Wer im Tierschutz kennt nicht das Lieblingsargument gegen den Veganismus: wenn niemand mehr die sogenannten Nutztiere nutzen will, werden sie dann nicht alle „vernichtet“? Wer vegan lebt fordere den Massenmord an Tieren! Und das aus dem Mund jener, die ohne zu zögern nach dem Billigfleisch im Aktionsangebot des Supermarkts greifen und dadurch erst den Massenmord an Tieren verursachen!
Die Antwort ist einfach. Wer vegan lebt, fordert nur, dass nicht mehr nachgezüchtet wird. In Österreich werden jährlich 80 Millionen Tiere gezüchtet und geschlachtet. Dieser Teufelskreis muss durchbrochen werden, indem man nach der Schlachtung keine neuen Tiere einstallt. Schuld an der in dieser Strategie letzten Tötung sind nicht die VeganerInnen, sondern jene, die die Tierproduktion in Auftrag gegeben haben.
Bei den Jagdgattern präsentieren sich einige JägerInnen nun ähnlich als die Retter der Tierwelt. Wenn ein Jagdgatter aufgelöst wird, kann man ja nicht einfach die Zäune entfernen, sonst kommen alle dort gezüchteten Tiere in die freie Wildbahn und würden Schäden in der Land- und Forstwirtschaft anrichten, argumentiert die Politik. Also geht das nur, wenn die Wilddichte innen jener außen entspricht. Normalerweise ist sie aber innen deutlich höher – das ist ja schließlich der Grund für die Gatterhaltung. Deshalb muss die Population vor dem Öffnen und Auflassen auf eine ökologisch verträgliche Dichte reduziert werden. Und deshalb, so die Gatterjägerschaft, seien jene, die ein Gatterjagdverbot fordern, TiermörderInnen.
Doch dass gerade die Gatterjägerschaft jetzt damit gegen eine Auflösung argumentiert, ist lachhaft. Betrachten wir die Zahlen. In einem Salzburger Jagdgatter spricht der Betreiber von 150 Wildschweinen, die dort gehalten werden und jährlich so viel Nachwuchs produzieren, dass man 400 Tiere auf Treibjagden erschießen kann. Würde man also das Gatter auflösen, müssten statt der 400 im Herbst lediglich diese 150 deutlich reduziert werden. Mit anderen Worten: die Gatterauflösung bedeutet also eine wesentlich geringere Zahl von Abschüssen im ersten Jahr und dann nie wieder Gatterjagden mit Massentötungen.
Ähnlich im Lainzer Tiergarten. Man spricht von einer Population von etwa 700 Wildschweinen und jährlichen Abschüssen bisher von gut 1500. Stattdessen reduziert man jetzt von 700 auf 350 Tiere und hofft, dass diese dann ohne Fütterung, die über 5 Jahre langsam auf Null zurückgefahren wird, auskommen. Es werden also selbst im ersten Jahr weniger Tiere geschossen als üblich, und in Zukunft nie wieder diese Massen. Es mag unschön sein, durch die Forderung nach Gatterauflösung an diesen Abschüssen irgendwie mit schuldig zu wirken, oder sie zumindest zu tolerieren. Aber Schuld daran sind nicht wir, sondern die Gattergründer. Sie haben diese Überpopulationen produziert und sie sind nicht bereit, auf den Abschuss und den Fleischkonsum zu verzichten. Man könnte ja auch gewaltfrei vorgehen, z.B. durch Verhütung. Im Lainzer Tiergarten wird es ja ein solches Projekt geben. Doch dagegen wettert die Jägerschaft wie besessen. Aber wenn stattdessen abgeschossen wird, seien wir die Tierquäler. Natürlich.
Bei den Pelzfarmen war es ähnlich. Jedes Jahr werden 90 % der Tiere dort getötet, um ihnen die Haut abzuziehen. Das Verbot, das wir 1998 erreicht haben, führte dazu, dass zu den 90 % getöteten Tieren für die Pelzung einmalig noch jene 10 % hinzu kamen, die sonst für die Zucht über den Winter auf der Farm geblieben wären. Sind wir TierschützerInnen, die das Pelzfarmverbot durchgesetzt haben, nun für den Tod dieser Tiere verantwortlich? Das wäre ein sehr zynisches Argument. Es sind die PelzfarmerInnen, die diese Tiere angeschafft haben und töten. Sie wollen auf deren Pelz nicht verzichten und nutzten sie noch als Geiseln, sensiblen Menschen, die für das Pelzfarmverbot eintraten, eine Mitschuld an ihrem Tod einzureden. Nein, so nicht. Im Gegenteil. Auch wenn die Tiere nicht freikamen und auch nicht auf Gnadenhöfen landeten, sind sich heute alle einig: das Verbot der Pelzfarmen in Österreich hat unzähligen Pelztieren Qual und Tod erspart. Einige andere Länder haben es nun auch bereits eingeführt. Noch nie habe ich von wirklich tierschutzbewegten Personen gehört, dass ein Pelzfarmverbot Tierquälerei wäre. Und genauso verhält es sich mit den Jagdgattern.