20. November 2025

Jane Goodall

Jane Goodall ist, wie es heißt, am 1. Oktober 2025 im Schlaf eines natürlichen Todes gestorben. Offenbar war sie auf einer ihrer zahlreichen Vortragsreisen, die ihr Leben, nachdem sie durch ihre Schimpansenforschung berühmt geworden war, bestimmt haben. Aber ich bin nicht berufen, ihr Leben zu rekapitulieren. Ich kann nur von meinen persönlichen “Begegnungen” mit ihr berichten.

Das erste Mal auf sie aufmerksam wurde ich als junger Teenager durch die Bibliothek meines Vaters. Da fiel mir ihr Buch “In the shadow of man” von 1971 (!) in der deutschen Ausgabe “Wilde Schimpansen” in die Hände. Ich begann es zu lesen und konnte es nicht weglegen, bis ich damit fertig war. Was für ein Abenteuer! Was für ein Leben! Ich wollte auch Wildtiere beobachten! Etwas später las ich “Gorillas in the Mist” von Dian Fossey (bereits auf englisch) und dann “Reflections of Eden” von Birute Galdikas, den beiden Frauen, die nach dem Vorbild von Jane Goodall Gorillas und Orang Utans in freier Wildbahn beobachtet hatten. Doch Goodall schien mir in ihrer Sanftheit und ihrer wissenschaftlichen Beobachtungsgabe am nächsten.

Es sollte allerdings bis in die 1990er Jahre dauern, bis ich sie persönlich kennenlernen durfte. Zunächst ging ich zu einem ihrer öffentlichen Auftritte, die wahnsinnig gut besucht waren. Damals war Jane Goodall bereits ein großer Star. Ich weiß noch, wie bei ihrem Vortrag Hubert von Goisern aus der letzten Reihe einen Pant-Hoot der Schimpansen nachmachte und sie daraufhin zurück rief, um den Anwesenden zu demonstrieren, wie sich das anhört.

Etwa zu dieser Zeit hat sich unsere Kampagne des VGT gegen die Tierversuche an Schimpansen in Orth an der Donau zugespitzt. Goodall durfte die Schimpansen in ihren winzigen 4 m² Zellen im Keller des Versuchslabors besuchen und war absolut entsetzt. Später gelang es uns, in diesem Labor heimlich Fotos der Zustände dort zu machen:

1999 übernahm die Firma Baxter das Tierversuchslabor und beendete die Tierversuche an den Menschenaffen. Unsere Kampagne führte zu deren Rehabilitierung und letztlich zum Verbot von Tierversuchen an allen Menschenaffen (inklusive Gibbons) in Österreich ab 2006. Nach sehr vielen vergeblichen Bemühungen von uns, eine finanzkräftige Organisation zu finden, die den Schimpansen großzügige Freigehege finanzieren könnte (der Safaripark Gänserndorf ging bankrott), erklärte sich das Gut Aiderbichl dazu bereit. Im September 2011, fast 10 Jahre nach ihrer Befreiung aus den Folterkellern des Tierversuchslabors, öffneten sich endlich die Pforten für die ersten der Versuchsschimpansen ins Freigehege in Gänserndorf. Jane Goodall ließ es sich nicht nehmen, an diesem historischen Moment teilzunehmen. Uns allen kamen die Tränen, als diese armen Tiere erstmals grüne Pflanzen sahen und die Sonne spürten.

Etwa um das Jahr 2000 konnte ich endlich persönlich mit Jane Goodall sprechen. Sie wurde durch den Zoo Schönbrunn in Wien geführt und meine damalige englische Partnerin übersetzte für sie. Anschließend besuchte Goodall die Schimpansen Hials und Rosi, die zu dieser Zeit im Tierschutzhaus des WTV in Vösendorf lebten. Die beiden waren 1982 als wildgefangene Kinder aus Sierra Leone im Alter von 10 Monaten in Wien angeliefert worden, um ins Tierversuchslabor zu kommen. Das wurde glücklicherweise zunächst von Zollinspektor:innen und dann von 200 beherzten Tierschützer:innen, die die Auslieferung ans Labor blockierten, verhindert. Wir brachten dann 2006 den Fall “Hiasl” vor das Bezirksgericht Mödling, wo ich eine Sachwaltschaft für ihn beantragt hatte. Leider letztlich ohne Erfolg. Aber das ist eine andere Geschichte.

Wenig später konnte ich Jane Goodall für mein Tierrechtsradio interviewen, eine Sendung auf Radio Orange 94,0, die ich seit 1998 jeweils 1 Stunde pro Woche moderiere. Beeindruckend, dass sich so eine berühmte Persönlichkeit dafür hergab. Aber das war Jane Goodall, ein unfassbar warmherziger Mensch, der für alle ein offenes Ohr hatte. Zwar blieben andere Themen, wie Artenschutz und Naturschutz, ihre Hauptanliegen, aber sie erkannte sehr wohl nicht nur das Leid der Tiere in Tierversuchen, sondern auch in der Fleischindustrie, und sprach sich deutlich dagegen aus. Dabei blieb sie trotz der schrecklichen Faktenlage weltweit immer positiv gestimmt und optimistisch. Zumindest nach außen.

In meiner bescheidenen Erfahrung mit ihr war sie ein herausragender Mensch, dessen mahnende aber auch aufmunternde Worte uns allen, die wir uns für Tiere engagieren, sehr abgehen werden.

Ein Gedanke zu “Jane Goodall

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