Offenbar haben wir unsere Demokratie schon zu lange. Anders ist es kaum zu verstehen, wie leichtfertig manche Menschen, wie Felix Baumgartner oder jetzt auch Christian Ortner, nach einer Art „gemäßigter“ Diktatur der Wirtschaft oder zumindest einer Oligarchie sogenannter „Leistungsträger“ rufen. Die Demokratie wird nach Ortner zur „Prolokratie“, wie er sein neuestes Buch genannt hat. Die Mehrheit der ungebildeten „ProletInnen“ und SozialhilfeempfängerInnen, also „Wirtschaftsschädlinge“, würden mit ihrer Wahlstimme die politische Führung zu wirtschaftsfeindlichen Entscheidungen zwingen. Das Resultat ist der unabwendbare Bankrott, wenn die „Leistungsträger“ nicht mehr in der Lage sind, mit den Sozialforderungen mitzuhalten. Spekulationen auf den internationalen Börsen, Zockerei mit Steuergeldern, Milliardensubventionen für die Agrarindustrie, ungebremster Großgrundbesitz und Korruption, Untreue oder gar Betrug in schwindelnd hohen Geldbeträgen – all das hat keine Bedeutung für das Allgemeinwohl und für unsere Lebensqualität. Dieses Verhalten der sogenannten „Leistungsträger“, sich mit Allgemeingut unverschämt zu bereichern, verblasst offenbar, nach Ansicht dieser Neoliberalen, gegenüber € 600 Sozialhilfe pro Monat und stetig schrumpfenden Mindestrenten, die sich sogenannte „Freeloader“ ohne jede Leistung nehmen würden.
„Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut“, ist der dumpf-dümmliche Slogan dieser „Kapitaliban“ (O-Ton von Herbert Lackner im Profil, siehe http://www.profil.at/articles/1250/560/348708/unser-sarrazin-christian-ortners-buch-tabubruch). Oder, ähnlich einfältig, „freie Märkte, freie Menschen“. Doch das ist viel zu kurz gedacht. Als Aktivist einer der neuen sozialen Bewegungen plagen mich die gegenteiligen Befürchtungen. In meinen laufenden Auseinandersetzungen mit den politischen Parteien wird klar, dass schon längst die internationalen Konzerne die politischen Fäden in der Hand haben. Es ist (fast) egal, welche Farbe die jeweilige Regierung trägt, an den Wirtschaftsinteressen ist nicht mehr vorbei zu kommen. Und genau dadurch geht die Lebensqualität den Bach hinunter.
Nehmen wir den Tierschutz als Beispiel. Erwartet Ortner tatsächlich, dass die Wirtschaftstreibenden Tierschutz berücksichtigen würden, wenn sie denn, wie es seine Utopie wäre, als einzige politisch entscheiden könnten? Ohne öffentlichen Druck, ohne öffentliche Meinung – wie, bitte schön Herr Ortner, sollten sich strengere Tierschutznormen etablieren? Glauben Sie ernsthaft, die Eierindustrie wäre von sich aus freiwillig aus der billigsten Produktionsform, der Legebatterie, aus und auf die doppelt so teure Bodenhaltung umgestiegen?
Ich fürchte die Antwort der Neoliberalen wäre ganz einfach: wen interessiert schon Tierschutz. Im Neoliberalismus ist Tierschutz schlicht und einfach ein Fremdkörper. Die Prioritäten liegen ganz woanders, die Lebensqualität von „Minderwertigen“ (Tieren) taucht in den Erwägungen nicht auf.
Doch das beschränkt sich offensichtlich nicht auf sogenannte Tiere. Gibt es im Neoliberalismus „fair trade“ Restriktionen oder sind uns die Sweatshop-„Prolos“ auch egal? Gehört diese Arbeiterschicht jener Länder ohne soziale Rechte auch zu den „Kevins“ und „Jessicas“, die laut Ortner kein Wahlrecht verdienen?
Die Wirtschaftsmacht bekämpft uns mit politischer Erpressung, dann mit aktiver Repression (Tierschutzcausa) und jetzt auch noch mit der Demontage unserer Demokratie. Ich hoffe es gelingt, diese fundamentale Bedrohung von Grundrechten und Lebensqualität abzuwehren!
Im Neoliberalismus sind Tier und Umweltschutz und soziale Anliegen fehl am Platz, da zählen andere Werte…..
