält sich die ÖVP nicht anders als in sonstigen Tiernutzungsbereichen.

    Ja es erschreckt mich immer wieder, dass die ÖVP so extrem tierfeindliche Positionen vertritt. Was ist mit den so oft bemühten Werten der ÖVP? Warum lösen diese sich gänzlich in Luft auf, sobald es um Tiere geht?

    Und um ehrlich zu sein, entsteht der Eindruck, dass Wissenschaftsminister Dr. Töchterle eigentlich ein Mensch mit Herz und Werten wäre. Diese Position passt aber offenbar einigen Menschen in der ÖVP nicht. Und jetzt fährt die ÖVP, wohl veranlasst durch ihre Machtbünde aus den Universitäten und der Wirtschaft, mit der Betonwalze über ihn drüber. Tja, in der Lobby-Partei ÖVP haben ideelle Werte auch nichts verloren, dort zählen eben nur Macht und Geld und das hat der Wissenschaftsminister nun zur Kenntnis zu nehmen.

    Sieht man sich das Gesamtbild der Tierversuchsthematik an, so ist das, was nun an Forderungen und politischer Diskussion übrig geblieben ist, ohnehin ein Scherz. Bitte es ist doch das Mindeste, dass wenigstens eine vertrauenswürdige Kontrolle eingeführt wird (Versuchstier-Ombudschaft und Fachgremium), dass es ein Mindestmaß an Transparenz gibt (Veröffentlichung der Versuchsanordnung), dass wenigstens die grauenvollsten der grauenvollsten Versuche, nämlich jene mit schwerem, lange andauerndem Leid verboten werden und dass es eine rückblickende Bewertung ALLER Versuche gibt. Immerhin muss es doch auch darum gehen, für die Zukunft zu lernen. Das ist aber nur möglich, wenn Versuche rückwirkend beurteilt werden müssen.

    Insbesondere die Punkte Versuchstier-Ombudschaft und Fachgremium möchte ich noch vertiefen:

    Ich kenne Österreich und es ist eine Hassliebe. Auf der einen Seite mag ja die Gemütlichkeit, die österreichische Lösung und das Geplausche ganz nett sein, aber spätestens wenn es auf Kosten Dritter geht, dann kann ich nichts Nettes und nichts Lustiges mehr daran erkennen.

    Und bei Tieren ist das laufend der Fall. Tierquälerei gilt als Kavaliersdelikt. Die Behörden nehmen Gesetze zum Schutz der Tiere einfach nicht ernst. Wieviel leichter ist es die gesetzlichen Ansprüche eines Tiers zu übergehen, als sich mit einem Tierhalter anzulegen und die Gesetze durchzusetzen.

    Es ist vollkommen klar und nachvollziehbar, dass überall dort, wo ausschließlich der Druck von Seiten der Tiernutzer kommt, es aber mangels Parteienstellung, Information der Öffentlichkeit etc. keinen Gegendruck gibt, die Behörde es sich leicht macht und die Rechte der Tiere (die diese ja nicht einfordern können) einfach übergeht.

    Das war im Bereich des Tierschutzgesetzes in ganz eklatantem Ausmaß so. Die Tierombudschaften brachten hier eine gewisse Verbesserung auch wenn die Tendenz selbstverständlich noch immer vorhanden ist, die Gesetze zum Nachteil der Tiere zu vollziehen (oder eigentlich vielmehr eben nicht zu vollziehen).

    Im Versuchstierbereich ist das nicht anders und ganz unüberhörbar pfeifen das die Spatzen von den Dächern.

    DIE VERSUCHSTIERE BRAUCHEN EINE VERSUCHSTIER-OMBUDSCHAFT!

    Das ist vollkommen klar. Und der Witz dabei ist ja, dass eine Versuchstier-Ombudschaft nur dafür sorgen würde, dass das Versuchstiergesetz eingehalten wird. Ist es wirklich die Position der ÖVP, dass sie die TiernutzerInnen davor schützen will, sich ans Gesetz halten zu müssen?

    Das ist eigentlich unfassbar, mit welcher Unverfrorenheit man sich hier auf die Seite von Gesetzesbruch und Korruption stellt.

    Und mit dem Fachgremium zur Entscheidung über Versuchsanträge verhält es sich ganz genau so.

