5. November 2024

Neues vom Klimawandel

In einem Gemeindebuch in der Umgebung des Hochschwabs in der Obersteiermark ist die Rede davon, dass hier der Winter wirklich 6 Monate dauert. Das Buch stammt von 1955. Heuer gab es zwar einen Winter, aber der ist schon seit einiger Zeit wieder vorbei. Obiges Bild stammt von Ende März. Kein Schnee mehr auf den Schipisten. Der Winter war kaum 3 Monate lang. Das ist der Klimawandel.


20170405_142036Das Jahr 2016 war das heißeste weltweit, seit Temperaturmessungen existieren, berichtet New Scientist. Globale Temperaturen waren 1,1 °C über prä-industriellen Werten. Von den 17 Jahren der 2000er waren 16 unter den 17 heißesten Jahren, die jemals gemessen wurden. 2016 war auch das Jahr mit den höchsten Treibhausgaslevels und den niedrigsten Meereismengen.

Der Anteil an CO2 in der Atmosphäre ist nun auf 408 ppm angestiegen, im Monatsmittel sogar auf 410 ppm, der höchste Wert, der jemals gemessen wurde. Bohrkernanalysen von Alteis zeigen, dass zumindest in den letzten 800.000 Jahren der CO2-Gehalt der Atmosphäre niemals so hoch war. Mit anderen Worten: uns stehen so heiße Temperaturen bevor, wie sie noch niemals auf der Erde existiert haben, seitdem es die heutige Menschenart Homo sapiens gibt. Erst vor 4 Jahren ist der CO2-Gehalt über die magische 400 ppm Marke gestiegen. Wenn das so weiter geht, wird sich das CO2 gegenüber der prä-industriellen Zeit verdoppeln, bevor wir die Jahrhundertwende erreichen. Eine Verdopplung bedeutet einen Temperaturanstieg von 3 °C unmittelbar, und bis zu 6 °C in den folgenden Jahrzehnten bzw. Jahrhunderten.

Am 26. November 2016 schrillten am Nordpol die Alarmglocken. Dort war es 20 °C wärmer als sonst üblich zu dieser Jahreszeit, das Eis schmolz einige Tage lang zu einer Zeit, zu der es sich eigentlich bilden sollte. Die Ausdehnung des Meereises war kleiner, als jemals im November gemessen. Die Kaltluft der Polarnacht ist nach Süden abgedriftet und warme Luft über dem Pol eingedrungen. Solche Wetterkapriolen soll es in Zukunft öfter geben, berichtet New Scientist, weil der Klimawandel den Polarjet und damit die Stabilität der polaren Atmosphäre schwächt.

Am 18. Februar 2017 berichtet New Scientist, dass Australien sich in einer Hitzewelle noch nie dagewesenen Ausmaßes befindet. In Südaustralien und Victoria erreicht das Thermometer 46 °C, in New South Wales und Queensland sogar 47 °C. 9 Städte meldeten den heißesten Tag, den es dort jemals gegeben hat. Die unmittelbare Folge waren zahlreiche Krankheits- und Todesfälle, Buschfeuer und Stromausfälle aufgrund der intensiven Nutzung von Klimaanlagen.

Neue wissenschaftliche Studien (New Scientist, 18. 2. 2017, Seite 7) zeigen, dass die Hälfte der Landsäugetiere und ein Viertel der Vögel, die weltweit vom Aussterben bedroht sind,  durch den Klimawandel besonders gefährdet werden, insbesondere weil ihr Lebensraum weiter eingeschränkt wird. Die Arbeit listet 700 Tierarten, die unmittelbar durch den Klimawandel gefährdet werden.

Am schlimmsten aber trifft es momentan die Korallenriffs. Die Wassertemperatur ist in den Tropen nun so hoch, dass zahlreiche Riffs das vierte Jahr in Folge weiträumig ausbleichen. Der Nordteil des Großen Barriere Riffs war letztes Jahr zur Hälfte gestorben. Jetzt werden neue Areale gemeldet, die bleichen. Korallen stoßen bei zu großer Hitze ihren symbiotischen Algenbesatz ab und werden dadurch weiß. Das momentane Bleichen ist das mit Abstand schlimmste aller Zeiten. Ein nachher ungestörtes Riff kann sich innerhalb von 10 Jahren vom Ausbleichen erholen. Doch das Bleichen, das 2014 begonnen hat, wird sich aller Voraussicht nach 2017 weiter fortsetzen und ausweiten. In einem solchen Fall wird das Riff einfach für immer absterben.

