Es ist bereits passiert: Erzählungen von Wanderern zufolge hat ein Jäger vom sogenannten Skywalk, einer Aussichtsterrasse auf der Hohen Wand, einen der zahmen Steinböcke erschossen. Wie diese Steinböcke auf die Hohe Wand gekommen, nämlich aus einem Tiergehege ausgebrochen, und warum sie von der Jägerschaft bedroht sind, habe ich ja schon berichtet: https://martinballuch.com/?p=1331
Jetzt haben wir eine Petition zur Rettung der Steinböcke eingerichtet, die man online unterschreiben kann: vgt.at/steinbock
Diese Petition ist nicht eine der vielen Petitionen, eine Sammlung von Namen, die eh nichts bewirkt. In diesem Fall hat genau eine solche Petition durch die vielen Tausend Unterschriften schon vor einigen Jahren den Abschuss verhindert. Die lokalen Medien haben bereits mehrere Male über den genauen Stand unserer neuen Petition berichtet, zuerst die nur 180 Unterschriften verlacht, mittlerweile die doch 1569 Unterschriften gewürdigt. Es wäre daher wichtig, dass es noch mehr Unterschriften werden. Eine Anrainerin hat sogar ein großes Transparent an ihrem Haus montiert, um auf die Petition aufmerksam zu machen!
Gleichzeitig mit dieser Petition versuchen wir auch eine gewaltfreie Lösung für das Problem zu finden. Obwohl nicht so klar ist, was das Problem eigentlich genau sein soll, hatten Steinböcke eigentlich nie natürliche Feinde. Dazu leben sie zu hoch oben, in den steilen Felswänden.
Laut Zeitungsberichten gibt es 3 Gründe für den Abschuss:
- Die Steinböcke seien Kreuzungen mit domestizierten Ziegen und deshalb eine Faunenverfälschung, behauptet die Jägerschaft!
- Sie würden seltene Alpenblumen essen, meint die nö Umweltanschwaltschaft! Auf Anfrage sagte man mir dort, das entsprechende Gutachten werde diesen Herbst fertig.
- Sie könnten Steine auf Kletterer werfen, geben Behörde und Jägerschaft an, von der Community der Kletterer habe ich diesen Vorwurf noch nicht gehört! Zwar kann es durchaus sein, dass Steinböcke in der Felswand Steine lostreten, aber das machen Kletterer selbst auch und überhaupt ist das eine für Felswände typische, natürliche Gefahr, die einfach zu diesem Freiluftsport dazugehört. Ich bin selbst Kletterer und öfter in der Hohen Wand unterwegs.
Nimmt man diese Gründe ernst und will die Anzahl der Steinböcke auf der Hohen Wand tatsächlich reduzieren, gäbe es viele Möglichkeiten, zumal diese Tiere sehr zahm sind. Oft sieht man sie auf der Gipfelwiese mitten unter Wanderern sitzen. Folgendes bietet sich daher an:
- Eine Umsiedlung auf den nahen Hochschwab, wo die Anzahl der Steinböcke seit Jahrzehnten ohne Jagd unverändert bleibt. Die Jägerschaft argumentiert, der Fang der Tiere wäre problematisch, sie könnten bei der Betäubung abstürzen. Wenn man bedenkt, dass die Steinböcke der Hohen Wand oft auf der Gipfelwiese lagern, könnte man sie von dort einfach abholen und umsiedeln, ohne Gefahr für sie, abzustürzen. Der VGT würde für die Kosten aufkommen.
- Verhütung mittels z.B. PZP oder anderen Wildtierverhütungsmitteln, die per Blasrohr in die Muskeln verabreicht werden. Auf der Hohen Wand leben gerade einmal 75 Steinböcke, davon die Hälfte weiblich. Diese rund 35 Tiere müssten mit einem Blasrohr eine kleine Injektion in die Oberschenkel erhalten, und schon würden sie sich nicht mehr fortpflanzen.
- Chemische Kastration für männliche und weibliche Tiere. Für die Schweine in den Tierfabriken wurde eine chemische Kastration entwickelt, die sehr kostengünstig ist und zuverlässig wirkt. Auch hierbei handelt es sich um eine Impfung mittels Blasrohr. Die Tiere würden sich nicht mehr fortpflanzen und vermehren.
