AutorInnen: Gabriela Kompatscher-Gufler, Franz Römer, Sonja Schreiner
Tierschutz ist doch ein ganz neues Phänomen in der Menschheitsgeschichte, oder vielleicht nicht? Das mag auf den modernen Tierschutz mit politischem Anspruch gelten, der gesellschaftsverändernd wirken will und Gerechtigkeit für Tiere auch mit gesetzlichen Mitteln einfordert. Doch tierfreundliche Stimmen einzelner Menschen hat es sozusagen schon immer gegeben, ob in der Antike, dem Mittelalter oder dem 19. Jahrhundert. Das beweist dieses schlanke Büchlein von Univ.-Prof. Gabriela Kompatscher-Gufler und ihren KoautorInnen. Hier wurden Texte aus verschiedenen Jahrhunderten aufgespürt, die eine solche Nahbeziehung und Liebe zu Tieren vermitteln, dass einem beim Lesen schon einmal die Tränen in die Augen steigen können.
Insbesondere die Nachrufe auf Haustiere nach ihrem Tod, die etwa das erste Drittel des Buches ausmachen, sind sehr bewegend. Da geht es um Totenklagen für einen Sperling und einen Papagei oder um Grabinschriften für Hunde im antiken Rom. Die lateinischen Originaltexte wurden dazu sorgfältig von den AutorInnen übersetzt.
Ein mittelhochdeutscher Text aus dem 13. Jahrhundert handelt von einem Mann, der einen Hund von einem gekenterten Schiff rettet. Die beiden bestehen eine Reihe von Gefahren, so z.B. den Konflikt mit einem Bären, in dem beide für den jeweils anderen ihr Leben riskieren und nur so unbeschadet davon kommen. Zuletzt wird der Hund von einem gekrönten Haupt aus Boshaftigkeit mit dem Schwert erstochen und der Freund des Hundes verzweifelt nicht nur völlig und beweint den Tod seines Gefährten, sondern bricht auch mit seinem Herren und schwört ihm Rache.
Weitere Erzählungen aus dem 16., 17. und 19. Jahrhundert sowohl von Katzen als auch von Hunden runden das Kapitel über die Trauergedichte ab. Hier wird klar, dass es um echte, tiefe, innige Beziehungen geht: „Wir knieten um Dich, alle im Rund, und keiner dachte: da stirbt nur ein Hund.“ Und das in Zeiten von Hetztheatern, Tierkämpfen, tierquälerischen Traditionen, wie dem Hahnenschlagen, und einer generellen Abwertung alles Tierlichen, ja noch bevor Menschenrechte zum allgemeinen Standard wurden.
In weiteren Texten dieses empfehlenswerten Büchleins geht es um die Beziehung christlicher Heiliger zu Tieren, antike Naturkunde von Tieren und Vegetarismus. Für Letzteres plädieren ein Ochse im 4. Jahrhundert und ein Esel im 15. Jahrhundert mit Argumenten, die durchaus in die moderne Diskussion über Tierschutz und Tierrechte passen. Alle, denen das Schicksal der Tiere nicht egal ist, können sich aus diesem Buch Unterstützung von AutorInnen aus der europäischen Geschichte der letzten beiden Jahrtausende holen.