Morgen den 11. Oktober 2013 ist Tag des Ei’s. Ein wirtschaftliches Konzept, das werbewirksam sein soll und den Profit erhöhen. Ich spreche lieber vom Tag der Legehenne. Und da gibt es – möglicherweise – etwas zu feiern: wir stehen knapp davor, das allerletzte österreichische Huhn aus dem Legebatteriekäfig zu bekommen! Und das deshalb, weil der Betrieb Latschenberger – ursprünglich jener ÖVP-Bürgermeister, der noch Monate nach dem Verbot 2009 eine konventionelle Legebatterie weitergeführt hatte, die deshalb vom VGT besetzt wurde – heute bankrott gegangen ist.
In den Jahren 2003/2004 führten wir eine konfrontative Kampagne durch, um ein absolutes Legebatterieverbot, das auch die sogenannten ausgestalteten Käfige umfasst, die jetzt in der EU Standard sind, zu erreichen. Am 27. Mai 2004 war es soweit, am 1. Jänner 2009 trat es in Kraft. Allerdings gab es bis dahin schon 17 ausgestaltete Legebatterien – aber nur 3 davon relevant groß – mit zusammen 200.000 Hühnern, die wenige Prozent aller Legehühner Österreichs ausmachten und eine Galgenfrist bis 2020 erhielten. Doch der wirtschaftliche Druck stieg auf diese Betriebe. Zunächst weigerten sich einzelne, die Zahl „3“ auf die Eier zu drucken, weil ihre Käfige ja nicht konventionell sondern ausgestaltet seien. Das konnte letztlich verhindert werden, wir brachten den Fall in die Help-TV Sendung im ORF. Dann überzeugten wir alle Supermärkte und die allermeisten Bäckereien, Nudelhersteller und Gastronomie-Betriebe, mit Käfigeiern aufzuhören. Wirtschaftlich wurde es eng.
Als erste der drei Großen gab die Wr. Neustädter Frischei auf und verkaufte ihre ausgestaltete Legebatterie an die Nudelfirma Recheis. Der Betrieb wurde zu einer Bodenhaltung umgebaut, momentan wird sogar ein Stall auf eine tierschutzgeprüfte Bodenhaltung umgestellt, die auch einen Auslauf ins Freie hat. Ein Betrieb mit ehemals gut 70.000 Käfighühnern weniger!
Auch der Betrieb Schrall begann Anfang des Jahres seine Käfighaltung auf eine Bodenhaltung umzustellen. Blieb nur mehr die große Legebatterie mit 76.000 Hühnern in Seitenstetten im Bezirk Amstetten in NÖ, mittlerweile von ÖVP-Bürgermeister und ehemals größtem Legebatteriebetreiber Österreichs, Karl Latschenberger, an seinen Sohn übergeben. Doch der war Anfang September 2013 in Schwierigkeiten geraten: dafür, innerhalb von 4 Monaten Millionen von Eiern mit falschen Haltbarkeitsdaten versehen zu haben, siehe http://www.krone.at/Oesterreich/Eierproduzent_in_NOe_trickste_mit_Haltbarkeitsdaten-30_Monate_Haft-Story-374490, wurde er zu 30 Monaten Haft, 10 davon unbedingt, verurteilt. Die € 500.000 Gerichtskosten und Strafe brachen dem Betrieb das wirtschaftliche Genick, http://noe.orf.at/news/stories/2608277/, heute wurde der Konkurs bekannt. Im Betrieb befinden sich momentan 67.000 Junghennen und 153.000 ausgewachsene Legehennen.
Ich freue mich nicht darüber, wenn Menschen Bankrott gehen oder ins Gefängnis müssen, auch Legebatterie-BetreiberInnen. Aber jetzt besteht die echte Chance, dass Österreichs letzte Legebatterie endlich ihre Pforten schließt und diese Haltungsform für immer der Vergangenheit angehört. Einer Vergangenheit, an die man eines Tages nur mit Schaudern zurückdenken wird, wie wir damals mit Tieren umgegangen sind.
Die AMA hat zum Tag des Ei’s eine Presseaussendung verschickt, siehe hier. Darin steht, dass seit dem Legebatterieverbot der Import von Eiern (fast nur aus Käfighaltung) auf 20% zurückgegangen ist. Mit 18,4% sind Schaleneier das Tierprodukt in Österreich mit dem größten Bio-Anteil. Von den Legehühnern leben 66,2% in Bodenhaltung, 21,9% in Freilandhaltung und 11,8% in Bio-Freilandhaltung. Und der Eikonsum? Wörtlich sagt die AMA: In Haushalten mit Haushaltsführern bis 29 Jahren liegt der durchschnittliche Eier-Einkauf bei 54 Stück pro Jahr, ist der Haushaltsführer älter als 60, werden 139 Eier gekauft, verkocht und verbacken. Was für ein Generationssprung! Wird auch der Eikonsum einmal Teil einer längst vergangenen Zeit sein, an die sich die Menschen nur noch mit Schaudern erinnern?
Mit solchen Statistiken wäre ich vorsichtig. Viele Leute kaufe heute Fertigwaren und lesen gar nicht was da alles drinnen ist. Ich hätte z. B. nie Schmalz im Brot vermutet, oder Gelatine in Süßspeisen, usw., man muss oft ganze Romane lesen um zu wissen was man isst. Das macht nicht jeder.
Nudeln ohne Ei sind jedenfalls in der Minderheit und Nudeln essen viele Leute.
Viele alte Menschen essen überhaupt nur noch bei “Essen auf Rädern”. Von daher könnte man viel bewegen, würde man bei diesen Großküchen BIO durchsetzen. Das könnte ich mir schon vorstellen.
Allerdings glaube ich, dass sich vegan niemals durchsetzen lässt. Es gibt auch Menschen die Soja nicht vertragen, die keinen Weizen vertragen, und vieles andere. Die könnten dann fast nur noch Erdäpfel essen.
Liebe Nina,
Du hast Recht dass der Hauptbetrieb in Biberbach ist. Aber die Legebatterie, die denselben Besitzer hat, steht in Seitenstetten, möglicherweise Seitenstetten Dorf. Es gibt eine Reihe von Betrieben, die noch dazu gehören. Diejenige, die wir besetzt haben, war auch nicht die in Biberbach. Es gibt z.B. noch eine in Marchtrenk.
Danke für die Info!
Hallo Martin,
die besagte Fabrik befindet sich nicht in Seitenstetten, sondern im benachbarten Biberbach. Hr. Latschenberger war Buergermeister in dieser Gemeinde.
Liebe Gruesse,
Nina (aus Seitenstetten)
eines Tages werden wir Martin Balluch +seinem team ALLE danken, so toll dass es Menschen wie IHN gibt ,die das Tierleid aufzeigen und dadurch erreichen wird dass irgendwann auch das Grauen in den Tierfabricken ein thema in der ÖVPspitze sein wird, die sich dann endlich zu einer Änderung der Tierschutzgesetze erweichen lassen werden ! liebes VGT team,danke vieltausenmal für Ihren heldenhaften Einsatz !!!