Die “Reichen” und Mächtigen werden langsam nervös…..
Das schöne an diesem kranken System, es zerstört sich selber…..das schlimme, es müssen viele Menschen, Tiere und unsere Umwelt für diesen Wahn herhalten….
Wie sagte Paul Watson so schön…..
Watson plädiert weiterhin für ein Wirtschaftssystem, in dem alle Menschen einen Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung haben, ohne die Welt und ihre Ressourcen auszubeuten. Deshalb setzt er sich für eine Populationskontrolle ein und schlägt vor, dass sich die Menschheit in Zukunft radikal auf eine Milliarde Individuen beschränken solle und nur denjenigen Nachwuchs zuzugestehen, die sich ihrer Verantwortung für das Wohlergehen der Welt und ihrer Bewohner stellen……
und da werden solche Menschen wie dieser Ortner kinderlos und ein Aussenseiter sein und nicht umgekehrt , so wie heute mit uns Tier, Umweltschützer und Systemgegner…..
das ganze beginnt ja auch schon in kindergärten und schulen. am besten schon mit 6 monaten in die kindergrippe, und dann in den kindergarten, vorschule, (ganztags-)schule, militär. das alles damit alle brav arbeiten können um oben viel geld einzubringen, und damit die kinder schon von klein auf zu braven “bürgern” erzogen werden können, die immer dazu erzogen wurden einer hierarchie unhinterfragt zu gehorchen. rädchen die nicht hineinpassen werden angepasst (ADHS, zu dumm, …). es wird nicht darauf hingearbeitet dass kinder individuell gefördert werden, sondern alle werden über einen kamm geschert, und es wird nicht gefördert worin ein kind gut ist, sondern darin worin es schlecht ist…(????). anstatt individuelle stärken herauszuarbeiten werden brave arbeiter für eine wirtschaft herangezogen, die sich dann aussuchen kann wie sie ihre schützlinge haben will, denn der bildungsplan wird im endeffekt von der wirtschaft herausgegeben, denn die wissen ja welche arbeitskräfte benötigt werden. und alle jubeln ob ganztagsschulen, denn dann ist man eine arbeit los, und kann sich voll auf die eigene “karriere” konzentrieren. später fragt man sich dann – was habe ich alles versäumt, und wofür?
Radikale Aussteiger und Systemveränderung von unten (Prolokraten) wird es immer geben, genauso, wie Kapitalisten, welche über Leichen gehen. Ich bin für Umerziehungslager, denn das Volk ist zu unerfahren für eine Revolution, obwohl eine Veränderung auch anders einzuleiten wäre: http://derstandard.at/1216034930035
Ich kann es auch gar nicht fassen, dass es tatsächlich (nicht einmal wenig) Menschen gibt, die “ganz fest daran glauben”, dass es “kein weltweites Landgrabbing für die Tierfabriken der reichen Länder” gäbe, die Menschen deshalb verhunger würden, weil “die Menschen in den südlichen Ländern einfach zu dumm” wären, und die Menschheit ihr Überleben der “Effizienz des neoliberalen Kapitalismus” zu verdanken hätte.
So viele so unendlich dumme und zynische Untertanen!
Danke für den Tipp, dieses Buch kaufe ich nicht, reine Zeitverschwendung. Ein Buch, das über desaströse Immobilienblasen, Giftpapiere, Banken`rettungen´ und dergl. hinwegsieht, täuscht die Menschen nicht über Plutokraten hinweg, die vieles daran setzen andere mit Lohndumping niederzuhalten und auszubeuten, ein Buch, das das alte System verherrllicht indem es leidvoll Gerupfte verhöhnt, weil diese gerupft sind, ist keinen Cent wert. Kapitaliban, lustig der Ausdruck, wenn auch traurig. Ein Buch mit Gedanken über ein neues System, das sich mit den marktüberschwemmenden, primitiv-listigen Wegwerfproduktionen und deren Lösungen befasst wäre interessanter und humaner und die Zeit wert, es zu lesen.
Naja, Ortner muss und kann man sowieso nicht ernst nehmen.
Aber es stimmt schon, es gibt wohl viele die genauso denken wie er und die stellen in Summe schon eine Gefahr für die Demokratie dar.
Wo der Verfassungsschutz aber seine Prioritäten setzt muss ich hier sicher nciht erwähnen.