20170405_145150Doch erhöhte Temperaturen in den Weltmeeren haben auch andere Konsequenzen. Phytoplankton produziert etwa die Hälfte des Sauerstoffs in der Atmosphäre, deutlich mehr als alle Bäume weltweit. Diese pflanzlichen Meeresorganismen leben in den ersten Metern unter der Wasseroberfläche und reagieren auf Klimaänderungen sehr empfindlich. Manche Planktonarten vermehren sich bei erhöhtem CO2, manche aber sterben auch ab. Coccolithophores z.B. hat um das Zehnfache in seiner Anzahl zugenommen, aber Neodenticula seminae und andere Planktonarten gehen dramatisch zurück. Laut einer neuen Studie seien einige Schlüsselarten von Plankton 99 km pro Jahrzehnt in Richtung der Pole gewandert, um dem Temperaturanstieg zu entgehen. Je größer der Plankton, desto schlechter ist er in der Lage mit einem wärmeren Klima umzugehen. Aber es sind gerade die großen Planktonarten, die momentan etwa die Hälfte des jährlich von Menschen produzierten CO2 wieder der Atmosphäre entziehen. Sollten diese absterben, wird sich der Klimawandel beschleunigen.

Nachdem 197 Staaten den Pariser Vertrag zur Reduktion von CO2-Emissionen unterschrieben hatten, trat dieser im November 2016 in Kraft. Dieser Vertrag eröffnet Bürgerinitiativen und NGOs die Möglichkeit, Regierungen vor Gericht zu bringen, wenn sie sich nicht an diese Vorgaben halten. Ein Lichtblick dabei ist das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Österreich gegen die 3. Startbahn des Flughafens Schwechat in Wien. Aber auch in anderen Ländern, insbesondere Holland, Belgien, Neuseeland und den USA, laufen Gerichtsverfahren gegen spezifisch klimafeindliche Projekte und auch gegen Regierungen, deren Politik das Klima gefährdet. Die Gerichte in den USA zeigen es im Zusammenhang mit Trumps Dekreten vor, dass BürgerInnen gegen gewisse politische Entscheidungen mit richterlicher Hilfe rechnen können. Der einzige Lichtblick in dunklen Zeiten.

Trump lässt sich davon allerdings nicht beirren. Mit Fantasiegerede von Fake News behauptet er weiterhin, der Klimwandel sei ein chinesisches Märchen, und streicht die Einschränkung der Kohleförderung durch Umweltauflagen. Zusätzlich entzog er der US-amerikanischen Umweltbehörde 54 Milliarden Dollar für Erforschung des Klimawandels und Maßnahmen dagegen. Stattdessen investiert er dieses Geld in das Militär, obwohl die USA bereits heute mehr Geld für ihr Militär ausgeben, als alle anderen Länder der Welt zusammen.

Ein Gedanke zu “Neues vom Klimawandel

  1. Umso wichtiger ist es, dass sich möglichst viele Menschen zusammenfinden die FÜR den Klimaschutz (und selbstverständlich auch für den Tierschutz) eintreten und Artenschutzprojekte realisieren. Vor allem wenn man dann noch solche “stimmt doch nicht … Alles nur eine Erfindung von Umweltfaschisten oder Mir scheißegal ich erlebs eh nicht oder mich interessiert nicht” -Typen um sich hat.
    Natürlich – Klimawandel selbst ist NICHT durch den Menschen hervorgerufen – sehr wohl ABER das Tempo und Ausmaß des Voranschreitens.
    Dennoch – es gibt schon Projekte das CO2 durch Mikroorganismen wieder loszuwerden. Siehe: https://www.welt.de/wissenschaft/article157383755/So-holen-wir-CO2-aus-der-Atmosphaere-wieder-zurueck.html

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