Also für mich war die durch Corona erzwungene Isolation ein Segen. Ich durfte 3 wunderschöne Monate mit meiner Familie im Wald erleben. Das drohende Burn-out wurde verschoben. Wir haben nur noch rein biologische Zutaten selbst gekocht und daher viel gesünder gegessen. Plötzlich gabs nur noch gute Luft, kaum Autoverkehr, kein Lärm. Eine wohltuende Stille. Kein Kaufrausch mehr. Und keine Flugzeuge am Firmament. Durch eine Sonderfreistellung konnte ich die Karenzzeit mit meiner Tochter um einen Monat verlängern!
Jetzt bin zurück im 40 Stunden Job, seit einigen Tagen in Wien. Und es ist kaum auszuhalten. Nirgendwo etwas, das ich Wald nennen würde. Ein unglaublicher Lärm. Das fällt einem erst so richtig auf, wenn man aus dem stillen Wald kommt. Ein Rattern und Knattern, ein Geschrei, ein Autolärm ohne Ende. In der Nacht in unserer Waldhütte dagegen strahlen die Sterne am Himmel und der einzige Ton ist das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln.
In den U-Bahnen oder beim Einkauf ein dichtes Gedränge. Wie sehne ich mich da nach einem social distancing. Und nach dem Wald. In alle Richtungen keine Spur von Menschen.
Der Gestank ist kaum auszuhalten. Erst wenn die Nase die frische Luft gewöhnt ist, riecht man die Autoabgase. Und sie sind praktisch überall. Es gibt kein Entkommen. Im Wald dagegen versprüht jede grüne Nadel und jedes grüne Blatt ununterbrochen frischen, von Feinstaub gefilterten Sauerstoff in die Luft!
Und wo sind die farbigen Blumen, die ich jeden Tag angeschaut habe. Und die Rinde von den Bäumen, so rau und harzig duftend. Und die ungeheure Weite, wenn man von einer Erhöhung in die Landschaft schaut.
Ich habe das Gefühl, psychisch und physisch nicht mehr in der Lage zu sein, auch nur wenige Tage hintereinander in der Stadt verbringen zu können. Ich ersticke. Und wenn ich an mein Töchterchen denke, packt mich fast schon die Panik. Nur die wunderbare vegane Kindergruppe hält uns hier in der Stadt. Ansonsten würde mich dieser stinkende, lärmende Betondschungel nur mehr zu Kurzbesuchen wiedersehen!
Kann es sein, dass man als Stadtmensch das Leben in der Natur verklärt da es unerreichbar ist oder lediglich eine Abwechslung darstellt? Gleichzeitig verurteilen sie Bauern, die versuchen, mit der Natur zu arbeiten und als Kulturleistung Lebensmittel für die Städter herstellen. Sogar die gar so hässlichen Feldwege (in einem anderen Blogbeitrag vorgekommen) sind ihnen ein Dorn im Auge. Wie sollen die landwirtschaftlichen Erzeugnisse ihren Weg in die teils hochverarbeiteten veganen Convenientprodukte finden?
Ich schätze sie auch, Herr Balluch , aber in mancher Hinsicht muss ich Ihnen widersprechen. Stellen Sie sich vor, alle würden wie sie denken und in den Wald gehen, weil es dort viel schöner ist als in der Stadt. Wäre es dann dort noch schön?
Lieber Martin,
ich schätze dich und deine Ideologie. Ich schätze auch deinen Einsatz, den Tierschutz betreffend, jedoch, ich lebe mittlerweile im Tullnerfeld nähe Sieghartskirchen und fühle mich hier sehr wohl. nun kommt das aber:
Warum leben Landkinder mit der Natur?
Mein Freund, 2015 geflüchtet aus Syrien, mittlerweile Cafe-Pächter, hat ein Paradies für Insekten und uns Menschen geschaffen. Solltest du mit deinen Freunden einmal in der Nähe verweilen, wird für euch auch etwas veganes zubereitet.
Liebe Grüße an alle, Otmar