    Es ist vollkommen absehbar, dass eine einzelne Person (abgesehen von der zwangsweise fehlenden Fach-Kompetenz, die diese Person in unzähligen Bereich haben muss), unter einem enormen Druck stehen würde, wenn sie alleine einen Versuch verhindern wollte (weil dieser gesetzwidrig ist). Wieder hätten wir die Situation: Auf der einen Seite stehen die Universitäten und sonstigen Forschungseinrichtung, finanzstarke Firmen etc. und auf der anderen Seite steht niemand. Glauben Sie oder sonst irgendein Mensch ernsthaft, dass unter solchen Bedingungen eine einzelne Person in der Lage und motiviert wäre eine objektive, rechtmäßige Entscheidung durchzusetzen?

    Selbstverständlich nicht. Und eben diese Gewissheit, die ich habe, dass Sie und die Kollegen in Ihrer Partei für Gesetzlosigkeit, Mauschelei und Freunderlwirtschaft stehen, macht mich sprachlos.

    Bitte wachen Sie auf! Besinnen Sie sich auf Ihre Werte! Stellen Sie sich auf die Seite von Rechtsstaatlichkeit und Gerechtigkeit!

    Der nächste Wahltag ist nicht mehr weit und die Rechnung wird Ihnen präsentiert werden!

    Mit freundlichen Grüßen,
    Rita Siegmund

  10. Das habe ich der SPÖ geschrieben:

    ++++++++++++++++++

    Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

    ich habe immer SPÖ oder Grün gewählt. Die SPÖ wähle ich, weil ich meine, dass es sich um jene Partei handelt, die stark genug ist, etwas zu bewegen, die aber nicht so verdorben ist, wie die ÖVP, die sich an Partikularinteressen verkauft hat und die FPÖ, die aufgrund ihres unseligen Populismus unwählbar ist.

    Vielen Dank dafür, dass es sich die SPÖ nicht einfach gemacht hat und unkritisch und unhinterfragt dem Gesetzesvorschlag der ÖVP in Bezug auf Tierversuche zugestimmt hat. Ich bitte Sie inständig, dass Sie nun nicht locker lassen und hart bleiben.

    Ich habe gehört, dass bis zur kommenden Ministerrat-Sitzung die Verhandlungen abgeschlossen sein sollen. Ich möchte, dass Sie wissen, dass ich diese Sache beobachte und Ihre Partei auch daran messen werde, wie Sie sich in diesem Zusammenhang verhalten.

    Es ist schrecklich, wie Tiere in unserer Gesellschaft behandelt werden. Sie sind Produktionsmittel und Versuchsobjekte und sie werden gnadenlos ausgebeutet. Selbst der minimale Schutz, den das Gesetz ihnen eigentlich zustehen würde, wird ihnen vielfach vorenthalten.

    Ich bin jedes Mal aufs Neue erschüttert, wenn wieder aufgedeckt wird, unter welchen dramatischen Bedingungen Nutztiere leben müssen. Und das mit Duldung der Behörden, teilweise sogar unter dem Gesetzesniveau.

    Bitte sorgen Sie dafür, dass Tierschutz im Tierversuchsgesetz wenigstens irgendeine Rolle spielt. Ich weiß, dass die Spielräume nicht groß sind, aber wenigstens der Vollzug der Bestimmungen sollte abgesichert werden.

    Daher ist es für mich entscheidend, dass es zur Einrichtung einer Versuchstier-Ombudschaft kommt. Jeder Mensch weiß, dass ein Verfahren mit nur einer Partei im stillen Kämmerlein unter größter Geheimhaltung wie auf einer schiefen Ebene abläuft. Noch dazu, wenn diese eine Partei so mächtige Fürsprecher hat, wie die Wirtschaft und die Universitäten. Wir können uns alle an den Fingern einer Hand abzählen, wer bestimmen wird, welcher Beamte diese Verfahren führen soll und nach welchen Kriterien er ausgewählt werden wird.

    BITTE! Sorgen Sie dafür, dass dieser eines Rechtsstaats unwürdigen Situation ein Ende gemacht wird. Eine Versuchstier-Ombudschaft kann hier einen echten Unterschied machen! Auch im Bereich des Tierschutzgesetzes hat sich gezeigt, dass der Vollzug durch die Einführung der Tier-Ombudsleute entscheidend verbessert werden konnte (auch wenn er noch immer nicht optimal ist).

