29. März 2024

Die Arktis in Österreich

Im Sommer sieht man sie, die Forststraßen, die Kahlschläge und anderes Menschengemachte. Im Winter aber breitet der Schnee seinen gnädigen Mantel über diesen Naturfrevel. Man könnte meinen man ist in der Arktis, in unbändiger, unberührter Wildnis.

Unten ein paar Impressionen der letzten 3 Wochen in Österreichs östlicher Bergwelt. Die Schneetiefe hier ist heuer wieder enorm. Während in Wien ab und zu gerade einmal wenige Zentimeter Schnee liegen, so sind in den Bergen allein in den letzten 10 Tagen in einer Seehöhe oberhalb von 1200 m über 2 m Schnee gefallen. Und seitdem die Temperaturen tief unter null bleiben, ist dieser Schnee ein leichter Pulver, ideal zur Fortbewegung mit Schiern. Die Bäume dagegen müssen mit einem hohen, festgefrorenen Schneegewicht kämpfen. Viele sind umgefallen, häufig biegen sie sich tief gegen den Boden.

Aber die Stille ist ergreifend. Kein Vogel zwitschert, kein Insekt brummt, selbst die Laute deiner Schritte werden vom Tiefschnee verschluckt. Oft liegt das Tal im Nebel, während darüber die Sonne scheint und die Landschaft in zahllose Blautöne taucht. Und die Sonnenuntergänge dauern schier eine Ewigkeit! Langsam versinkt die glühende Scheibe hinter dem Horizont, um noch 60 Minuten lang nach zu schimmern. Die Eiswolken werden dann von unten blutrot beleuchtet und färben den gesamten Himmel. Ein bewegendes Schauspiel, das nur jene erleben können, die sich auch nach Sonnenuntergang noch hoch über die Baumgrenze wagen.

Im Winter, so sagt man, werden die Berge doppelt so hoch. Wer sich verirrt, wer die Weite des Weges aufgrund zu kurzer Tage falsch einschätzt, und wer nicht die entsprechende Ausrüstung mit sich führt, kann arg in Bedrängnis geraten. Die Winternächte in den Bergen sind sehr lange und bitterkalt!

5 Gedanken zu “Die Arktis in Österreich

  1. Wunderschöne Bilder und berührende Zeilen, danke! Und, ja: auch ich hab mir gleich gedacht, wie macht das der brave Waudl. Aber die beruhigende Antwort ist ja zu lesen 🙂

  2. Herrlich atmosphärisch, und abenteuerlich. Phantastischer Ausgleich.
    Und, dem vierbeinigen Freund und Begleiter macht es auch sichtlich Freude. Welch schöne Symbiose. 🙂

  3. toll, wie du die Natur bestaunen kannst und dein Erlebtes in bewegende Worte verwandeln vermagst und doch – trotz dieser Gabe des Sehens – immer wieder in den vom Menschen gemachten Politsumpf herabsteigst um den Schwächsten zu helfen. go on Martin.

  4. Wir halten uns in Hütten auf – jede Hütte hat einen offenen Winterraum -, aber wenn wir im Zelt schlafen, das auf dem Schnee steht, dann hat mein Hund eine Liegematte, aber sonst keinen Kälteschutz. Sollte es ihm zu kalt sein, sagt er mir das schon. Die Möglichkeit, sich an einen Schlafsack zu kuscheln, hilft aber sicher auch, um warm zu bleiben (ich schlafe auch bei -10 Grad im offenen Schlafsack). Meine Hunde bisher konnten ohne Probleme eingerollt im Schnee schlafen, einmal sogar, nachdem einer nach Sonnenuntergang durchs Eis in einen See eingebrochen war und davon waschelnass wurde. Meine Sorgen waren aber unbegründet, er schüttelte sich und schlief ohne Schutz im Schnee wie ein Murmeltier!

    Mein jetziger Hund allerdings ist ein Kurzhaarmischling und deshalb der erste meiner Hunde, der auch Kälteprobleme bekommen kann. Durch die vielen Wildniserfahrungen ist er aber abgehärtet und kann viel besser damit umgehen, als noch vor einigen Jahren.

    Jedenfalls trägt mein Hund immer ein eigenes Lawinenpiepserl und ich habe Schaufel, LVS und Lawinensonde mit, um ihn jederzeit ausbuddeln zu können. Ich selbst habe ein Lawinenairbagsystem stehts bei mir.

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