18. Dezember 2024

Mein Hundefreund Kuksi und ich zu Besuch im Tierparadies Schabenreith

Das Tierparadies Schabenreith feiert heuer seinen 25ten Geburtstag. Grund genug, wieder einmal zu Besuch zu kommen, zumal es dort ja auch eine vegane Frühstückspension gibt. Und mein Hundefreund Kuksi hat sowieso eine besondere Beziehung dorthin, hat er da ja in seinem ersten Lebensjahr etwa 2 Monate gelebt, bevor ich ihn bei mir aufgenommen habe. Wenn er die beiden BetreiberInnen des Tierparadieses begrüßt, ist er vielleicht deshalb immer so völlig außer sich vor Freude – auch 9 Jahre nachdem er zu mir übersiedelt ist.


Der 800 m² große Häuserkomplex zusammen mit den 10 ha Wald- und Wiesengrund waren ursprünglich eine Nutztierzucht. In dem Stall, in dem jetzt 4 Schweine leben, befanden sich 120 (!) Kälber in engen Boxen in Viererreihe zur Mast. Als Harald und Doris Hofner das Anwesen kauften, dachten sie noch an kein Tierheim. Erst ihre Tierliebe und ihre Hilfsbereitschaft machten es dazu.

Heute leben dort 464 Tiere. Da ist einmal das Geschwisterpaar Gin und Tonic, zwei etwa 10 Monate alte Schweine, die immer zusammen stecken und ständig unterwegs sind. Sie können ihren Stall betreten und verlassen wann sie wollen, sie haben jederzeit Zutritt zum freien Gelände. Mit den Pferden verstehen sie sich auch ausgezeichnet. Neben ihnen schläft Herr Hübl in einer Bucht voll Stroh. Auch ein rosarotes „Nutzschwein“, ist er rekordverdächtige 16 Jahre alt, die er bis auf die ersten 2 Monate vollständig hier verbracht hat! Trotzdem wandert er gerne immer wieder umher und führt ein freies Leben. Vierte im Bunde ist Rosina. Insgesamt gibt es hier 12 Schweine, die niemandem mehr zu nutzen brauchen. Ich sitze mit ihnen in ihrer Bucht und streichle ihre Köpfe. Freundlich lassen sie das von einem Fremdling über sich ergehen. Wenn ich sie sehe, höre, spüre und rieche, dann weiß ich, warum ich mich seit über 30 Jahren im Tierschutz engagiere! Sie, und alle anderen Wesen wie sie, haben sich ein Leben in Freiheit und ohne menschliche Gewalt verdient.

In einem Gehege sehe ich Ziegen, Schafe und Lamas. Dazwischen zahlreiche Hühner, Enten, Gänse, Schwäne und Truthühner. Unten sogar zwei Nandus. Drüben bellen Hunde. Momentan sind fast 50 hier im Tierheim, ebenso über 160 Katzen. Die meisten der Hunde und Katzen leben im Haus in Gruppen, aufgrund der großen Anzahl aber auch einige draußen in umzäunten Bereichen. Das haben Tierheime so an sich, dass sie überquellen zu drohen. Wie kann man schon nein sagen, wenn man dramatischem Tierleid begegnet? Alle diese Tiere haben ihre Geschichte. Einem wurde ein Bein abgehackt, ein anderer Hund sogar lebendig angezündet, manche stammen aus Serbien oder Rumänien, entweder von Todeslagern oder von TierhändlerInnen. Lauter Einzelschicksale, die hier zusammenfinden. Auch mein Hundefreund Kuksi war vor mehr als 9 Jahren Teil dieser Gemeinschaft.

Unten in einem Waldstück sind 2 ha eingezäunt. Dort leben einige Rehe und ein Damhirsch. Letzterer stammt aus einem Gatter, seine Mutter ist erschossen worden, die Tochter der GatterbetreiberInnen hat ihn gerettet und ins Tierparadies gebracht. Die Rehe sind unfassbar zutraulich. Das ist für mich auch etwas Besonderes, diese Tiere zu streicheln und aus der Nähe zu erleben, die sonst in Gattern der Jagdlust zum Opfer fallen.

Wenn man, so wie ich, jahrzehntelang im Tierschutz für Verbesserungen kämpft, wird man oft frustriert. Wie leicht kommt es zu einem Burn out, ist man doch nicht nur mit großer Brutalität, sondern oft auch mit Einstellungen verschiedener Menschen konfrontiert, die diesen Wesen jede Existenzberechtigung und jeden Eigenwert absprechen. Da ist es sehr wichtig, immer wieder an Orte wie diesen zu kommen, die Tiere zu sehen und zu spüren, für die man sich engagiert. Wie eine Realitätsblase ist das hier, ein kurzer Blick in eine zukünftige Welt, in der wir die Autonomie der Tiere respektieren. Hier müssen sich die Interessen der Tiere nicht hinten anstellen!

Manchmal frage ich mich, was meine politischen GegnerInnen, wie zuletzt die GatterjägerInnen Mayr-Melnhof oder Mensdorff-Pouilly, oder ihre Anwälte Dax und Schaffgotsch, zu einem Ort wie diesem sagen würden. Utopische Spinner? Naja, aber eine wunderschöne und friedliche Utopie. Unendlich weit von der brutalen Gewalt der alltäglichen Praxis dieser Menschen entfernt! Was spricht denn gegen eine Gesellschaft, die keine Gewalt gegen Tiere ausübt und ihnen ihre Würde und ihre Freiheit lässt, wie hier im Tierparadies? Eigentlich, wenn man genau hinsieht, gar nichts. Nicht das Geringste. Ich würde allen, die das anders sehen, einen Besuch empfehlen. Das über 700 Jahre alte Gebäude des Gästehauses zusammen mit den zahlreichen Tieren um einen herum bieten die Möglichkeit, die Welt einmal von einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Jeder sollte das einmal erleben.

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Ein Gedanke zu “Mein Hundefreund Kuksi und ich zu Besuch im Tierparadies Schabenreith

  1. Lieber Herr Balluch, danke für den tollen Artikel. Ich liebe das Paradies Schabenreith und war auch selber schon dort. Sie haben das sehr schön beschrieben, wie es eben dort ist. Ich möchte gerne wieder hin und werde das sehr genießen. Liebe Grüße, Uschi-Theresa Seibt

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