22. November 2024

Leserbrief zu einem Unsinn von Gerti Senger über Veganismus in der Kronenzeitung

Zu Ihrem Artikel “Lust auf Tabus”, Krone Bunt vom 8. 2. 2015, Seite 41 – gegen Veganismus und Bio

Sehr geehrte Frau Senger,

es ist für mich schwer nachvollziehbar, was Sie bewegen konnte, einen solchen Unsinn über Veganismus und biologische Ernährung zu schreiben. Ich lebe seit 1989 vegan und seit 1982 vegetarisch, schaue nie auf irgendwelche Nährwerttabellen, esse alles Pflanzliche, das mir über den Weg läuft und biologisch produziert wurde, genieße das Essen rückhaltlos und wiege 115 kg. Gerade eben habe ich ein riesiges, fettes, ungesundes Tiramisu verspeist, natürlich vegan. Ich bin das genaue Gegenteil eines Asketen oder Essensverweigerers, und schon gar kein Gesundheitsfanatiker.

Vegan zu leben und mich biologisch zu ernähren habe ich auch nicht aufgrund von Spiritualität oder wegen eines Modetrends entschieden, sondern aus rein rationalen Gründen. Würde ich wollen, dass jemand meinen Hund wie sogenannte Nutztiere in Tierfabriken hält? Nein. Fühlen diese Tiere dort ähnlich wie mein Hund? Ja. Jetzt noch ein kleiner rationaler Schritt: dann kann ich aus Gründen der logischen Konsistenz auch nicht wollen, dass man Nutztiere so behandelt. So einfach ist das.

Zum Mitgefühl gibt es Spiegelneuronen. Diese feuern, wenn man Leid sieht und lassen einen mitleiden. Es ist also eine Frage der Intelligenz, Mitgefühl empfinden zu können. Sind Sie dazu fähig? Wenn ja, wieso fällt Ihnen dann der doch so einfache Denkschritt so schwer, dass Ihr Konsum von Massentierhaltungsprodukten die Massentierhaltung finanziert und erst ermöglicht? Es ist schon bemerkenswert, was für Denkhemmungen insbesondere bei älteren Menschen das “es war doch schon immer so” (und kann daher offenbar nicht anders sein) auslöst.

Ich habe langsam das Gefühl, Fleischessen ist eine körperliche und geistige Sucht. Anders ist kaum zu erklären, warum in anderen Dingen halbwegs intelligente Menschen sofort alle Denkzentren abschalten, wenn es um ihr so geliebtes Fleischerl geht.

Naja, die jüngere Generation ist zum Glück wesentlich weniger auf das Fleischessen indoktriniert worden und daher viel offener. Eine große Hoffnung. Bei den Älteren ist da vermutlich der Zug abgefahren. Wissenschaftliche Umfragen bestätigen das: die über 50 Jährigen leben zu weniger als 3% vegetarisch, die unter 30 Jährigen bereits zu über 17%, Tendenz steigend. Vermutlich werden Ihre hysterischen Rundumschläge daran auch nichts ändern.

MfG,

Martin Balluch

14 Gedanken zu “Leserbrief zu einem Unsinn von Gerti Senger über Veganismus in der Kronenzeitung

  1. Hat man eigentlich schon mal die Langzeitwirkung von Botulinumtoxin erforscht??? Da man ja auch als Autorin nicht auf wissenschaftliche Arbeiten zurückgreifen muss, um bahnbrechende Erkenntnisse zu gewinnen, vermute ich mal (Langzeiterfahrung/Beobachtungen), dass es noch etwas anders lähmt als die Muskeln…

  2. *g* wie fies, sie wegen ihres alters an die wand zu nageln. hoffentlich braucht sie jetzt nicht als trostpflaster eine spritze botox und etwas filler 😉
    sehr kurzweiliger und guter leserbrief in jedem fall!

  3. Ich habe beide Texte interessiert gelesen, da meiner Meinung nach in beiden interessante und richtige Ansätze zu finden sind, allerdings muss ich sagen, ich kann mich gar nicht entscheiden, welchen von beiden ich schlimmer finde. Zunehmend fällt mir auf, wie unsachlich Texte in Zeitungen oder auch im Internet verfasst sind…
    Ich denke, die meisten Menschen werden Herrn Balluch zustimmen, dass die von Frau Senger gezogene Verbindung zwischen Sex im öffentlichen Gedankengut und der Zunahme von Vegetarismus nicht viel Sinn macht. Ihr fallen diese zwei Bewegungen zwar richtigerweise auf, sie folgert jedoch eine unbegründete Kausalität aus dieser Konfundierung. Statt dies zu erklären, schmückt sie ihren Artikel mit aufreizenden Beispielen aus. Quellenangaben sind keine zu finden, es scheint sich lediglich aus Beobachtungen aus ihrem Alltag zu handeln. Dennoch stimme ich in dem Punkt zumindest teilweise zu, dass meiner Erfahrung nach viele Jugendliche oder junge Erwachsene vor allem aus Imagegründen auf beispielsweise glutenfreie Lebensmittel verzichten, selbst wenn sie nicht wissen, was Gluten eigentlich ist. Ich denke, es ist gut, wenn junge Menschen, aber auch ältere sich Gedanken über ihre Ernährung machen, aber das daraus folgende Handeln sollte auch begründet sein.
    Der Leserbrief fasst diese Problematik auf, allerdings in einer wiederum völlig unsachlichen Weise, die stellenweise auch an Unhöflichkeit grenzt, wie etwas in dem Einleitungssatz. Ich finde viele richtige Punkte und unterstütze größtenteils die Meinung von Herrn Balluch. Nicht jedoch die halbwissenschaftliche Aussage, Mitleid sei eine Frage der Intelligenz. Das wäre mir bisher noch nicht zu Ohren gekommen. Die meisten Prozesse menschlichen Handelns basieren auf Neuronen, sprich Nervenzellen. Der Schluss von neuronaler Aktivität auf Intelligenz erscheint mir jedoch zu weit gefasst, da dies grob gesagt einfach zu unspezifisch ist. Auch hier fehlt mir entweder eine genauere Erklärung oder zumindest eine Angabe, woher er diese Informationen nimmt.
    Interessant ist hier wohl auf jeden Fall die Gegenüberstellung von zwei Klischees, die seit jeher in der Gesellschaft vorherrschen: Früher war alles besser (sprich, die Enttabuisierung unter “Generation Porno” führt zu einem ungesunden Verhäftnis zu Essen), und auf der anderen Seite die Starrheit der älteren Generationen und ihr Unwillen zur Veränderung, der durch den frischen Geist der Jugend gestürzt werden soll (s. letzter Absatz des Leserbriefs).

