Im Winter lebe ich auf. Es zieht mich in die Berge. Meine romantischste Phantasie ist, im tiefverschneiten Gebirge, abseits von jeder Zivilisation, zusammengekuschelt eine lange Winternacht zu verbringen. Schnee ist so unheimlich schön, in all seinen Facetten. Er kann leicht und pulvrig sein, sodass man tief darin versinkt und ihn dabei gar nicht spürt. Oder er ist bretthart mit einer Harschschneedecke überzogen. Oder er ist nass und weich, sodass jede Bewegung darin wie mit Bleigewichten erschwert ist. Ich vermute meine Faszination mit den winterlichen Bergen hängt mit ihrer Einsamkeit zusammen. Natürlich, in den Schigebieten und Wintersportregionen ist gerade in dieser Jahreszeit der große Trubel, aber wie einsam sind die Berge abseits dieser Zentren, insbesondere in Ostösterreich! Die Hütten haben geschlossen, nur noch die Winterräume sind zugänglich. Die Forststraßen und alles Menschengemachte verschwinden unter der Schneedecke und die Berge wirken doppelt so hoch. Der Winter in den Bergen, insbesondere die langen Nächte, sind die Zeit der Stille.
Und so gehe ich natürlich gerne mit meinem Hund im Winter in die Berge. Ich habe dabei warmes Gewand an und Schi an den Füssen, damit ich nicht zu tief im Schnee versinke. Mein Hund muss ohne künstliche Hilfe auskommen, um nicht zu versinken spreizt er seine Zehen. Als ich einmal einer Hundetrainerin von meinen vieltägigen Winterschitouren mit Hund erzählte, meinte sie spontan, das sei Tierquälerei. Der Hund würde durch den Tiefschnee sehr gestresst, weil er sich so anstrengen müsse. Ich würde ja daneben mit meinen Schi gut zurechtkommen und quasi egoistisch nur auf mich selbst schauen.
Ich bin immer wieder verblüfft, was gutmeinende Menschen alles für Tierquälerei halten! Ich denke, wir, die wir für ein anderes Wesen Verantwortung tragen, müssen sehr darauf achten, nicht zu viel von uns und unseren Wünschen und Ängsten in unsere Hunde hinein zu interpretieren. Viel besser ist es, auf unsere Hunde zu hören und darauf zu schauen, wie sie reagieren, was sie uns sagen, was für Bedürfnisse und Wünsche sie artikulieren.
Diese Hundetrainerin z.B. geht nie in die Berge, im Sommer nicht und im Winter schon gar nicht. Für sie ist die Vorstellung allein schon ein Horror. Die Mühsal im tiefen Schnee zu stapfen, und dann auch noch kalte Nächte im Zelt! Wie leicht fällt es da, dem Hund so etwas nicht zumuten zu wollen. Natürlich betrifft mich das umgekehrt genauso: nur weil ich die winterlichen Berge liebe, muss mein Hund das noch lange nicht. Doch im Gegensatz zur Hundetrainerin habe ich ihn gefragt.
Wir sind gerade wieder von 3 Tagen mit Zelt und Schi aus der Schneewüste des Toten Gebirges zurück. Die Nächte natürlich eiskalt, überall viele Meter Tiefschnee, dazu fast 2 Tage lang ein permanenter Schneesturm, white out, wenn der dichte Nebel mit dem strukturlosen Schnee verschmilzt und man nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Gefällt das meinem Hund?
Ja! Ein eindeutiges, klares Ja! Wer ihn da draußen in der Wildnis erlebt, wird mir zustimmen müssen. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, nichts freut ihn mehr. Im Gegensatz zu uns Menschen sind Hunde über Jahrmillionen Evolution an Winter angepasst. Sie stehen mit ihren bloßen Füssen im Schnee und frieren nicht, weil sie die Körpertemperatur in ihren Beinen absenken können. Das Schneestapfen kann zwar auch für sie mühsam werden, aber sie sind viel leichter und gehen auf allen Vieren. Ohne Schi gehe ich im grundlosen Tiefschnee auch auf allen Vieren, das habe ich mir abgeschaut. Er ist ein Kurzhaarhund und trotzdem ist er begeistert bei jedem Wetter mit mir unterwegs, ohne die geringsten Probleme. Und er ist der dritte Hund, mit dem ich ein Hundeleben lang solche ausgedehnten Wintertouren unternehme und alle haben das mit gleicher Begeisterung aufgenommen.
Nein, soweit ich Hunde kenne sind sie im Schnee nicht gestresst. Ein Hund, der die Wildnis erfahren durfte, wird sie jederzeit und bei jedem Wetter und bei jeder Jahreszeit dem Leben in der Stadt vorziehen. Das zumindest ist meine Eindruck.
Schön! 🙂
Ich denke jeder Hund bevorzugt die freie Natur gegenüber einer Wohnung. Man sieht es eindeutig an Ihrem Verhalten.
Natürlich will jeder Hund auch bei seinem Rudel sein und nicht draußen alleine.
Die einzig echte artgerechte Haltung für einen Hund ist in der freien Natur, was Du machst kommt dem wahrscheinlich am allernähesten. Hut ab !
Hier von Tierquälerei zu sprechen ist absurd.
Unser Hund liebt den Schnee auch. 🙂
Dann springt er wie ein kleiner Irrwisch über die Wiese und jagt den Schneeflocken nach. Wenn wir dann wieder zu Hause sind, wird sich erstmal geschüttelt und dann geht es vor den Kamin.
Ich weiss, dass Hunde das mögen, ich habe auch zwei und die finden nichts schöner als stundenlang im Schnee herumzulaufen und mit mir durch den Wald zu wandern.
Und eigentlich bin ich froh, dass nur wenige Menschen das mögen, sonst wäre es im Wald und auf den Bergen nicht mehr so ruhig und friedlich.
DANKE was du für die Tiere machst und somit auch für uns Alle!
Wildromantisch. Herrlich beschrieben.
Wir dürfen daran teilnehmen und es freut mich für Dich, dass Du und Dein Hund einen so erfüllenden Ausgleich euer eigen nennt. Da lässt es sich (mit) aufatmen, die Weite “inhalieren”.
Kraft tanken. Ich sage dazu auch gerne “die Flügel ausbreiten”.
Das klingt wirklich schön, wie Du den Schnee und die Stille beschreibst. Aber soweit ich Hunde kenne, vermute ich, Dein Hund ginge bei entsprechender Gewöhnung ebenso gern in den Regenwald oder die Sandwüste, Hauptsache raus aus den Häusern und Straßen der Stadt, und Hauptsache mit Dir.
Vermutlich ist er einfach pragmatisch , was den Schnee anbelangt -?
Mein erster Hund war ein Westhighland White Terrier- Malteser Mix,er liebte es, mit mir ausgedehnte Schitouren und Wanderungen zu unternehmen,obwohl er so klein war.Man sah ihn an,dass er in der Bergen glücklich war.Wir übernachteten in Zelten,ich hörte aber auch öfter,dass der Hund arm sei,weil er so klein ist.
Jetzt habe ich einen Schäfermix,den bedauert niemand in den Bergen,und wenn wir bei Schlechwetter unterwegs sind,treffen wir ohnedies niemanden….