    Ebenso sehe ich die Sache mit der Zuständigkeit für die Versuchsanträge. Hier darf es nicht dazu kommen, dass eine Einzelperson entscheidet! Eine Einzelperson ist viel leichter zu manipulieren und vor allem wird diese unter einem enormen Druck stehen. Wie soll eine einzelne Person für einen rechtmäßigen Vollzug garantieren, wenn diese hinter verschlossenen Türen ein Verfahren führen muss, in dem nur eine Partei ihre Interessen einbringt. Noch dazu handelt es sich bei dieser Partei regelmäßig um einflussreiche Interessensgruppen, die in der Lage sind, durch ihre Beziehungen und Möglichkeiten einen enormen Stress zu erzeugen.

    Eine Einzelperson kann so einem Druck nicht gewachsen sein! Bitte bestehen Sie darauf, dass es ein Fachgremium, zusammengesetzt aus mehreren Personen mit unterschiedlichem Hintergrund, ist, das für die Prüfung und Bewilligung von Versuchsanträgen zuständig ist.

    In dieselbe Kerbe schlägt die Transparenz, sprich die Veröffentlichung der sogenannten “nicht-technischen” Versuchsbeschreibung. Hier geht es doch darum, dass die Öffentlichkeit eine, wenn auch eingeschränkte, Möglichkeit bekommen soll, den Versuchstierbereich mitzukontrollieren. Aber wie soll das gewährleistet sein, wenn die Versuchsanordnung jeweils geheim bleibt. Das wäre doch wahrlich eine Vereppelung der BürgerInnen.

    Es ist ja eigentlich unglaublich, dass überhaupt jemand auf den Gedanken kommt, die EU-Richtlinie in diesem Punkt derartig bürgerfeindlich auszulegen. Die Versuchsanordnung muss jeweils beschrieben werden! Im Übrigen ist das ein Standpunkt, den sogar der Minister Töchterle teilt, wie er im Interview mit Herrn DDr. Balluch ganz klar ausgeführt hat. (siehe http://www.youtube.com/watch?v=tE7UTxHJPlY&feature=plcp)

    Ein weiteres Anliegen von mir ist das generelle Verbot von Versuchen, die für die betroffenen Tiere schweres, lang andauerndes Leid bedeuten. Wenn uns die EU schon diese Brücke baut und ermöglicht, derartige Versuche zu verbieten, dann müssen wir diese Gelegenheit doch um Himmels Willen wahrnehmen. Von Staaten wie Polen und Frankreich würde ich mir erwarten, dass sie von der Möglichkeit der Ausnahme Gebrach machen. Aber Österreich?! Wir, die wir uns immer damit rühmen ein so fortschrittliches Tierschutzgesetz zu haben?

    Noch dazu ist bekannt, dass derartige massiv gequälte Tiere keine verlässlichen Messdaten liefern. Was soll das also?!

    Zu guter Letzt möchte ich noch die Wichtigkeit der rückblickenden Bewertung ALLER Versuche betonen. Es ist klar, dass die große Mehrzahl der Versuche im Bereich geringer und mittlerer Belastung eingeordnet werden wird (ob das gerechtfertigt ist, bleibt aber eben dahin gestellt). Gerade in diesem Bereich liegt also das größte Potenzial, um zu lernen und in Zukunft Versuche richtig einzuordnen, Versuche umzugestalten, einzusparen etc.

    Dieses Potenzial kann aber nur ausgeschöpft werden, wenn es eine Evaluierung dieser Versuche gibt. Eine ausschließliche rückblickende Bewertung einiger weniger Versuche macht keinen Sinn.

    Ich wünsche der SPÖ viel Kraft für die Verhandlungen! Seien Sie sich gewiss, dass die große Mehrheit der Bevölkerung in diesen Fragen hinter Ihnen steht!

    Mit freundlichen Grüßen,
    Kurt Käfer

    +++++++++++++++++++

  11. Ich schließe mich ebenfalls diesem Wunsch an! Es sollen ja auch – alle Forderungen in dieser email aufgezählt werden – oder?
    Auf jeden Fall Danke im Voraus,
    liebe Grüße

  12. Gibt es vl einen email-vorschlag? Ich habe zurzeit unglaublich viel zu tun und sehr wenig zeit großartig mails zu formulieren, will aber unbedingt mithelfen!!

    Liebe grüße.

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