28. März 2024

Angst vor dem Tod?

Vor kurzem noch hätte ich gesagt, jeder Mensch hat große Angst vor dem Tod. Jetzt, bei einer intensiven Begegnung mit dem Tod, bin ich mir nicht mehr so sicher. Ganz unabhängig von religiösen Versprechungen von einem Leben danach, die mich nie beeindrucken könnten, kann der Gedanke des nahen Todes vieles von seinem Schrecken verlieren.

Mit 22 habe ich erstmals deutlich die Sterblichkeit naher Verwandter und von mir selbst gespürt. Damals war ich noch sehr begeistert von der Kraft philosophisch-rationaler Gedanken. Ich wollte lernen, den Tod so zu begreifen, dass ich ihn nicht mehr fürchte. Doch das ging nicht. Der Blick hinter den Vorhang, der das kindlich unbeschwerte Leben beendet und die brutale Realität des Todes zeigt, war für mich nicht zu verkraften. Meine Schlussfolgerung war, den Tod einfach zu verdrängen. Und das ist erstaunlich leicht. Lebe so, als ob es keinen Tod und kein Ende gibt. Lass dich auf das Leben ein, lass dich nicht durch morbide Gedanken von der Lebensfreude und der Lebenslust abhalten. Genieße in vollen Zügen, bis es eines Tages ernst wird … dann schauen wir weiter.

Jetzt ist es ernst geworden. Der letzte unbeschwerte Tag ist einige Monate her. Aber erstaunlicher Weise kann man sich auch an den nahen Tod gewöhnen und wieder lachen.

Soweit ich es sehen kann, bedeutet der Tod lediglich, einfach nicht mehr da zu sein. Seine Tragik steht und fällt also mit dem Gedanken, was ich denn versäumen würde, wenn ich nicht mehr da bin.

Jetzt frage ich mich am Ende jedes Tages: war dieser Tag wert erlebt zu werden oder wäre es nicht schlimm gewesen, ihn zu versäumen? Und ich muss sagen: die meisten Tage würden mir nicht abgehen, hätte ich sie versäumt.

Vielleicht ist das eine gute Übung, um das eigene Leben zu gestalten. Was muss an einem Tag geschehen, damit ich ihn auf keinen Fall missen will?

Für mich stehen da 2 Aspekte ganz oben auf der Liste: die intensiven Tage draußen in der Natur und soziale, partnerschaftliche Tage mit viel Gemeinschaftsgefühl. Das sind die Tage, die es wert sind, erlebt zu werden.

Trotz meiner Arbeit im Tierschutz gibt es aber erschreckend viele Tage, die ich mit Dingen füllen muss, die mir nicht nur nicht abgehen würden, sondern die ich mit dem Gedanken ertrage, dass es später besser wird, dass ich dafür andere, bessere Tage haben werde. Angesichts der Realität des Todes und meiner Endlichkeit frage ich mich allerdings schon, warum ich mir das antun sollte. Warum nicht mehr wertvolle Tage leben? Was hält mich davon ab? Wem bin ich unangenehme Arbeit schuldig?

Die Angst vor dem Tod hält sich in Grenzen, wenn ich erkenne, dass es so viele Tage gibt, die mir nicht abgehen würden.

Aber ganz unabhängig von der persönlichen Nähe zum Tod halte ich diesen Gedanken für bereichernd: Lebe so, dass du am Ende jedes Tages das Gefühl hast, diesen Tag würde ich für mein Leben nicht missen wollen.

11 Gedanken zu “Angst vor dem Tod?

  1. Es gibt keine unheilbare Krankheit!

    Ich will keine Werbung machen, muss dir aber zum Beispiel den Youtubekanal von Rawletics empfehlen.

    Wenn du deinen Körper mit reiner, einfachster Rohkost in Form von Früchten reinigst (dauert Jahre) und das Fasten lernst, kannst du alles besiegen. Der Körper selbst lebt, jede Krankheit ist nur eine Reinigung des Körpers. Natürlich spielt da die Psyche auch eine unvorstellbar große Rolle.

    Es gibt tatsächlich Leute, die damit Krebs und anderes geheilt haben. Es soll auch eine Frau geben, die für unheilbar und totkrank erklärt wurde, aber alles in ihrer Ernährung umgestellt hatte und jeden Tag einen Marathon gelaufen ist, auch noch 2 Jahre nachdem sie eigentlich tot sein müsste.

    Das Leben hat so vieles in sich versteckt.

