19. April 2024

Drei Viertel der Menschen in Österreich wollen Verbot der Jagd auf Zuchttiere

Wir leben in einer Demokratie. Und in einer Demokratie geht die Macht vom Volk aus. Wenn das Volk also mehrheitlich ein gesetzliches Verbot für eine tierquälerische Praxis will, dann müsste dieses Verbot auch kommen, oder? Insbesondere, weil ja auch der Tierschutz als Staatsziel in der Verfassung steht.

Wir haben das renommierte IFES-Forschungsinstitut mit einer repräsentativen Umfrage über die Einstellung zur Jagd und zu unseren Forderungen nach Verbot der Jagd auf Zuchttiere beauftragt. Die Fragen wurden, wie im Folgenden zu sehen, sehr emotionslos und formal gestellt. Da geht bei Tierquälerei natürlich viel verloren. Wer einmal sieht, was so eine Gatterjagd für die Tiere bedeutet, oder wer die Fasane in der Massentierhaltung vor dem Aussetzen erlebt, der oder die wird viel eher ein Verbot wünschen, als eine Person, die nur die Definition einer Gatterjagd präsentiert bekommt. Und dennoch stehen zwischen zwei Drittel und drei Viertel der Menschen auf unserer Seite!

Bei der ersten Frage geht es um die Einstellung zur Jagd überhaupt. Dabei deklarierten sich 43 % als mehr oder weniger klare JagdgegnerInnen, während nur 26 % für die Jagd eintraten. 31 % blieben neutral:

IFESEInstellungJagd

Das sollte für die Jägerschaft ein Aufruf sein, vor der eigenen Haustür zu kehren. Nur wenn sie sich wenigstens von den besonderen Auswüchsen der Jagd, also die Abschüsse von Zuchttieren, distanzieren, könnte das Image besser werden.

Für das Verbot von Jagdgattern haben wir eine satte Mehrheit von 69 %, mit nur 24 % dagegen:

IFESVerbotJagdgatter

Dabei muss man berücksichtigen, dass es um ein gesetzliches Verbot geht, nicht um die Frage, ob man diese Art der Jagd ablehnt. Erfahrungsgemäß ist die Ablehnung einer Praxis viel größer, als die Bereitschaft, einem Gesetz zuzustimmen, das diese Praxis für alle Menschen verbietet.

Zuchtgatter sind umzäunte Gehege, in denen man Tiere für jagdliche Zwecke züchtet. Sie gibt es in allen Bundesländern, vor allem in Kärnten, der Steiermark und Oberösterreich, wo Jagdgatter bereits verboten sind. Wir konnten beobachten, dass vor der Jagd im Gatter Lieferungen solcher Tiere aus Zuchtgattern in die Jagdgatter erfolgen. Zuchtgatter sind also inhärenter Teil der Jagdgatterindustrie. Sie sind wesentlich kleiner als die Jagdgatter. Dort werden Hirsche auch mit Hormonen gefüttert, um möglichst große Trophäen zu erzielen. 72 % der ÖsterreicherInnen wollen ein Verbot von Zuchtgattern, mit nur 21 % dagegen.

IFESVerbotZuchtgatter

Am weitesten verbreitet, und am schlimmsten was die Aspekte der Massentierhaltung und die Anzahl der betroffenen Tiere betrifft, ist das Aussetzen von Fasanen, Rebhühnern und Stockenten, aber auch Feldhasen und Ringeltauben für die Jagd. Im Osten Österreichs ist das leider eine anerkannte Praxis, die bisher noch in keinem Bundesland verboten wurde. Österreichweit sprechen sich die Menschen zu 71 % für ein Verbot aus, mit nur 23 % dagegen.

IFESVerbotAussetzen

Doch mit unserer Forderung eines Verbots der Jagd auf Zuchttiere ist auch der Wunsch nach einer grundsätzlichen Reform der Jagdgesetze verbunden. Wir sollten vom Spaßfaktor Jagd und vom Trophäenkult, hin zu einer Jagd nach Prinzipien der Ökologie und des Tierschutzes kommen. Bisher sind nur Wien, das Burgenland und die Steiermark zu einer Grundsatzreform bereit – und selbst da gibt es viele Widerstände. Die Bürger und Bürgerinnen des Landes haben dazu eine klare Meinung: 84 % sind eindeutig dafür, sogar 66 % in Jagdfamilien.

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76 % wollen, dass die Jagd nur auf jene Tiere eingeschränkt wird, die ihre Anzahl nicht selbst regulieren können. In Jagdfamilien gar 73 %.

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Das sind starke Zahlen. Wie gesagt, das war eine wissenschaftliche Umfrage mit entemotionalisierter Fragestellung. Die statistische Fehlerschwankung bei den vorgelegten Zahlen liegt ungefähr bei +/- 2 %. Wir haben also jetzt ein klares Votum für eine Gesetzesänderung vorliegen. Nun müssen die Landesregierungen aktiv werden und die Volksmeinung umsetzen. Wir werden ihnen die Ergebnisse der Umfrage jedenfalls präsentieren.

Zusäzlich fanden wir übrigens auch Mehrheiten von 64 % für ein absolutes Verbot des Abschusses von Hunden und Katzen, 76 % für die Einführung von Schonzeiten für alle jagdbaren Tiere und 68 % für ein Verbot der Baujagd. All das muss in zukünftigen Jagdgesetzreformen berücksichtigt werden.

Zur Studie: https://vgt.at/presse/news/2015/IFES_Report_Charts.pdf

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