Warum wählt man also wieder die nackte Gewalt, anstelle gewaltfrei und mit Vorsicht vorzugehen? Ich fürchte der wahre Hintergrund ist die Lust auf große Säugetiere zu schießen und ihre Trophäen an die Wand zu hängen! Unterschreiben Sie daher bitte unsere Petition. Mit genügend Unterschriften können wir diesen Abschuss tatsächlich verhindern!
@Ines:
Es gab einen Steinbockgipfel, an dem wir teilgenommen haben, siehe https://vgt.at/presse/news/2013/news20130418y.php. Dort haben wir eine Umsiedlung angeboten, die völlig realistisch ist. Losenheim ist keine Option, weil es dort für die Steinböcke nicht hochalpin genug ist. Es gibt aber eine Region in Salzburg im Hochgebirge, in der sie leben könnten. Und das ist definitiv NICHT zu weit! Beim Steinbockgipfel waren alle Anwesenden, ausser die Jägerschaft, für eine Übersiedlung. Wir werden sie jetzt daher angehen.
Leider verkündeten die Bezirkshauptmannschaften kurz nach dem Gipfel überraschend, dass trotzdem ab 1. August 30 Steinböcke geschossen werden sollen, siehe https://vgt.at/presse/news/2013/news20130424y.php. Doch wir haben an den Landeshauptmann appelliert – die Kronenzeitung hat breit davon berichtet – und hoffen das Beste.
Noch ist nichts verloren. In nächster Zeit werde ich hier am Blog berichten und eine entsprechende Kampagne einleiten.
Am 30.April stand in “Österreich”, dass die Umsiedelung der Steinböcke nach Salzburg zu weit gewesen wäre und mittlerweile 30 Exemplare schon geschossen worden sind.
Ich frage mich ernsthaft, wieso Salzburg und nicht Losenheim, das 10 km entfernt ist.
Weiß das jemand??
Mein Schwager klettert auch öfter an der hohen Wand und ich habe ihn bei seinem letzten Besuch auf die Steinböcke angesprochen. Er bestätigte mir zwar, dass die Tiere dort rumlaufen (sehr zu seiner Freude), auf die Frage ob die Steine lostreten meinte er aber nur, sie seien ja nicht mal direkt an den Kletterrouten, die einzigen, die einem gefährlich werden könnten, seien die anderen Kletterer 😉
Beim nächsten Mal frag ich ihn, ob er sie schon mal Blumen essen oder mit Ziegen flirten gesehen hat…
PS: sollten wir tatsächlich eine Verhütung durchführen, wäre jede Information, wo sich die Tiere aufhalten, sehr willkommen! Wir müssten dann ja möglichst alle Steinböcke in relativ kurzer Zeit finden.
Ich freue mich sehr zu lesen, dass auch andere Kletterer die Tiere ins Herz geschlossen haben. Auch mein Hund kommt supergut mit den Steinböcken aus, sie gehen ganz friedlich nahe (1 m) aneinander vorbei.
Liebe BesucherInnen der Hohen Wand,
wenn jemand von Euch einen Jäger dabei sieht, wie er Steinböcke bedroht, bitte unbedingt fotografieren und filmen, und uns möglichst rasch informieren. Jede Information darüber, wann und wo und wie diese Jäger die Steinböcke töten oder töten wollen ist sehr relevant, um ihnen das Handwerk zu legen!
In der Zwischenzeit werden wir mit der Petition und mit einer Tierärztin zur Bezirkshauptmannschaft gehen, und dort eine gewaltfreie Lösung der Vermehrungsfrage (ich weigere mich das ein Problem zu nennen) vorschlagen.
Hallo lieber Martin,
Ich bin Kletterer und Bergläufer. Wohne gleich in der Nähe der Hohen Wand. Kenn die Steinböcke sehr gut. Sehe sie oft bei meinen Kletter und Lauf Trainings. Mein Hund hat sich auch schon dran gewöhnt. Die Böcke müssen bleiben. Die Natur gehört jedem und der sich nicht mit ihnen arangieren kann soll zu Hause bleiben. Ich will das sie bleiben. Und das mit den Steinen lostreten ist Klettererrisiko. Das kann auch anders passieren. Werde heute wieder rauflaufen und schauen wo sie sind.
weil die Herren Grünröcke eben gerne auf alles schießen was sich bewegt und um die “Heldentat” danach im Freundeskreis erzählen. Es gibt in diesem Fall keine andere Erklärung. Als Kletterer habe ich oft Kontakt mit diesen freundlichen Tieren und freue mich jedesmal diese zu sehen.