  4. Ich hab diesen Schwachsinn auch gelesen. Und mich gefragt, wie ein menschliches Gehirn, das zu Höchstleistungen fähig wäre, solche Gedanken kreieren kann.

  5. Hast völlig Recht, lieber Herr Balluch!
    Allerdings wärs fein, würdest du auf sexistische & untergriffige Insultationen (“hysterische Rundumschläge”) in deinem Mail verzichten. G’hört sich doch nicht …
    Was dir an Fr. Sengers Artikel in der berechtigten Aufregung zudem vielleicht entgangen ist, ist die psychologisch-philosophische Ebene der Story: (Warum) brauchen Menschen Tabus? Und wemma keine mehr ham, such ma uns welche (Rauchen??)?
    Darüber zu sinnieren, lohnt durchaus, find ich. Oder?
    Schöne Grüße / Mike

  6. Vermutlich ist der Frau Professor bereits ihre Libido abhanden gekommen, denn anders läßt es sich kaum erklären, warum sie sich sonst eines Themas annehmen sollte, von dem sie offenbar keine Ahnung hat. Da ist es naheliegend anzunehmen, dass sie wohl keine Veganer/innen kennt bei denen in erster Linie ethische/rationale Gründe entscheidend für ein Umdenken waren.

    Dass mit fortlaufendem Alter (50+) der kulinarische Genuss (ganz ohne Nährwerttabellen) einen immer höheren Stellenwert einnimmt, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Und das Schöne daran: ohne tierliche Produkte, aber mit einem gutem Gewissen.

  7. Sehr geehrter Herr , mit einer schnurrenden Katze am Bauch und einen breiten Grinsen im Gesicht hab ich Ihre “resche” Antwort auf den von Frau Sänger verzapften Unsinn gelesen .
    Eines möchte ich dazu noch anmerken : Richtig haben Sie festgestellt, dass in der jüngeren Generation viel mehr Bereitschaft herrscht , die gängigen Ernährungsgewohnheiten zu hinterfragen und die Zusammenhänge mit weltweiten , unverschämten Ungerechtigkeiten klar zu benennen ,aber auch in meinem Generation ( 53 + ein paar Zerquetschte ) treffe ich immer mehr Menschen die eine vegane Lebensführung als Ausweg aus vielen Problemsituationen auf dieser Erde erkennen. Ich persönlich lebe das 3te Jahr vegan, und mag mich selber seither mehr . Meine volle Unterstützung bei Ihrer / Eurer Arbeit ist fix.MfG Bind Wilfried

  8. Dnake für diese klaren Worte. Auch ich war erschüttert als ich diesen Artikel gelesen habe und eine Rückmeldung verfasst. Mir fehlen die Worte und bis zum Ende hin wirds nicht besser. Meine Meinung über diese Dame hat sich spontan gewandelt. Schade!

  9. Ich kann diesen Leserbrief nur unterstreichen. So ein himmelschreiender Schwachsinn, was in diesem Artikel steht!
    Es ist eine Tatsache, dass für ein Kilogramm Rindfleisch Unmengen an Wasser verschwendet werden, mit welchem man das Getreide für hungernde Kinder in sogenannten Entwicklungsländern bewässern könnte. Es ist eine Tatsache, dass man als Fleischkonsument – und davor kann man einfach nicht seine Augen verschließen, das ist ein Faktum – mitschuldig ist an der entsetzlichen Situation, die auf unserer Welt herrscht, bezüglich Lebensmittel- und Wasserknappheit. Unser gedankenloser Konsum in den ach so tollen Industrieländern führt über kurz oder lang darauf hinaus, dass wir diesen Planeten zerstören. Wir sind nicht besser als Parasiten, so traurig das auch klingen mag. Ja, natürlich kann ein Einzelner nicht die Welt retten, wenn er aufhört, Fleisch oder allgemein tierische Produkte zu konsumieren, aber wenn wir alle umdenken würden, dann wäre es vielleicht noch nicht zu spät.
    Wobei ich ohnehin davon überzeugt bin, dass eine Spezies, die so gedankenlos, brutal und ohne jedes Gewissen Abermillionen Tiere nur für ihre “fleischlichen Gelüste” tötet, nichts anderes verdient hat, als von dem Antlitz dieser schönen Welt getilgt zu werden.
    Und wenn man sich darüber Gedanken macht und eben bewusst auf sein “leibliches Wohl” – das bei hohem Fleischgenuss angesichts der Medikamente und diverser Krankheiten (man denke etwa an BSE) ohnehin in Frage gestellt werden muss – verzichtet, ist das kein “Ernähungswahsinn”, sondern steht dem alltäglichen Ernährungswahnsinn eher gegenüber.

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