In meinem Buch „Der Hund und sein Philosoph“ ist Kuksi ja eigentlich die Hauptperson. An der Beziehung zu ihm ist das Argument aufgebaut, dass Tiere sich selbst Zwecke setzen und dadurch auch im Kantschen Sinn autonom sind. Meine Schlussfolgerung ist letztlich die Forderung nach Personenrechten für Tiere, und nach Bürgerrechten für Hunde. Zu letzteren gehören nicht nur die Rechte, in der menschlichen Gesellschaft existieren zu dürfen und bei politischen Entscheidungen die eigenen Interessen vertreten zu bekommen, sondern auch das Recht auf politischen Aktivismus, d.h. die Möglichkeit, sich aktiv für die eigenen Vorstellungen der Gesellschaftsgestaltung zu engagieren. Und wie ich meine hat Kuksi das u.a. dadurch getan, dass er mit mir bei meinen letzten Vorträgen und Buchpräsentationen aufgetreten ist bzw. auch auftreten durfte, was manchmal nicht so einfach war und sogar von ihm erst erkämpft werden musste.
Zunächst einmal eine Klarstellung: Ich finde es nicht gut, ein Tier als Beschau- oder Belustigungsobjekt vorzuführen, auch für eine gute Sache nicht. Aber ich finde es gut, wenn Kuksi mich begleitet und sich dabei nach eigenem Gutdünken mit den Menschen, die wir treffen, auseinandersetzen kann. Die Trennung zwischen den beiden Aspekten mag allerdings zuweilen gar nicht so deutlich sein, zugegeben. Doch ich finde es wichtig, dass Kuksi für sich selbst sprechen kann.
Politischer Aktivismus eines Hundes? Was soll das bedeuten? Loukanikos war ein griechischer Straßenhund, der sich aus freien Stücken den Protesten in der Schuldenkrise 2010 angeschlossen hatte. Er mag die volle Trageweite und die Ursachen dieser Demos nicht voll verstanden haben, aber dass er täglich dabei war, dass er sich auf einer Seite engagierte, zeigt jedenfalls, dass es ihm ein Anliegen war, warum auch immer, mitzudemonstrieren. Wissen wir das bei Menschen so genau, warum sie alle dabei sind? Loukanikos wurde zur Berühmtheit, von der US-amerikanischen Zeitschrift „Time“ zur Persönlichkeit des Jahres 2011 gewählt, war auf der Titelseite des Economist, und selbst zu seinem Tod 2014 gab es international Berichte, wie z.B. in der Süddeutschen, obwohl er friedlich und ohne Aufsehen auf einem Sofa entschlafen war.
Doch man muss nicht Loukanikos sein, um sich als Hund politisch engagieren zu können. Hunde haben Anliegen, z.B. mit ihren Beziehungsmenschen in eine Bibliothek mitkommen zu dürfen oder nicht an der Leine gehen zu müssen. Indem sie das einfach tun oder öffentlich darauf bestehen, fordern sie die Gesellschaft heraus, muss man sich mit ihrem Anliegen beschäftigen. Bei uns Menschen ist das auch nicht viel anders.
Bei meinen Buchpräsentationen tritt Kuksi also aus verschiedenen Gründen auf. Einerseits will er einfach dabei sein. Und das steht ihm als Hauptperson auch irgendwie zu. Bei der Veranstaltung in einer Wiener Volkshochschule kürzlich wurde ihm dann sogar anlässlich des Buffets Tofu serviert, wie auf dem Bild zu sehen ist. Andererseits demonstriert er seine Selbständigkeit, indem er als „antiautoritär“ aufgewachsener Hund, ohne Befehle zu befolgen, sich dennoch problemlos einfügt und nach dem Vortrag selbst auch Freundschaften schließt. Schließlich ist diese Selbständigkeit das wesentliche Argument für seinen Anspruch auf Rechte.
Bei meinen 3 Vorträgen in den letzten Tagen in Deutschland war er immer dabei. In die Stadtbibliothek von Eberswalde kam nur durch sein Durchsetzungsvermögen, weil er beharrlich darauf bestand, bis man freundlicherweise nachgab. Heute war er zum ersten Mal mit mir in einer Schule bei einem Tierschutzvortrag dabei. 3 Klassen von 15-Jährigen zusammengenommen, sehr viele Hände, die ihn dauernd streicheln wollten, und er stellte sich der Herausforderung in stoischer Ruhe. Eine Schülerin mit Kopftuch meinte, sie fürchte sich vor Hunden. Es gab eine Diskussion, ob er deshalb an die Leine zu hängen sei. Da erklärte sich ein Schüler bereit, neben dem Mädchen zu sitzen und Kuksi fernzuhalten. Wenig später traten Kuksi und die Schülerin in einen Dialog und sie berührte ihn. Die persönliche Begegnung kann oft Vorurteile und Ängste in einer Weise abbauen, wie das im Gespräch nicht möglich wäre.
Auf Kuksis Platte befanden sich neben Naturtofu noch die beiden Sorten “wau” und “wuff” des veganen Alleinfutter/essenmittel von vegourmet und zur Dekor Karotten und glatte Petersilie. Beiden letzteren blieb das Schicksal des Dekors ….
Somit waren Soja, Weizen, Lupine u.v.a. vertreten.
Übrigens haben alle drei anwesenden Hunde die Teller leer “geputzt” (bis auf die überflüssige Dekor) und dann noch Nachschlag erbeten.
Heute gibt es zusätzlich Cheddar und Mozzarella Käse (ebenfalls vegourmet) und Räuchertofu statt Naturtofu.
Besonderer Dank an maran vegan für das Sponsoring und ihr vielfältiges und gutes Sortiment.