  2. @Martin Balluch: weiß nicht obs was hilft aber … dieser Arzt hier hat schon einige mir bekannte Personen die laut Ärzten (oder sogennanten “Speziialisten”)nur noch wenige Wochen zu leben hätten oder unheilbar krank sein sollten erfolgreich therapiert. Hier seine Adresse: http://www.dr-kroiss.at/
    (Lediglich seine Ansichten über Vitamine sollte man überdenken, nachdem man das hier gelesen hat: https://www.medizin-transparent.at/?s=Vitamine )

  3. Jeder gelebte, geteilte, Moment im Miteinander, gewidmet dem Du, in welcher Form es uns erscheinen mag, ist ein wertvoller. Bleiben, sein und werden. Warum auf Tage reduzieren? Dann relativiert sich vieles, und die Momente, in denen ich sagen kann, es ist gut wie es ist, werden immer mehr.

  4. Ach Martin…. die Wahrheit ist, dass es den Tod gibt und dass wenn du jemanden verlierst an diese furchtbare Krankheit, wissen MUSST, wie das Leben weiter geht. Ich weiß eh, dass du Atheist bist, aber vielleicht lohnt sich der Blick in die Bibel doch…. eigentlich müsstest du es wissen, aber ich bin nicht sicher, ob es nicht doch an dir vorüber gegangen ist: ich hab meinen Sohn an Krebs verloren. Und das, was mir jeden Tag Kraft gibt ist NUR das Versprechen des einzigen Gottes, der jemals alle Sünde auf sich genommen hat, damit wir LEBEN haben. Ich hab was begriffen in diesen 2,5 Jahren Albtraum dieser Krankheit: es geht nicht ums Leben hier. Wenn das anders wäre, wäre es schon deshalb schlimm, weil es hier nie gerecht zugeht. Leute, die Geld haben, bestimmen über Sozialsysteme, Tierrechte,etc. Und steigen immer irgendwie gut dabei aus. Jesus ist der Einzige, der von sich behauptet: Ich bin gekommen, dass sie Leben haben, auch wenn sie sterben. Weißt du, mein Sohn WUSSTE, wohin er geht. Und ich wusste es auch. Das nimmt den SChmerz hier nicht…. aber immerhin weiß ich, dass es ein Leben danach gibt. Dass im übrigen vegan sein wird. Kein Leid, kein Krebs, keine Tiermorde mehr…. das Einzige, was du sagen musst ist: Ja, ich will das! Alles Liebe, Romy

  5. Du inspirierst täglich in mehr Menschen, als dir bewusst ist, ein starkes Gemeinschaftsgefühl, das über Artgrenzen hinaus geht.

  6. Lieber Martin, Dein Text erschüttert mich. Ich wünsche Dir und Deinen Nächsten alles erdenklich Gute für die kommende Zeit. Diane

  7. Lieber Herr Balluch,

    Das tut mir sehr Leid, ich wünsche Ihnen, dass die Ärzte sich irren! Und wenn sie nicht irren, dann noch sehr viele innige und verbundene Tage oder Stunden mit dem Ihnen so nahen Menschen!
    Dass Ihnen so viele Ihrer Tage nicht abgehen würden, ist sofort einleuchtend, aber unglaublich bedauerlich. Sie haben so viele Jahre einen so hohen Einsatz für Andere gegeben – niemand könnte Ihnen vorwerfen, wenn Sie die Anzahl lebenswerter Tage für sich erhöhen. Im Gegenteil – ich habe längere Zeit mit meinem Hundchen Sterbebegleitung gemacht, und aus dieser Zeit habe ich gelernt: Wenn Sie selbst diesen Krebs jetzt hätten, dann würden Sie sich genau das eine Zeitlang vorwerfen, wenn sie es nicht tun. Ich wünsche Ihnen sehr, dass es so viele lebenswerte Tage wie nur irgend möglich gibt – auch mit Kuksi, weil auch seine Zeit hier an den Abschied erinnert.
    Liebe Grüße Sabri

  8. Hallo Martin, was sind das für Töne? Wir brauchen dich, und zwar jeden Tag. Schon allein deine Existenz bewirkt, dass Menschen anders handeln als sie handeln würde, wenn es dich nicht gäbe. Es ist wie bei einem Mobile (das sind die Dinger, die oft über Kinderbettchen hängen). Bewegt sich ein Teil, so bewegen sich alle anderen Teile auch. Keine Bewegung bleibt folgenlos.
    An einem Tag, den du selbst vielleicht (?) nicht vermissen würdest, passiert viel bei anderen. Und das einfach nur, weil du bist.

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