Ich lebe schon seit Jahrzehnten in der Obersteiermark, hoch in den Bergen. Dort fühle ich mich zu Hause. Das flächenmäßig größte Gebirge der Obersteiermark stellen die Niederen Tauern. Eine großartige, einsame Landschaft. Einsam deswegen, weil die Berge für die westlichen Nachbarländer zu sehr im Osten liegen und vor allem weil die Niederen Tauern nicht mit sehr hohen Berggipfeln locken. Der höchste Berg ist der Hochgolling mit 2863 m, also schon ein ziemliches Kaliber, aber unter der Gletschergrenze. Es gibt auch eigentlich nur einen Weitwanderweg durch die Region, mit einer Unterbrecherstelle, der “Königsetappe” zwischen Edelrautehütte und Planneralm. Ich bin sie vor 3 Jahren in 18 Stunden gegangen: https://martinballuch.com/18-stunden-15-minuten-auf-der-koenigsetappe-des-niedere-tauern-hoehenwegs/.
Das westlichste Zipferl der Niederen Tauern ragt ins Salzburgische hinein, in den Lungau. Und dort, im Naturpark Riedingtal auf 2020 m Höhe steht eine Hütte mit einer besonderen Eigenschaft. Sie wird jetzt die dritte Saison fleischlos bewirtschaftet. Franz Fischer Hütte heißt sie, am Foto oben ist sie zu sehen. In den Medien wurde viel darüber berichtet, der Alpenverein hat der Hütte einen Umweltpreis verliehen und sie in internen Publikationen hochgelobt. Sie ist die einzige der über 500 Alpenvereinshütten, die keine Produkte von toten Tieren anbietet. Grund genug für mich mit meiner Familie einmal 4 Tage zu Besuch zu kommen.
Es gibt nur etwa 30 Schlafplätze auf der Hütte. So weit im Westen ist das sehr wenig, die Hütte ist gut ausgebucht. Wir ergattern gerade noch ein Plätzchen in einem Zimmer, obwohl wir mitten unter der Woche 40 Tage im voraus buchen. Die Hütte ist 2012 neu erbaut worden, ein Passivhaus ohne jede Heizung. Die riesigen Fenster, auch im Schlafzimmer, aber insbesondere im Gastraum, geben einem das Gefühl, den Hohen Tauern ganz nahe zu sein. Tatsächlich ist der Nationalpark Hohe Tauern keine 3 Gehstunden entfernt und zur Osnabrückerhütte am Fuße von Ankogel und Hochalmspitze braucht man 10 Stunden. Apropos Ankogel. An schönen Tagen ist sein immer noch großer Gletscher direkt von der Franz Fischer Hütte aus zu sehen. Grandios!
Ich bin ja nicht heikel, wenn es ums Essen geht. Nur vegan muss es sein. Ich bin auch kein Feinspitz. Aber ich muss zugeben, dass das Essen auf der Hütte sehr gut und variantenreich war. Meinem Geschmack entgegen kam auch, dass alle Speisen Gemüse basiert waren. Der Fleischersatz ist für mich nicht notwendig. Man wolle mit regionalen und saisonalen Biozutaten kochen, erklärte mir die Hüttenwirtin Evelyne Faber. Sie entpuppte sich als VGT Fan und kannte mich aus den Medien. Vegetarisch ist sie schon seit Jahrzehnten, sagte sie, und mittlerweile vegan. Auf der Hütte gibt es aber auch Freilandeier und rohe Kuhmilch von einem nahen Biobauern. Das tägliche Menü ist jedoch immer vegan.
Gleich am ersten Tag machte ich mich auf den Weg aufs Mosermandl, 2680 m. Ein Kalkstock mitten im Granit der Zentralalpen, mit großer Steinwüste ähnlich wie am Dachstein oder im Toten Gebirge. Zum Gipfel führt ein kurzer, leichter Klettersteig. Die Aussicht ist einmalig. Und man ist nicht einmal darauf angewiesen, denselben Weg zurück zu gehen, sondern kommt in einer Runde wieder zur Hütte.
Am nächsten Tag Regen. Wir besuchen einen der zahlreichen Seen der Umgebung und besteigen den Stierkarkopf. Diese Witterung gehört auch zu den Bergen dazu, sie macht die Natur körperlich spürbar. Den langen Nachmittag kann ich mit dem Pächterpärchen plaudern, Tom Burger schenkt mir sogar ein Buch über eine Weitwanderung von ihm. In einem Jahr ist er über die Alpen von Monaco bis nach Wien marschiert und hat dann noch einige lange Wanderungen angehängt. Die dadurch gewonnene innere Ruhe strahlt aus ihm heraus.
Man fühlt sich wirklich zu Hause, dort oben auf der Hütte. Das gute Essen, die freundlichen Menschen. Ein Drittel der Nächtigungen geht aufs Konto von Personen, die explizit nach Veganem fragen. Überall sieht man Tierrechts T-Shirts. Sehr viele kommen, wie ich, gerade weil die Hütte fleischlos ist. Konflikte gibt es wegen des fehlenden Fleischs keine, erzählt Evelyne, nur Lob. Die Zeit ist reif für diese Entwicklung. Wie wärs, spinne ich den Gedanken fort, wenn ein fleischloser Weitwanderweg eingerichtet wird? Von fleischloser Hütte zu fleischloser Hütte? Vegan ist ja für alle Menschen geeignet, aber Fleisch für jene nicht, die nur vegetarisch/vegan essen. Evelyne ist überzeugt, dass es in 5 Jahren weitere 10 fleischlose Hütten beim Alpenverein geben wird. Eine starke Ansage.
Wir werden noch heuer wiederkommen, bevor der Sommer zuende geht und die Hütte ab Anfang Oktober für den langen Winter schließt. Die Gegend ist nämlich sehr lawinengefährdet und deshalb für Schitouren nicht besonders geeignet. Erst Mitte Juni sperrt die Franz Fischer Hütte deshalb wieder auf. Bis dahin liegt dort oben noch Schnee.
Ein traumhafter Ausblick!, eine tolle Lage, sofort ist heftiges Heimweh nach den Bergen da – und es gibt nicht viele Alpenvereinshütten (sondern jedes Jahr weniger), in denen mit seinen Menschen auch ein friedlicher Hund gerne aufgenommen wird!
@Sabri
Mein lieber Freund Kuksi ist ja von mir gegangen. Aber auf der Veggiehütte waren einige Hunde, sogar die vegane Hüttenwirtin selbst hat zwei dabei. Ich denke also schon, dass der Besuch mit einem Hund kein Problem darstellen sollte.
Es ist kein Problem, wenn man den Hund anmeldet und der ein freundliches Gemüt hat, es kann aber nur einer mitkommen – ob pro Zimmer oder per Hütte insgesamt, habe ich vergessen.