22. November 2024

Blockade des Landwirtschaftsministeriums war sehr erfolgreich

Ich bin über diese Blockadeaktion letzten Montag und Dienstag sehr glücklich. Es ist uns gelungen, den Betonköpfen in der Landwirtschaft, die sich aus Profitsucht über eine 80% Mehrheit hinwegsetzen, zu demonstrieren, dass wir ihr Vorgehen nicht einfach so hinnehmen werden. Sie werden sich wohl oder übel einer ernsthaften Diskussion über Kompromisse und über ein Abferkelgitterverbot stellen müssen. Bis heute war das Abferkelgitter – unser zentrales Anliegen – für sie ja ein Tabuthema.

Aber an unserer Aktion begeistert mich etwas ganz anderes besonders: Die Öffentlichkeit hat mit uns in einem unheimlich großen Ausmaß sympathisiert! Als jemand, der seit über 30 Jahren Demonstrationen und Aktionen dieser Art durchführt, kann ich mit dieser Erfahrung sagen, dass gerade in Österreich normalerweise die bürgerliche Mehrheit solche Aktionen als „zu radikal“ empfindet. Üblicherweise kommen viele PassantInnen vorbei und sagen „geht’s was arbeiten“ oder verhalten sich sonst irgendwie unsolidarisch bis aggressiv. Das war diesmal nicht der Fall. So viele Menschen haben sich fast nur positiv geäußert, einige haben uns sogar veganes oder vegetarisches Essen gebracht, manche haben auf Facebook von der Aktion gelesen und kamen gleich vorbei, um zu helfen.

Auch die Medien nahmen unsere Aktion ausnahmslos positiv auf. Vielleicht waren viele der Berichte in den Zeitungen nicht besonders groß, aber sie alle haben die Aktion positiv kommentiert, niemand hat von „Radikalen“ geschrieben, obwohl Bauernbund, ÖVP und Schweinebauernschaft in zahlreichen Aussendungen absichtlich diese Worte gebrauchten, um eine entsprechende Stimmung zu erzeugen.

Und nicht zuletzt hat sich die Polizei sehr stark zurückgehalten. Die WEGA, die die Räumung durchgeführt hat, war nicht gerade freundlich und hat die AktivistInnen mit Samthandschuhen angefasst, aber es war eine sehr große Zurückhaltung deutlich zu spüren, insbesondere wenn man andere Räumungen durch die WEGA schon miterlebt hat. Deswegen konnten ja auch 8 AktivistInnen in ihren Stahlrohren bleiben, weil die WEGA, um sie zu entfernen, zu viel brutaleren Mitteln hätte greifen müssen. Und die 5 festgenommenen Personen wurden nach 9 Stunden freigelassen, obwohl sie bis zuletzt die Herausgabe ihrer Namen verweigert hatten.

Mein Eindruck ist, diese neue Situation ist die Folge des Tierschutzprozesses. So viele Menschen wurden dadurch auf uns aufmerksam und verstehen jetzt, warum wir solche Aktionen durchführen. Und sie erkennen, wie in diesem Zusammenhang seitens der Behörden und der Tierindustrie mit Begriffen wie „radikal“ und „militant“ Propaganda betrieben wird. Und sie wurden bzgl. Polizeiübergriffen besonders sensibel, hatte die SOKO doch im Tierschutzprozess zur Genüge bewiesen, dass der Polizei diesbezüglich nicht zu trauen ist. Dadurch sympathisiert die Öffentlichkeit mit uns, unseren Anliegen und unseren Aktionsformen, die Medien berichten entsprechend intensiv und die Polizei fühlt sich beobachtet und kontrolliert. Eine großartige Situation, die eine direkte Folge der brutalen Repression gegen uns ist. So haben sich die InitiatorInnen der Tierschutzcausa den Ausgang des Verfahrens sicher nicht vorgestellt.

Und, versprochen, wir werden diese Welle reiten. Wir werden jetzt noch aktiver werden, als je zuvor. Und wir werden nachsetzen und nicht nur den Landwirtschaftsminister und seine Tierindustrie dazu zwingen, sich dem Mehrheitswillen zu beugen, wir werden auch eine Reform von §278a durchsetzen – und sei es mit ähnlichen Aktionsformen. Ja, und die Verantwortlichen der SOKO werden wir auch noch zur Verantwortung ziehen. Ich bin zuversichtlich!

2 Gedanken zu “Blockade des Landwirtschaftsministeriums war sehr erfolgreich

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert