18. November 2024

Die Flucht in den Urwald!

In Österreich gibt es schon ganz erstaunlich schöne Naturjuwelen! Natürlich, wir haben keine großen Urwälder mehr, aber wie ein Fleckerlteppich ziehen sich Primärwälder und naturnahe Sekundärwälder durch die Berge Ostösterreichs. Platz genug, um aus der Zivilisation zu flüchten.

Letzte Woche war es wieder einmal so weit. Ich musste mit dem Zelt hinaus in den unberührten Wald. 7 km vom nächsten Haus, 22 km vom nächsten Dorf und 45 km vom nächsten richtigen Ort entfernt, haben wir unser Zelt aufgeschlagen. Ein echter Urwald. Einer der wenigen.

Wir wollten einfach einmal dort bleiben. Uns hinlegen und die Baumriesen entlang in den Himmel schauen, der langsam düster wird. Der Schrei des Waldkauzes, Wühlspuren einer Wildschweingruppe, Kot von Rothirschen und Rascheln im Unterholz. Dann kam ein Gewitter.

Es ist so wunderbar, diese Urgewalten zu spüren. Unangenehm vielleicht, hilflos ausgeliefert, aber mit einem Urvertrauen der Natur gegenüber. Um wieviel schöner wäre es, würden hier Bär, Wolf und Luchs die Wälder durchstreifen! Almen gibt es weit und breit nicht, im zig Kilometer Umkreis.

Am nächsten Tag streifen wir durch den Wald. Da, ein Schrei, ein Adler, keine 15 m über uns zwischen den Bäumen! Später treffen wir auch eine Höllenotter. Und sehen ein Mäuschen einen umgefallenen Urwaldriesen entlang huschen.

In der Fantasie stelle ich mir vor, wie unfassbar schön es wäre, wenn von hier bis Wien kein Mensch leben würde, keine Forststraßen und Kahlschläge den Wald verunstalten, keine Jagdstände und Hirschgatter die Natur verschandeln. Ich würde mich so frei fühlen, so wunderbar. Und in dieser Umgebung gelingt mir das auch für einige Augenblicke. Ich habe die Wildnis gespürt.

Ich bin so froh, dass meine Tochter das erleben darf. Und sie ist glücklich hier. Wildnis und Natur sind für sie bereits wie selbstverständlich. Mit allem kann sie spielen! Da merke ich erst, wie das Plastikspielzeug in der Zivilisation lediglich ein schwacher Ersatz für das Wirrwarr von Ästen, Tannenzapfen, Moosen, Blumen und all der Dinge ist, die man im Wald so findet. Als wir auf ein Feld von Walderdbeeren stoßen, klatscht sie begeistert in die Hände.

Hat sie keine Angst gehabt, im dunklen Wald, fragt mich eine Frau, nachdem wir zurück gekommen sind. Nein. Überhaupt nicht. Keine Spur. Die Gefahr in der Zivilisation Gewalttäter_innen oder Kinderpornograf_innen in die Hände zu fallen, ist viel höher, wie uns das Beispiel in Deutschland zeigt, als im Urwald Opfer der Naturgewalten zu werden. Unvergleichbar viel höher. Meine Tochter empfindet die wilde Natur nicht als feindlich, sondern als freundlich.

Es ist so wichtig dieses Wilde zu erhalten, als Eigenwert für sich selbst und für die Tiere, die dort unbehelligt wohnen, aber auch für unsere nachkommenden Generationen!

7 Gedanken zu “Die Flucht in den Urwald!

  1. Deine Tochter hat wirklich grosses Glück, dass sie so naturnah aufwachsen und Erfahrungen machen darf, die kaum einem Kind vergönnt sind. Ein unbezahlbares Kapital für ihr weiteres Leben. Ich bin völlig deiner Meinung – unberührte “einsame” Natur ist nicht feindlich und wenn man sich sensibel und vertrauensvoll drauf einlässt, kann sie uns ein einzigartiges Gefühl von friedlicher Geborgenheit und Glück vermitteln.
    Ich war früher oft und gern in entlegenen Gegenden und Urwäldern Indonesiens unterwegs und bin immer wieder für meinen Mut bewundert worden, weil das ja “sooo gefährlich” ist. Was ich nie verstanden habe, weil ich immer schon der Meinung war, dass die Gefahren in “zivilisierten” dicht besiedelten Bereichen und “Tourismus-Spots” wesentlich höher sind, als die Gefahren im einsamsten Urwald.

    1. @Beatrix Leberth
      Wie hast Du das geschafft, in Indonesische Urwälder zu kommen? Klingt großartig! Auf welche Weise unterscheiden sie sich von mitteleuropäischen Urwäldern?

