19. März 2024

Käfige in der Bodenhaltung von Legehennen ist Tierquälerei

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Und das nennt sich Bodenhaltung von Legehühnern. Ein Betrieb mit AMA-Gütesiegel!

Anfang April 2013 hat der VGT eine Tierfabrik mit Bodenhaltung von Legehennen besetzt, in der die Tiere in Käfigen gehalten werden: https://martinballuch.com/?p=2347.  Bodenhaltung mit Käfigen? Ja, solange die Käfige offen bleiben und die Tiere in die Gänge hinausgehen dürfen, sind die formalen Vorgaben einer Bodenhaltung erfüllt. Schon im April haben wir aber darauf aufmerksam gemacht, dass diese Haltungsform vielleicht formal – wenn die Käfige offen stehen – aber sicherlich nicht nach Ansicht der Öffentlichkeit einer Bodenhaltung entspricht. Und natürlich auch nicht vom Standpunkt der Hennen. Selbst mit offenen Käfigen können die Tiere nicht aufflattern, von einem erhöhten Sitzplatz quer über den Gang zum nächsten segeln, in den Scharraum hinunterspringen und einfach den dreidimensionalen Raum nutzen. Als ehemaliger Häftling weiß ich nur zu gut, wie es sich anfühlt, in einem engen Bereich mit Gitter in (fast) allen Richtungen zu sitzen. Ein offener Raum fühlt sich ganz anders an!

Und darüber hinaus ist diese Haltungsform nicht kontrollierbar. Perfider Weise lassen sich nämlich alle Käfige mit einem einzigen Handgriff mechanisch gleichzeitig öffnen! Kündigt sich die Kontrolle an, ist es also ein Leichtes die eben noch eingesperrten Hühner rasch hinaus zu lassen. Danach bietet man das Futter nur in den Käfigen an und kann so, wenn die Hühner wieder hinein gegangen sind, diese mit einem Handgriff einsperren. Deshalb forderten wir schon bei der damaligen Besetzung, dass, erstens, die Käfigtüren plombiert gehören, sodass sie nicht mehr verschlossen werden können, und zweitens dieses gesamte Haltungssystem verboten wird. Keine Käfige in Bodenhaltung, ob offen oder nicht! Der Betrieb vom April 2013 hatte auch das AMA-Gütesiegel. Die AMA kündigte danach auch tatsächlich an, Konsequenzen zu ziehen. Doch diese sind bis heute ausgeblieben.

_DSC5704_2524_NEFkleinAnonyme AktivistInnen spielten uns nun in den letzten Tagen Foto- und Filmmaterial eines weiteren solchen Käfig-Bodenhaltungsbetriebs zu, wieder im Bezirk Hartberg. Dieser Betrieb ist sogar kürzlich erst neu gebaut worden und trotzdem hat er wieder dieselben Käfigreihen in den Hallen stehen! Diesmal erhielten wir dazu eine beeindruckende Filmsequenz: eine Kamera war an der Decke der Tierfabrik innen über den Käfigen verdeckt montiert worden und hatte 24 Stunden durchgehend gefilmt. Beim Schnelllauf kann man feststellen, dass die Käfige die gesamte Zeit ständig geschlossen gehalten worden sind.

Mit diesen Beweisen bewaffnet begaben sich 40 VGT-AktivistInnen heute früh zu diesem Betrieb und stellten den Manager zur Rede. Er schloss sofort die Tür und rief die Polizei. Unterdessen telefonierten wir mit der zuständigen Amtstierärztin und informierten die KontrolleurInnen der AMA. Da beobachteten wir, wie einer der Arbeiter rasch in die Hühnerhallen lief und ohne jeden Zweifel schnell die Käfigtüren öffnete. Als die Polizei erschien reagierte sie auf unsere Präsenz sehr freundlich. Der Betreiber ließ die beiden BeamtInnen in die Hallen schauen und sie erzählten uns danach, dass die Käfigtüren tatsächlich wieder geöffnet waren.

P1000437kleinDie AmtstierärztInnen erschienen, ließen sich von uns das Beweismaterial zeigen und nahmen unsere Anzeige entgegen. Dann kontrollierten sie den Betrieb. Die AMA unterdessen meldete sich bei mir und eine Sprecherin sagte, dass man sofort reagiert habe und ab 1. Jänner 2014 eine neue Regelung einführen werde: In allen Bodenhaltungsbetrieben mit Käfigen würden die Käfigtüren ab sofort geöffnet und plombiert werden müssen. Wo das technisch nicht möglich ist, soll es 4 statt 1 Kontrolle pro Jahr geben. Auf meine Frage, warum nicht gleich Käfige in Bodenhaltungsbetrieben aus dem AMA-Gütesiegel ausgeschlossen werden, wurde mir gesagt, dass man darüber nachdenken könne, aber momentan gebe es nun schon diese Betriebe und da bedürfe es einer sofortigen Abhilfe.

Das Legebatterieverbot von 2009 war immer als ein vollständiges Käfigverbot gedacht. Ich war in sämtliche Verhandlungen darüber in den Jahren 2003/2004 auf politischer Ebene eingebunden und kann das aus erster Hand bestätigen. Außer mir ist wahrscheinlich niemand mehr politisch aktiv, der/die damals mitverhandelt hat. So schnelllebig ist die Politik. Daher ist es meine Aufgabe, nun das gerade neu eingesetzte Tierschutzministerium mit Minister Alois Stöger dazu aufzufordern, Käfigsysteme in Bodenhaltungen zu verbieten, ob offen oder nicht.

P1000430kleinUnd die Konsequenz für uns? Von der Besetzung im April 2013 ist noch immer ein Verfahren anhängig, das demnächst vor dem Verwaltungsgericht verhandelt wird. Ich wurde in erster Instanz verurteilt, eine unangemeldete Demo organisiert und dabei zugelassen zu haben, dass sich einige AktivistInnen der Polizei nicht zu erkennen gaben. Strafe € 600. Heute erhielten wir wieder eine Anzeige, wie uns die Polizei mitteilte. Diesmal, weil wir nur 95 statt mindestens 100 m von der Autobahn entfernt gestanden seien, und das widerspreche einer Werbeverordnung.

Mehr Fotos und Informationen:
https://vgt.at/filme/fotos/recherchen/20131216Bodenhaltung/index.php

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