Der Herbst kündigt den Winter an. Diejenigen Tiere, die Winterschlaf halten, bereiten sich darauf vor, essen sich den Winterspeck an und suchen sich Schlafhöhlen. Die Blätter werden gelb, die Nadeln der Lärchen fallen ab, das Gras verdorrt. Auch im Herbst des Lebens bekommt diese Jahreszeit eine negative Bedeutung, das Ende kündigt sich an, wir verlieren die Elastizität in den Sehnen, die Regeneration nach einer Anstrengung wird immer mühsamer, die Schnelligkeit lässt nach. Doch das Glück liegt im Augenblick und da hat der Herbst wunderschöne Momente zu bieten.
Ich wandere durch den farbenprächtigen Wald. Keine dampfende Hitze, wie im Sommer, kein feuchtmatschiger Schnee, wie noch lange in den Frühling hinein. Der Geruch nach Wald, nach Moos, nach Harz, nach moderndem Holz wird jetzt viel deutlicher. Kaum schwirren noch Insekten, im Wald herrscht Ruhe. Ich fühle mich geborgen und beschützt.
Die Felsen sind warm. Mit kräftigen Zügen kann ich eine kleine Felswand erklimmen. Der Blick ins Tal wird frei. Keine flirrende Luft, keine Luftfeuchtigkeit, die Sicht ist einmalig, dreidimensional. Jetzt ist es wunderschön und sehr angenehm, hier heroben auf den warmen Steinen in der Sonne zu sitzen. Das Wetter ist stabil, ich habe keine Angst vor Wärmegewittern oder einem Wettersturz.
Der Herbst ist die richtige Zeit, um über der Baumgrenze auf den Hochwiesen zu wandern. Lange gehe ich dahin, spüre mich dabei, und fühle mich in der leichten Anstrengung sehr wohl. Ohne Angst vor Wetterkapriolen kann ich gedanklich abschweifen, medidativ gehen. Wie schön das Leben von hier heroben wirkt! Solange ich in die Natur hinaus kann, wird mich sonst nichts aus der Balance bringen.
Muss ich wirklich in den Arbeitsalltag in die Stadt zurück? Lange nach dem Sonnenuntergang sitze ich noch immer auf einem Felsen über den Baumkronen. Das Tal wird düster und verschwindet aus meinem Blick. Alles ist ruhig, die Natur um mich genauso, wie die Natur in mir.
Irgendwann werde ich einfach hier bleiben.
Wunderschön geschrieben, konnte mich richtig dahin ein versetzten, herrliche Natur.