  2. @Sebastian
    Der Ärger, der aus diesen Zeilen spricht, kann ja nicht dem Artikel entnommen sein. Weil sich wer über ein bissel Urwald freut?
    Ja, so ein Urwald ist romantisch. Schon einmal ausprobiert, Sebastian, Dich über Nacht in einen Urwald zu legen? Vielleicht in den rumänischen Südkarpaten, um auch eine Begegnung mit Wolf und Bär zu ermöglichen? Kann ich nur empfehlen. Hatte schon mehr als 20 Begegnungen mit Bären in der freien Natur, auch im Abstand unter 5 m und auch mitten in der Nacht, sowie einmal mitten in der Nacht mit einem Rudel Wölfe. Dogmatik sehe ich da nirgends, aber eine ganz große Begeisterung.
    Und ich glaube auch, dass ausnahmslos alle Menschen, die selbst einfach so ohne Hütte und Waffe und am besten alleine im Urwald oder unter Bären und Wölfen geschlafen haben, das ähnlich sehen wie ich.
    Ich glaube auch, dass Stadtmenschen bei weitem unterschätzen, wie wild die Natur teilweise bei uns in Österreich noch ist. Gerade eben die Gegend, in der ich im obigen Artikel war, ist von Menschen mehr oder weniger völlig unbewohnt und es gibt keine Almen und keine Nutztierhaltungen. Warum sollten dort keine Bären und Wölfe leben? Diese Gegenden sind jedenfalls wilder, als alles, was mir in den Südkarpaten untergekommen ist, wo es 1500 Wölfe und 3000 Bären gibt, auf einer Fläche wie die der Alpen zwischen Wien und Osttirol.
    Und was würde das bedeuten, wenn man jedes Tier tötet, das Menschen gefährlich werden kann? Zuallererst müssten wir die Bienen ausrotten, die töten 10 Menschen pro Jahr. Die Rehe via Autounfall 3-4. Dann kommen die Kühe und die Hunde. Und nicht zu vergessen die Giftschlangen. Und wer sich ungefährliche Natur erwartet, sollte eine Plexiglaskuppel über die Berge spannen, dann kann man das Wetter auch kontrollieren. Und nicht vergessen die losen Steine einzubetonieren, sonst fallen sie noch auf wen herunter. Ach ja, und alle alten Bäume fällen, sie könnten umfallen. Nein, nein. Menschen mit einer solchen Einstellung sind im Zentrum einer Großstadt besser aufgehoben.
    Naturpark? Nein. Kein Park. Nichts Menschengemachtes. Ich denke, wir Menschen sollten den Großteil der Natur sich selbst überlassen und nur nutzen, was wir absolut zum Überleben brauchen. Und wenn wir alle vegan wären, könnten 75 % der landwirtschaftlichen Nutzflächen der Natur zurückgegeben werden. Wir sollten aufhören, nur in Dimensionen von Nutzen und Schaden zu denken.

  3. Romantizismus pur. Naturparks haben ihre Berechtigung, nur aus ganz Österreich einen Naturpark machen zu wollen entspricht dem dogmatischen Denken Balluchs. Für Menschen ist es eben nicht immer schön, zur Beute eines Bären oder Wolfes zu werden. Dann wird der Ruf laut nach einem unerschrockenem Jäger, beispielsweise einem westösterreichischen Landedelmann, der mit seinem Schiessgewehr Menschen und Vieh schützt.

    1. Jemand der unschuldige Tiere im Wald mordet ist kein Edelmann, sondern ein Verbrecher.

      Die meisten Jäger sind mittelständige Städtler, die ihre Zeit auf der o.g. Weise im Wald vertreiben wollen und dafür eine Menge Geld zahlen.
      Das ist alles.

      Deshalb finde ich Ihre romantizistische Beschreibung über diese Kaste äußerst peinlich.

      1. @helena krewata
        Haben Sie den Text gelesen? An welcher Stelle, meinen Sie, schreibe ich über die Jägerschaft? Und noch dazu “romantizistisch”? Ihr Kommentar erscheint mir insofern seltsam, als ich in der hiesigen Jägerschaft als der leibhaftige Antichrist gelte.

        1. @Martin Balluch
          meine Antwort geht an @ Sebastian, und selbstverständlich nicht an Sie.

          Ich habe ganz klar ihm geantwortet, daher auch das Wort „romantizistisch“ absichtlich falsch geschrieben.

          Zitat aus dem Kommentator namens Sebastian: “Dann wird der Ruf laut nach einem unerschrockenem Jäger, beispielsweise einem westösterreichischen Landedelmann, der mit seinem Schiessgewehr Menschen und Vieh schützt”.

          Spätestens, wenn Sie diesen Satz gelesen hätte, würden Sie verstehen an wen geht meine Antwort.

          Ist jetzt alles klar?

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